Es ist Sommerpause. Zeit für ein schickes Metathema, oder?
ich habe gestern die Bielefelder Relegation gesehen und gedacht, wie ungebremst sich inzwischen der Kulturkampf im Fußball seine Bahnen bricht. Auf der einen Seite Raubtierkapitalismus, auf der anderen ein Mob, der im Stadion bürgerkriegsähnliche Zustände heraufbeschwört. Dazwischen irgendwo ich.
Zum Kapitalismus im Fußball gab es eben noch die DFL-Investoren-Diskussion. Zur scheinbar ungezügelten Gewalt hinter den Toren kann man deshalb aber nicht schweigen. Ich bin ein sehr kulturaffiner Mensch. Ich liebe die Diversität, die verschiedenen Lebensmodelle, Geschmäcker, Orientierungen - einfach die Vielfalt. Insbesondere liebe ich Emotionalität. Ich gebe mir deshalb viel Mühe, auch mir fremde Kulturen zum Beispiel im Fußball zu tolerieren. Dazu gehört auch die Ultra-Szene, deren kritischen Geist ich mag.
Angesichts der gestrigen Szenen: Kann es sein, dass wir im Fußball derzeit ein ähnliches Auseinanderdriften der Gesellschaft erleben, wie im gesellschaftlichen Kontext?
Ich empfinde meine eigene Fankultur jedenfalls von beiden Seiten bedroht: Von goldüberzogenen Steaks ebenso wie von bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Stadien. Warum? Weil die einen wie die anderen den Sport zu ihren eigenen Zwecken missbrauchen. Die einen, um aus der Gesellschaft noch mehr Geld aufs eigene Konto zu erpressen, die anderen, weil sie echte Not, wegen der Menschen gewaltvoll demonstrieren mit der Frage verwechseln, ob der eigene Verein im nächsten Jahr gegen Dresden oder gegen Magdeburg spielt.
Was für ein Wahnsinn.
Sehr schön beschrieben. Vorab, natürlich gibt es keinerlei Rechtfertigung für solche Zustände wie gestern. Ich möchte aber anmerken, dass sich der Relegationsmodus sehr danach anfühlt, dass zwei Klubs zur allgemeinen Erheiterung und für ne Stange Geld im Kampf um alles bis hin zur Existenz regelrecht aufeinander losgelassen werden. Entsprechend schwerwiegend sind dann auch die daraus resultierenden Emotionen, insbesondere die negativen. Sei es wie gestern oder letztes Jahr in Dresden. Leider ein perfekter Anlass für die geistig Vollumnachteten, Randale zu schieben.
Nun ja. Das Kernproblem sehe ich aber auch gesellschaftlich bedingt, diese teilweise unfassbare Enthemmtheit einiger. Da spielt es auch keine Rolle, ob es eine Relegation gibt oder nicht. Habe mir gestern nur gedacht: Mensch, das wollen Erwachsene sein?
Kann man zu stehen wie man möchte.
Aber bitte unterlasst diese bürgerkriegsähnliche Zustände Vergleiche.
Zum Glück hat fast niemand von uns einen
Bürgerkrieg miterleben müssen.
Das gestern ist Kinderkacke hoch zehn und nicht annähernd ein bürgerkriegsähnlicher
Zustand.
Weitermachen bzw - rollen
Würde persönlich auch nicht von BK sprechen. Würde mal die Ordner fragen, wie sie das beschreiben würden.
Yepp. Bürgerkrieg kann da raus, ist drüber und zudem sensationsgeil. Sorry.Kann man zu stehen wie man möchte.
Aber bitte unterlasst diese bürgerkriegsähnliche Zustände Vergleiche.
Zum Glück hat fast niemand von uns einen
Bürgerkrieg miterleben müssen.
Das gestern ist Kinderkacke hoch zehn und nicht annähernd ein bürgerkriegsähnlicher
Zustand.
Weitermachen bzw - rollen
Kinderkacke war es für meine Begriffe aber auch nicht.
Danke für die Korrektur.
Ja, das wär auch für mich eine Referenz.Würde persönlich auch nicht von BK sprechen. Würde mal die Ordner fragen, wie sie das beschreiben würden.
Randale, Ausschreitungen, offensive Frustbewältigung, Gewaltexzesse oder Zwergenaufstand. Ihr könnt euch was aussuchen 😉.
