Simon Scherder: „Nicht auf der Höhe“

Simon Scherder: „Nicht auf der Höhe“

26. November 2020 0 Von Carsten Schulte

Man darf annehmen, dass der SC Preußen Münster den Zwei-Tages-Ausflug nach Köln nicht in guter Erinnerung behalten wird. Wie überhaupt die jüngsten Reisen nach Köln.

Im Frühjahr sorgte eine völlig unnötige Niederlage bei Viktoria Köln für einen frühen Knick in den Rettungsversuchen, das Regionalliga-Spiel beim 1. FC Köln II lief auch eher mau – und nun verlor der SCP auch das dritte Spiel in der Domstadt, diesmal glatt mit 0:2. Nein, Köln ist in diesem Jahr keine Reise wert.

Es war, da gibt es nichts drumherumzureden, einfach kein gutes Spiel vom SCP. Einig waren sich in der Bewertung später alle, dass vor allem die erste Halbzeit die Grundlage für die Niederlage gelegt hatte. Fahrig, ideenlos, fast vollständig ohne Torschuss: Das war einfach schlecht. Und das stellte auch niemand in Abrede.

Die Zahlen und Daten zum 17. Spieltag

Im Klub-TV gab Simon Scherder zu: „Wir waren nicht auf der Höhe, die Halbzeit haben wir abgeschenkt. Wir waren zu zaghaft, haben viele Zweikämpfe verloren.“ Dann kassierte der SCP in leichter Schläfrigkeit noch das 0:1. Das ist alles hinlänglich bekannt. Offen ist die Frage, warum der SCP auswärts so auffällig weniger druckvoll, zielgerichtet spielt als daheim. Offen ist die Frage, warum es dem Team in solchen Momenten so derart schwer fällt, sich aus einem Tief zu befreien und Ideen zu entwickeln, gegen kompakte Teams dennoch Chancen zu generieren.

Dass das geht, zeigt der SCP regelmäßig im Preußenstadion, wo die blütenweiße Heimweste die Mannschaft vor einem Sturz ins Mittelfeld rettet. Und es ist nicht so, als träten die Gegner im Preußenstadion allesamt mutig und offensiv auf. Eher im Gegenteil: Auch die Heimspiele sind oft eine zähe Sache, aber dort erspielt sich der SCP durchaus Chancen und trifft.

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Auswärts ist die Mannschaft derzeit nur die Hälfte wert. „Das sind Dinge, an denen wir noch arbeiten müssen“, sagt Scherder. „Gegen tiefstehende Gegner Chancen erarbeiten müssen wir lernen. Denn das wird uns noch häufiger begegnen in dieser Liga.“ Scherder gab unumwunden zu, dass man in Köln weder Lösungen noch Ideen gefunden habe und am Ende verdient verloren habe.

Es gab diese kurze Phase nach der Halbzeit, in der die Preußen nicht nur auf Augenhöhe, sondern klar besser waren. Leider sprang nur der Lattentreffer von Mekonnen (siehe den Text über Naod Mekonnen) und ein Kopfball von Langlitz heraus. Und eine erhebliche Serie von Eckbällen, mal leidlich gefährlich, meistens eher nicht. Das war schon nicht viel und es ging auch viel zu schnell vorüber. Im Rest der Partie hatte Fortuna, um ehrlich zu sein, relativ wenig Mühe, die überschaubaren Geistesblitze der Preußen abzufangen. Wäre es der SCP gewesen, hätte man wohl gewertet: „Souverän runtergespielt.“ Und so war es ja am Ende mit dem einen Konter, sieben Minuten vor Ende. „Dann verlieren wir am Ende verdient“, so Scherder.

Trainer Sascha Hildmann wollte das Ergebnis allerdings nicht kommentarlos stehen lassen. „Wir waren nicht zwei Tore schlechter“, brummte er bei nullsechs.tv. Aber auch er musste zugeben, dass sein Team die erste Halbzeit einfach verschlafen hatte.

Für Aufregung sorgte ein anderes Thema. Dass der DFB erneut Schiedsrichter Jonas Windeln zum Spiel geschickt hatte, trieb Hildmann sichtlich Zornesfalten auf die Stirn. Warum? Es war Windeln, der in Bonn einen Witz-Platzverweis gegen Nicolai Remberg verhängt hatte. Die Streaming-Bilder deuteten kein großes Vergehen an, weswegen Remberg nur die Mindeststrafe von einer Partie aufgebrummt bekam.

Hildmann war nicht nur wegen der Ansetzung selbst in Rage, sondern auch, weil erneut Remberg und Windeln im Mittelpunkt standen. Nach rund 8 Minuten steuerte Remberg da in den Kölner Strafraum, wurde aber von Jannik Löhden bedrängt und kam zu Fall. Löhden hatte die Hand am Gegenspieler, das roch schon ein bisschen nach Elfmeter und vielleicht hätte ein anderer Schiedsrichter das auch gepfiffen.

Windeln pfiff nicht, was Hildmann völlig aus der Bahn warf. „Ich verstehe das einfach nicht, dass der DFB so einen Schiri heute wieder herschickt und dann pfeift er das nicht. Das ärgert mich maßlos, ich bin stinksauer“ Hildmanns Diskussionsversuche wurden von Windeln eher abgeblockt. „Das will er nicht wahrhaben, es ist immer das Gleiche.“

Nun, um ehrlich zu sein: Weder die Ansetzung von Windeln war irgendwie anrüchig, noch die vermeintliche Elfmeter-Szene derart glasklar, als dass man hier irgendeinen bösen Plan vermuten dürfte. Es war einfach unglücklich. Und es war auch nicht das Problem. Das wusste sicher auch Hildmann, denn der Trainer wertete ja auch dies: „Wir haben Umschaltmomente gehabt, aber den Ball zu schnell hergeschenkt.“ Die erste Halbzeit sei zu zaghaft gewesen, sein Team nicht griffig genug. Und so geht eben ein Auswärtsspiel verloren.

Zahlen
Vier Niederlagen kassierte der SCP in dieser Saison – allesamt auswärts. Bei jeder Niederlage blieb der SCP ohne eigenes Tor. Es waren auch die einzigen vier Saisonspiele überhaupt ohne Preußentor. Weiterhin tut sich der SCP auffällig schwer gegen die Topteams. Der Heimsieg gegen Düsseldorf II war der einzige Punktgewinn gegen die Spitzenteams – alle Niederlagen kassierte der SCP gegen die Mannschaften auf den Plätzen 1 bis 6. Wenn der SCP in Rückstand geriet, drehte er kein einziges Spiel mehr. In 6 Spielen lag der SCP hinten, holte dabei nur noch 2 Unentschieden, aber 4 Niederlagen.