Machbarkeitsstudie: Am neuen Preußenstadion muss noch geplant werden

Machbarkeitsstudie: Am neuen Preußenstadion muss noch geplant werden

4. Oktober 2019 4 Von Carsten Schulte

Anfang Dezember soll der Rat der Stadt Münster den Umbau des Preußenstadions beschließen. Die Ratsvorlage definiert dann genau(er), wie das Städtische Stadion umgebaut wird, was es kostet und wer dafür verantwortlich ist. Das Frankfurter Architekturbüro Albert Speer und Partner sollte eine Machbarkeitsstudie als Grundlage für das weitere Vorgehen erstellen – doch der erste Entwurf sorgt beim SC Preußen noch nicht für überbordende Begeisterung. Es ist noch einiges an Arbeit zu tun …

Eigentlich sollte das Architekturbüro die Ergebnisse seiner Studie schon Ende September vorstellen. Doch der erste Entwurf, der auch beim SC Preußen diskutiert wurde, enthielt noch einige „Stolpersteine“. Es muss nachgearbeitet werden.

Preußen-Präsident Christoph Strässer bestätigte gegenüber 100ProzentMeinSCP noch Gesprächsbedarf – ohne aber ins Detail zu gehen: „Das Architekturbüro sollte im bestehenden Kostenrahmen einen Entwurf für das Stadion vorschlagen. Ob das dann dem entspricht, was wir uns vorstellen, müssen wir schauen.“

Das ist bewusst vorsichtig formuliert. Immerhin: „Ich bin erst einmal froh, dass es diesen ersten Vorschlag gibt.“ Denn endlich bekommt der Klub auch mal zu sehen, was für rund 40 Millionen Euro überhaupt machbar wäre.

Es steht ja der Ratsbeschluss aus dem Sommer 2019, nachdem diese 40 Millionen Euro als Richtsumme zur Verfügung stehen. Dabei ist nach wie vor keine klare Aussage getroffen, was exakt in dieser Summe enthalten sein wird. Nach aktuellstem Stand scheint der Betrag für das Stadion selbst nebst umgebender Infrastruktur (Parkdecks) zu sein. Aber schon die Frage, ob diese Summe eigentlich eine Netto- oder Bruttosumme ist, bleibt offen. Dabei würde das den „Verfügungsrahmen“ ja schon spürbar verändern.

Vieles wird sich bei dem Stadionentwurf also um die Frage Aufwand und Kosten drehen. Nach unseren Informationen weist der Erstentwurf aus Frankfurt deutliche Defizite im Bereich der Vermarktung auf. Gemeint sein dürften damit die lukrativen Angebote wie Business-Seats oder Logen. Denn schon Uli Hoeneß wusste einst, dass mit den billigen Stehplätzen eben kein Geld zu verdienen sei.

Teure Logenplätze oder mehr Zuschauer?

Das Problem liegt auf der Hand: Teure Plätze und Ausstattung knabbern erheblich am verfügbaren Budget. Anders formuliert: Was an der einen Stelle teurer wird, muss an anderer Stelle eingespart werden. Dann könnte ein Weg sein, die Stadionkapazität eben nicht bis auf die maximal zulässigen 20.000 Plätze auszureizen, sondern schon bei 17.000 oder 18.000 einen Strich zu ziehen. Dieses Problem betrifft ja auch die grundsätzliche Frage nach dem Verhältnis zwischen Steh- und Sitzplätzen. Gewünscht sind ja erheblich mehr Sitzplätze als heute (rund 2.800).

Am Ende ist das eine einfache Kosten-Nutzen-Abwägung. Aus Sicht des SC Preußen Münster muss ein modernes Stadion einfach bessere Erlöse möglich machen – wenn das nicht eintrifft, wäre ein umgebautes Stadion vielleicht nicht überflüssig, aber im Wortsinn „wertlos“.

Weiter: Kosten verursachen auch die zugehörigen Parkplätze und -Decks. Wobei der Entwurf immerhin anregt, Gelder aus anderen Töpfen zu verwenden, um diese Plätze zu finanzieren. Bei der Stadt gibt es einen Haushaltsposten mit Stellplatzablösen – also Gelder, die als Ersatz für wegfallende oder fehlende Parkplätze ersatzweise an die Stadt gezahlt werden. Auf diesen Topf kann die Stadt für andere Projekt zugreifen.

Über diese Kostenfragen sagt Christoph Strässer: „Als wir die Zahlen erstmals gehört haben, hatten wir unsere Bedenken ja schon deutlich gemacht.“ Zumal die Stadt ja selbst bestätigt hatte, die Summe von 40 Millionen mehr oder weniger „gegriffen“ zu haben.

