Umbau des Preußenstadions: Konkrete Zahlen fehlen weiterhin

Umbau des Preußenstadions: Konkrete Zahlen fehlen weiterhin

19. November 2019 5 Von Carsten Schulte

Die von vielen Preußen mit Spannung erwartete Ratssitzung am 11. Dezember soll den Stadionumbau in Münster wieder eine Etappe weiterbringen. Die Beschlussvorlage enthält aber wenig konkrete Informationen, sondern ist eigentlich nur ein Auftrag, den Stadionausbau „weiter zu konkretisieren“. Für Detailplanungen fehlte schlichtweg die Zeit, das Projekt wird sich also an dieser Stelle weiter verzögern. Einige Fakten sind dennoch bekannt.

Knapp gesprochen: Die Zeit, um die Ratsvorlage mit konkreten „Preisschildern“, Entwürfen oder Plänen zu bestücken, war schlichtweg zu knapp. Das bestätigte die städtische Projektmanagerin Dr. Christina Cappenberg auf Anfrage von 100ProzentMeinSCP. Es sei das Ziel gewesen, konkrete Maßnahmen zu benennen, sei aber in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen. Dafür seien zu viele Beteiligte vorhanden und der Abstimmungsprozess zu komplex.

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Für das Gesamtprojekt wird das natürlich eine weitere Verzögerung bedeuten, denn der Rat kann über konkrete Umbaumaßnahmen erst zu einem späteren Zeitpunkt beschließen. Wann das dann sein wird? Konkrete Daten nennt Cappenberg nicht, dafür seien zu viele Beteiligte an Bord. Die Vorsicht scheint angebracht, denn in der Vergangenheit waren konkrete Zeitkorridore selten verlässlich.

Kern des Beschlusses, der jetzt im Dezember zur Abstimmung kommt, sind mit Blick aufs Stadion die folgenden Punkte:

  1. Der Stadionumbau müsse zwingend alle DFB- und DFL-Vorgaben für ein mindestens zweitliga-taugliches Stadion samt Nachwuchsleistungszentrum abdecken – und zwar innerhalb des Budgets von 40 Millionen Euro
  2. Zusätzliche „vermarktbare Flächen“ (also z.B. weitere Logen oder Businessbereiche außerhalb der bereits bestehenden Tribüne) werden nur dann aufgenommen, wenn durch sie „nennenswerte positive“ Deckungsbeiträge erwirtschaftet werden können. Diese Beiträge müssen mindestens anteilig auch der Stadt zugutekommen – das kann beispielsweise geschehen, in dem der städtische Betriebskostenzuschuss des Stadions entsprechend gesenkt wird
  3. Weitere „zusätzliche Bedarfe“ könen aufgenommen werden, wenn es sich um Sport- und Funktionsflächen handelt, die im Rahmen des Bebauungsplans und innerhalb des Investitionsbudgets als sinnvolle Entwicklungsoption für eine Nutzung durch den SC Preußen Münster und/oder andere Sportflächennutzer (einschl. der Stadt selbst) gesehen werden können
  4. Der städtische Zuschuss für die Errichtung von Parkpaletten/Mobilitätsstation wird sich auf maximal 5 Millionen Euro beschränken (und stammt aus dem Topf für Stellplatzablösemittel)
  5. Die Verwaltung soll prüfen, ob Bau oder Betrieb des künftigen Stadions durch eine städtische Gesellschaft sinnvoll sein könnte

Nach wie vor liegen aber für das gesamte Projekt – siehe oben – noch immer keine detaillierteren Planungen vor. Vor allem die Machbarkeitsstudie des Büros Albert Speer + Partner (Frankfurt) befindet sich noch immer im der Abstimmung mit dem Verein. Der Stadt liegt sie noch nicht vor, lediglich Zwischenergebnisse waren präsentiert worden.

Erst wenn die Abstimmung zwischen Verein und Architekturbüro abgeschlossen ist, gibt es eine Präsentation und vor allem auch eine erste grobe Einschätzung des Kostenrahmens. Bisher sind also keinerlei Details über ein künftiges Preußenstadion bekannt – was aus Sicht von Fans und Zuschauern eine Einflussnahme beschränkt. Allerdings hatte der Klub in der Vergangenheit durchaus darauf hingewiesen, Anregungen aus Fankreisen mitnehmen zu wollen. Inwieweit das angesichts eines engen Budgets gelingen wird, darf mit einem Fragezeichen versehen werden.

„Wir setzen ein Puzzle zusammen“, so Cappenberg sinnbildlich über die derzeitigen Prozesse.

