(Update) Preußen Münster muss einen neuen Präsidenten suchen

(Update) Preußen Münster muss einen neuen Präsidenten suchen

17. Oktober 2019 2 Von Carsten Schulte

Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ist vor wenigen Tagen die offizielle Amtszeit des Preußen-Präsidenten Christoph Strässer zu Ende gegangen. Am 13. Oktober 2016 wurde er vom neuen Aufsichtsrat zum „Chef“ bestimmt. Sein Amtsantritt war zugleich eine erhebliche Zäsur im Klub: Der neue Aufsichtsrat und das neue Präsidium setzten auf einen neuen Weg, schafften mit der Ausgliederung des Profi-Bereichs neue Strukturen und sorgten für eine Lösung des Stadion-Themas (wobei das Ergebnis hierzu noch aussteht).

Jetzt steht der nächste Wechsel an. Dass Christoph Strässer noch einmal antritt, ist nach Informationen von 100ProzentMeinSCP ausgeschlossen und die schon länger erwartete Entscheidung gefallen. Das bedeutet: Es muss ein neuer Präsident gefunden werden und dazu vielleicht auch ein neues Präsidium insgesamt. Denn wer immer den Job übernimmt, bringt ja möglicherweise ein eigenes Team mit – oder würde so eines zusammenstellen wollen.

Update: Am Freitag bestätigte der SC Preußen Münster, dass das amtierende Präsidium bis zur Jahreshauptversammlung am 12. Januar kommissarisch weiter arbeiten werde. Der Klub zitiert Christoph Strässer mit dem Hinweis, dass damit noch keine personelle „Vorentscheidung“ gefallen sei. „Weder pro noch contra.“

Das Thema im Forum

Gerüchte über eine gewisse Amtsmüdigkeit des Präsidenten hatten sich schon lange im Klub gehalten. Strässer selbst hatte immer wieder mal durchblicken lassen, dass der Job in führender Stelle des SC Preußen auch ermüdend sein könne.

Sicher ist: Immer mal wieder aufflammende Debatten mit der aktiven Fanszene, die phasenweise zermürbende Diskussion mit der Stadt über das Stadion, die wirtschaftliche Schieflage des SC Preußen, die vielen kleinen und großen Probleme in einem Fußballklub: Das war spürbar nie das, was Strässer wirklich wollte. Zumindest wurde dieser Eindruck in den vergangenen zwölf Monaten immer deutlicher. Vielleicht spielt für Strässer auch das Thema Alter eine Rolle: Im Sommer feierte er seinen 70. Geburtstag.

Vor wenigen Tagen hatte Strässer das alles noch gegenüber 100ProzentMeinSCP so formuliert: „Es ist gerade schwierig, in einem laufenden Prozess zu sagen, ich schmeiße die Brocken hin.“ Das Präsidium sei ja nicht auf ein konkretes Datum festgelegt – obschon die offizielle Amtsdauer nunmehr abgelaufen ist. Wenn man so will, führt Strässer aktuell die Geschäfte halb kommissarisch. Andererseits: Solange der Aufsichtsrat keinen anderen Präsidenten bestimmt, arbeitet Strässer eben weiter.

Amtszeit ist endlich

Aber diese Zeit ist endlich, wie er selbst schon verriet. „Ich möchte allerdings gerne noch den Dezember miterleben“, so Strässer. Gemeint ist: Die Entscheidung im Rat über das weitere Vorgehen in Sachen Stadion. Dieses Thema ist so etwas wie der „Schwanengesang“. Das letzte große Thema dieses Präsidenten.

Alles weitere wird sich dann auf der Jahreshauptversammlung im Januar 2020 klären. Denn dann stehen ja auch wichtige Wahlen an: Der Aufsichtsrat wird neu gewählt und schon heute deuten sich zumindest zwei Abschiede an. Christoph Metzelder wird nach Lage der Dinge derzeit kein Amt anstreben und auch Walter Seinsch ist zumindest ein „Wackelkandidat“. Und ob wirklich alle anderen aus dem Team erneut antreten, ist auch noch eine Frage.

„Diese Wahl steht an. Das ist etwas, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen“, so Strässer. 2016 trat ein völlig neues Team an – zumindest für breite Teile der Öffentlichkeit aus heiterem Himmel. Jetzt hat der SC Preußen zusätzlich zu all den anderen Baustellen sportlicher, wirtschaftlicher und infrastruktureller Art auch noch eine Führungs-Baustelle. „Einen spontanen Abschied kann ich mir nicht vorstellen“, hatte Strässer noch im September gesagt. Aber die Situation sei schwierig für alle, die keine weitere Amtszeit eingehen wollen. Stichwort Verantwortung.

Denn wie das immer so ist: „Es gibt 1000 Leute, die wissen, wie es geht, aber niemanden, der es tun will.“ Tatsächlich ist das die zentrale Frage. Wer würde sich denn derzeit diesen SC Preußen Münster antun? Wer immer es täte, bekäme eine gewaltige Ladung offener Themen auf den Schreibtisch und müsste von null auf hundert starten.

So eine Szenario schreit in aller Regel nach einer „internen“ Lösung. Würde sich im Kreise der aktuellen Führungsgremien jemand finden, der das Amt übernähme? Diese Frage wird zu denen zählen, die im Januar spätestens klarer beantwortet werden können. Dann aber auch mit Blick darauf, wie der neue Aufsichtsrat aussieht. Findet sich etwa wieder ein „Überraschungsteam“? Oder gibt es Interessenten, die mehr oder weniger überraschend auf den Plan treten? Dazu ist nichts zu hören, aber sicher ist: Das Gremium wird sich verändern.

In Sachen Präsidium dürfte auch eine Rolle spielen, dass das Amt des Vereins-Präsidenten selbst in der neuen Struktur an Bedeutung verloren hat. Der e.V. ist eigentlich etwas aus dem Fokus verschwunden und dort gibt es auch keine ernsthaften Probleme. Interessanter ist, dass beispielsweise Christoph Strässer durch sein Amt im wichtigen Beirat sitzt – das Führungsgremium der Profiabteilung.

Wie auch immer: Spätestens zur Jahreshauptversammlung im Januar muss der SC Preußen eine neue Führungsspitze finden.

Oktober 2016: Das damals neue Präsidium mit Siggi Höing, Martin Jostmeier, Christoph Strässer, Walter Seinsch und Bernhard Niewöhner.

Das aktuelle Präsidium des Vereins besteht aus: Martin Jostmeier, Vereinspräsident Christoph Strässer, Hans-Jürgen Eidecker, Siggi Höing und Burkhard Brüx.