Was für die Summe in Münster machbar sein wird, ist also noch Gegenstand einiger Gespräche. „Unser Oberbürgermeister Markus Lewe hatte sich ja ziemlich klar positioniert. Es werde kein 0815-Stadion sein. An dieser Aussage sind wir als Verein auch sehr nah dran.“

Dabei, ganz ehrlich, kann für die im Raum stehende Summe wohl kaum mehr als ein besserer Zweckbau möglich sein. Das zeigt der einfache Blick rüber in vergleichbare oder etwas kleinere Projekte in Erfurt, Halle, Zwickau, Chemnitz oder auch Paderborn und Wiesbaden.

Blick in die Ostkurve – vielleicht auch künftig die Heimat der Preußenfans?

Offene Ecken und alte Haupttribüne

Nach Informationen von 100ProzentMeinSCP sieht der erste Entwurf von Speer und Partner vor, die aktuelle Haupttribüne so zu belassen, wie sie heute steht. Darum herum sind drei neue Tribünen gebaut, deren Ecken allerdings (zunächst) offen bleiben. Die heutige Haupttribüne würde damit die Verbindung zum Rest des Stadions verlieren, was einen klassischen „Umlauf“ verhindern würde. In diesem Szenario müsste man vielleicht sogar mit einem neuen Lärmgutachten klären, ob es Veränderungen bei den Lärm-Emissonen gibt.

Mit Blick in eine ferne und hoffentlich bessere Preußen-Zukunft wären offene Ecken auch ein Problem. Die DFL sieht das kritisch und die Preußen wären in einem Aufstiegsfall vielleicht zu teuren Nachbesserungsarbeiten verpflichtet.

Wohl eher erfreulich aus Sicht vieler Fans wäre ein anderes Vorhaben: Der Speer-Entwurf sieht nämlich vor, dass die Preußenfans ihre Heimat im Osten des Stadions behalten. Ein zwischenzeitlich mal angeregter Umzug der Heimfans in die Westkurve wäre damit vom Tisch.

Kein Geld vom SCP

Eher schwierig wird allerdings für den SC Preußen die Frage nach eigenen Mitteln. Ausdrücklich hatte die Stadt den Verein in die Pflicht genommen (oder anders formuliert: die Möglichkeit dargestellt), dass der Klub zusätzliche Wünsche oder Ideen durch eigenes oder externes Geld finanzieren könne. Der Klub solle aktiv auf die Suche nach Geldgebern gehen.

Ein Thema, das im Klub seit Tag 1 der Debatte mit dem immergleichen Hinweis erledigt wurde, dass es keine privaten Investoren für die Hammer Straße gebe. Und daran, so Strässer, habe sich bis heute nichts geändert. „Nach jetzigem Stand gibt es keine Geldgeber.“ Natürlich sei es denkbar, dass im Falle eines positiven Ratsbeschlusses doch noch der eine oder andere Gönner auf den Plan treten könne. Aber das ist eben nicht planbar und für den konkreten Umbau dann ohnehin zu spät.

Die spannende Frage ist jetzt: Bekommen Stadt und Preußen Münster für den Finanzrahmen einen bestmöglichen Kompromiss hin? Und wird das alles zeitlich so passen, dass der Rat im Dezember endlich konkrete Maßnahmen beschließen kann?

Strässer: „Wir stehen alle im Wort, der Dezember war die Zeitlinie der Verwaltung.“

In den kommenden zwei Monaten wird der Klub gemeinsam mit der Stadt intensiv über die Umbaupläne sprechen. „Die Gesprächsebene dafür ist da, das ist anders als in den Jahren zuvor“, so Strässer positiv. „Da sind jetzt auch Leute, die einen Umbau ernsthaft wollen.“ Das sollte dem Klub Mut machen.

Dabei gibt es durchaus noch politische Sorgen. Die Umbaupläne werden von CDU und Grünen vorangetrieben, doch die beiden Parteien haben an verschiedenen Stellen teils heftige Meinungsverschiedenheiten. Zuletzt wurde das am Beispiel „Hafencenter“ überdeutlich. Und auch andere Projekte wie das Thema „Musik-Campus“ stehen in den Startlöchern. Für letzteres steht ein Volumen von 180 Millionen Euro auf der Uhr … ob und wie der Koalitionspartner da mitzieht, ist noch eine Frage.

Hat der Klub Bedenken, dass das Stadion dabei zu einer Art politischer Verschiebemasse werden könnte? „Ich glaube eher nicht“, so Strässer. „Natürlich ist bald wieder Wahlkampf. Aber aus dem Stadion-Thema kommt niemand raus. Die Sorge ist eher, dass andere Themen auch viel Geld kosten.“ Es läppert sich eben und lange, bittere Erfahrung zeigt, dass der Fußball in Münster in aller Regel schneller hinten überfällt als andere Ideen.

Auch aus diesem Grund kommt dem geplanten Ratsbeschluss im Dezember enorme Bedeutung zu.