Zunächst einmal war es klar, dass es solche Szenen geben wird, als man die Relegation wieder eingeführt hat. Das habe ich direkt so befürchtet und es ist auch eingetreten. Wenn man die Dramatik in einem so hochemotionalen Thema immer mehr zuspitzt, dann wäre man sehr dumm, wenn man solche Resultate nicht vorhergesehen und damit bewusst einkalkuliert hätte. Es geht hier ja nicht um irgendwelche Finals, sondern um Auf- und vor Allem Abstieg. Trotzdem muss ich sagen, dass mich die militärische Ausrichtung eines Teils der organisierten Fans befremdet und mit einem mulmigen Gefühl zurücklässt. Ich war immer ein Befürworter von Fankultur. Mit der Zeit wurde mir das Thema zwar weniger wichtig, aber ich war grundsätzlich dafür, dass eine Kurve auch mal wild und chaotisch sein kann. Diese Meinung kann für mich so angsam nicht mehr uneingeschränkt gelten. Was ich absolut zum Kotzen finde und was meinen Glauben an eine freie und verantwortungsvolle Kurve schwinden lässt, das sind diese verdammten Donnerschläge wie aus dem Krieg und das Geschmeiße von Pyrotechnik. Offensichtlich sind die Kurven nicht in der Lage, eine Selbstreinigung und Selbstkontrolle zu erreichen. Offensichtlich wird mit Emotionen alles begründet und goutiert, was getan wird. Wieso zündet man Sprengkörper in einem vollen Block oder auf dem Spielfeld? Insbesondere unser Verein weiß, was dabei passieren kann. Es ist kein optisches Mittel, es ist einfach nur gefährlich und fahrlässig. Dass die organisierte Szene vieler Clubs es entweder aktiv verhindern kann oder will oder es sogar fördert, das ist für mich ein Zeichen dafür, dass man den Szenen eben keine freie Hand lassen kann. Sie können offensichtlich mit der Verantwortung nicht umgehen. Schade.
Zunächst einmal war es klar, dass es solche Szenen geben wird, als man die Relegation wieder eingeführt hat. Das habe ich direkt so befürchtet und es ist auch eingetreten. Wenn man die Dramatik in einem so hochemotionalen Thema immer mehr zuspitzt, dann wäre man sehr dumm, wenn man solche Resultate nicht vorhergesehen und damit bewusst einkalkuliert hätte. Es geht hier ja nicht um irgendwelche Finals, sondern um Auf- und vor Allem Abstieg. Trotzdem muss ich sagen, dass mich die militärische Ausrichtung eines Teils der organisierten Fans befremdet und mit einem mulmigen Gefühl zurücklässt. Ich war immer ein Befürworter von Fankultur. Mit der Zeit wurde mir das Thema zwar weniger wichtig, aber ich war grundsätzlich dafür, dass eine Kurve auch mal wild und chaotisch sein kann. Diese Meinung kann für mich so angsam nicht mehr uneingeschränkt gelten. Was ich absolut zum Kotzen finde und was meinen Glauben an eine freie und verantwortungsvolle Kurve schwinden lässt, das sind diese verdammten Donnerschläge wie aus dem Krieg und das Geschmeiße von Pyrotechnik. Offensichtlich sind die Kurven nicht in der Lage, eine Selbstreinigung und Selbstkontrolle zu erreichen. Offensichtlich wird mit Emotionen alles begründet und goutiert, was getan wird. Wieso zündet man Sprengkörper in einem vollen Block oder auf dem Spielfeld? Insbesondere unser Verein weiß, was dabei passieren kann. Es ist kein optisches Mittel, es ist einfach nur gefährlich und fahrlässig. Dass die organisierte Szene vieler Clubs es entweder aktiv verhindern kann oder will oder es sogar fördert, das ist für mich ein Zeichen dafür, dass man den Szenen eben keine freie Hand lassen kann. Sie können offensichtlich mit der Verantwortung nicht umgehen. Schade.
Gut geschrieben, da bin ich ganz deiner Meinung.
Es ist doch klar, warum man die Relegation wieder eingeführt hat. Mit der Dramatik dieser Spiele lässt sich gut Geld machen. Die Begleitumstände werden dabei einkalkuliert.
Ich finde es erschreckend, wenn vor dem Spiel eine Schweigeminute abgehalten wird und man vom gewaltfreien Sport spricht und dann kommt es während des Spiels zu solchen Szenen. Die Bielefeld Fans haben ja sogar Böller auf die eigenen Ersatzspieler geworfen, ich habe die Bilder noch vor Augen, wo der Co Trainer ausser sich vor Wut Richtung Ersatzbank stapfte. Emotionen gehören zum Sport dazu, aber offensichtlich kann nicht jeder damit umgehen und meint mit dem Erwerb einer Eintrittskarte wären auch gewisse asoziale Verhaltensweisen inklusive. Wobei deren Karten ja auch noch vom "charakterlosen Team" bezahlt wurden. Aber so spontan können die Emotionsausbrüche ja nicht gewesen sein, denn Pyro, Polenböller und Sturmhauben belegen, dass man sich auf solch ein Szenario vorbereitet hat.
Ich halte es immer so, dass ich mir bewusst bin als Fan auch den SC Preußen als Verein zu repräsentieren und versuche mich dementsprechend zu verhalten. Wie toll die Bielefelder ihren Verein repräsentiert haben - das konnte man sehen. Aber wahrscheinlich sind die auch noch stolz darauf.
