Ole Kittner: „Das fühlt sich nicht gut an“

Ole Kittner: „Das fühlt sich nicht gut an“

4. November 2019 0 Von Carsten Schulte

Der SC Preußen Münster vermittelt derzeit ein schwieriges Bild. Positive Schlagzeilen gibt es praktisch nicht, überall stehen Fragen im Raum und ungeklärte Themen: Stadion, Präsidium, Aufsichtsrat, Finanzen. Nichts ist klar.

Auch der Sport, der ja das Zeug hätte, die Stimmung entscheidend zu verbessern, liegt am Boden. Platz 19, noch schlechter ist nur Jena – aber der FC Carl Zeiss hat den Adlern aktuell sogar etwas voraus. Am Sonntag feierte der Klub immerhin mal einen Sieg (den ersten) und schiebt sich nun langsam von hinten an den SCP heran.

Dort, also beim SCP, steht erneut Wundenlecken an. Nein, verloren haben die Preußen am Samstag nicht. Aber das 3:3 zuhause ist eben kein Fortschritt, sondern zementiert den miesen Tabellenplatz des Klubs. Weder am Willen noch am Einsatz lag es. Trainer und Mannschaft stehen zusammen, das war deutlich spürbar. Und man kann auch festhalten, dass Schlechtreden nun nicht hilft – aber zumindest die Realität spricht für sich und die sieht für den SCP einfach mau aus. „Das ist schwierig zu erklären“, so Kapitän Julian Schauerte ratlos. „Ich habe da im Moment auch keine Worte für. Es ist ein harter Weg, aber wir können jetzt eben auch nicht einfach aufstecken.“ Natürlich nicht. Beim SC Preußen wird weitergearbeitet, was bleibt denn sonst auch zu tun?

Aber immer mehr drängt sich die Frage auf, ob am Ende vielleicht die Qualität der Mannschaft insgesamt nicht ausreichen könnte für den Klassenerhalt. Oder ob das Spiel des SCP nicht passt zur Liga, zur Lage oder eben zu den Spielern. Ole Kittner redete nach der Partie gar nicht erst drumherum. „Über die ganze Saison kann man nicht mehr sagen, dass das auf Zufall beruht. Sondern dass wir da ein Problem haben, das wir lösen müssen.“ Es könne einfach nicht sein, dass man derart viele Gegentore kassiere. Julian Schauerte sah das genauso: „Wir wollten das Tor unbedingt verteidigen, wollten Gegentore verhindern und kassieren drei Treffer. Das ist nicht mehr zu erklären.“

28 Gegentore sind es jetzt, also rechnerisch 2 in jedem Spiel. Heißt: Der SCP müsste fast in jedem Spiel drei Tore erzielen, um zu gewinnen. „Wir können aber nicht immer drei oder vier Tore schießen“, so Kittners simple Erkenntnis.

Aber weniger Tore gingen halt nicht, weil „zu Null“ nicht die Stärke der Preußen ist. Nur gegen Schlusslicht Jena ging der SCP früh in der Saison mal ohne Gegentor heraus. Ansonsten klingelte es ständig im Tor der Adler. „So oft, wie wir die Gegentore fressen müssen, ist das auch kein Pech. Das müssen wir analysieren und abstellen, es hilft nichts“, so Kittner.

Nun sind die Probleme ja nicht neu, sondern ziehen sich unverändert durch die vergangenen Wochen. Und was immer auch das Trainerteam und die Mannschaft versuchte: Es führte nicht zu Erfolgen. Also Siegen.

Ole Kittner vor dem Spiel gegen den Chemnitzer FC. Vorne links Julian Schauerte, hinten Alexander Rossipal.

„Das fühlt sich nicht gut an“

Nach dem Spiel steckte noch viel Frust in den Aussagen der Spieler. „Das fühlt sich nicht gut an“, brummte Ole Kittner. „Wir kommen einfach nicht vom Fleck.“ Ohne Chemnitz zu nahe treten zu wollen, formulierte Kittner, was er schon im Spieltags-Interview mit 100ProzentMeinSCP gesagt hatte: „Spiele gegen Chemnitz oder zuletzt gegen Großaspach dürfen einfach keine 50/50-Spiele sein. Die müssen wir deutlicher gestalten und gewinnen!“

Auch der Trainer wusste direkt nach dem Spiel noch keine Lösung. „Klar sind alle frustriert, aber mehr als arbeiten können wir nicht tun. Es steckt kein Muster hinter den Gegentoren, es immer sind es andere Spieler, die beteiligt sind“, so Sven Hübscher. „Wir arbeiten das auf, sprechen über Räume und Positionen. Und dann machen wir es gegen Braunschweig hoffentlich besser.“

Es geht nicht anders. Aber nachdem sich diese Aussagen und Erkenntnisse nun seit Wochen wiederholen und der SCP tief im Tabellenkeller festhängt, sind Zweifel zulässig.

Potenzial da

Das Ärgerliche aus Zuschauer-Sicht: Die Mannschaft deutet immer wieder an, dass eigentlich mehr in ihr steckt. Offensiv ist das Team in der Lage, schnell Gefahr heraufzubeschwören. Die spielerische Linie ist deutlich erkennbar – und regelmäßig gibt es Lob der gegnerischen Trainer über die Stärke der Adler und wie unangenehm dieses Team zu bespielen sei. Aber hinten fallen die Gegentore und am Ende fehlen ganz einfach die Ergebnisse.

Über die Treffer der Chemnitzer dürfte sich das Trainerteam auch Tage nach der Partie noch die Haare raufen. Beim 0:1 rauscht der Ball kreuz und quer durch den Strafraum, aber irgendwie bringt niemand den Ball raus. Und dann steht Torschütze Tobias Müller zentral vor dem Tor völlig frei – inmitten der Abwehrkette der Preußen. „Scheiße“, rutschte es dem Trainer in der Bewertung raus. Wenn das Stellungsspiel in so einer Szene nicht klappt, hilft nur Arbeiten. „Dann hauen wir den Ball im Training jetzt hundertmal in die Box und trainieren, wie wir dann zu stehen haben.“ Die Mannschaft müsse in solchen Szenen einfach entschlossen den Ball weghauen. „Es ist ja okay, wenn der Gegner mal Torchancen hat. Aber wir müssen das Spiel auch mal beruhigen und den Ball lang nach vorn schlagen. Da ist die ganze Mannschaft gefordert.“ Auch die anderen Gegentore seien einfach in ihrer Entstehung kurios gewesen, so Hübschers leicht ermüdete Einschätzung.

Die drei Gegentore seien Chemnitz insgesamt viel zu leicht gemacht worden. „Wir müssen immer bei 100 Prozent sein, aber manchmal verlieren wir die Aufmerksamkeit und das wird bei uns immer sofort bestraft.“

Am 11. November bekommt der SCP die nächste Chance. Dann gibt es ein Wiedersehen mit Martin Kobylanski und Danilo Wiebe. Eintracht Braunschweig kommt zum Montagsspiel. Was vom SCP erwartet wird, ist klar. Einfach wird es nicht.