„Abgleich“ von Wunsch und Budget

Der erste Vorschlag des Büros fand bekanntlich vor wenigen Wochen noch keine breite Zustimmung beim SC Preußen (wir berichteten). Für den Klub hat neben einem allgemein moderneren Stadion vor allem die Vermarktungsseite Priorität – dazu steht aber nun in der Beschlussvorlage der Hinweis, dass eben solche zusätzlichen Bereiche/Maßnahmen gewinnbringend sein müssten – und dafür muss der Klub noch immer ein schlüssiges Vermarktungskonzept auf den Tisch legen. Cappenberg: „Wir sind da noch am Anfang und stimmen derzeit die verschiedenen Varianten ab.“

Die Ergebnisse würden zur weiteren Entscheidung dem Rat vorgelegt werden, heißt es in der Ratsvorlage. Dann wird es auch um den grundsätzlichen „Abgleich“ von Klubwünschen und Investitionsbudget gehen …

Das wird ein spannender Punkt sein: Die Interessen von SC Preußen und Stadt Münster dürften an der Stelle nämlich etwas auseinandergehen. Für die einen ist es eine Städtische Immobilie, die im Kontext aller städtischen Maßnahmen und Investitionen zu sehen ist. Und für die anderen, also den SCP, ist es die wirtschaftliche Grundlage.

Dabei wird für den SC Preußen (aber auch die Stadt) zu beachten sein: Investitionen in die Stadioninfrastruktur werden über 60 Jahre abgeschrieben. Der neue Pachtvertrag zwischen Stadt und Klub enthält eine „Kostenpacht“. Heißt: Jeder Euro, den die Stadt in das Stadion steckt, erhöht die Abschreibungen und damit auch die Pacht, die der SCP für Flächen zahlen muss, die er pachtet.

Die Stadtverwaltung nennt dazu Beispielzahlen: Investierte die Stadt 30 Millionen Euro, würde das die jährliche Pacht um 500.000 Euro erhöhen. Eine Summe, die für den SC Preußen vermutlich nicht leicht zu stemmen wäre, sicher nicht in der 3. Liga. Die Verwaltung versieht jede Investition also mit der Frage nach den Folgewirkungen. Das birgt einiges an Diskussionspotenzial.

Weiterhin offen und ohne Veränderung ist ein weiteres Thema: Der Verein könne den Finanzrahmen duch „Investitionsmittel“ erweitern. Also durch Einwerbung von Drittmitteln von Investoren. Dieser Hinweis in bisher allen Vorlagen wird vom SCP unverändert mit der gleichen Aussage beantwortet: „Stand jetzt“ gibt es keine privaten Investoren, die sich an einem Stadionumbau an der Hammer Straße beteiligen würden. Gleichwohl hat der Klub in der Vergangenheit immer wieder davon gesprochen, dass möglicherweise nach einem positiven Beschluss des Rates auch das Interesse von Investoren anziehen könnte. Das ist aber eine derzeit noch eher vage Perspektive und klingt auch im Klub eher wie ein dünner Hoffnungsschimmer.

Mehr noch: Jeder Euro, den der SC Preußen durch eigene oder fremde Mittel ins Stadion steckt, verursacht ja selbst weitere Kosten (z.B. Abschreibungen). Das stellt also auch für den Klub eine Belastung da – und die Ratsvorlage mahnt in ihrer Begründung an, dass beide Partner die Folgewirkungen von Investitionen auf Pacht und Belastung beachten müssten.

40 Millionen Euro? 45 Millionen Euro?

Und zuguterletzt: Der Rat hatte ja ein grundsätzliches Volumen von bis zu 40 Millionen Euro in Aussicht gestellt für den Stadionumbau. Woher das Geld nun kommt, ist eine Frage, die in der Stadt geklärt werden muss.

In diesem Kontext ist der Hinweis in der Beschlussvorlage zu verstehen, dass für Parkdecks u.ä. der Zuschuss auf maximal 5 Millionen Euro gedeckelt ist. Die Summe würde der Stadtkämmerer aus dem Topf der Stellplatzablösen nehmen. Darin liegen derzeit rund 20 Millionen Euro – aber die Stadt will daraus auch noch andere Projekte unterstützen.

Die 5 Millionen Euro sind also derzeit (noch) ein „Baustein“, um die 40 Millionen Euro Gesamtsumme zu erreichen. Von den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie und den möglichen Wünschen von Stadt und SCP wird dann abhängen, ob die Gesamtinvestition noch steigt.