Preußen Münster gegen Fortuna Köln: Letzte Ausfahrt Hoffnung?

Preußen Münster gegen Fortuna Köln: Letzte Ausfahrt Hoffnung?

10. März 2022 1 Von Carsten Schulte

Und dann sind es nur noch 10 Saisonspiele, die Zeit wird langsam knapp. Am Freitagabend empfängt der SC Preußen Münster den direkten Konkurrenten Fortuna Köln und im Grunde ist es für beide Teams der letzte große Anlauf in Richtung Aufstieg. Die Vorzeichen könnten besser sein.

Vor dem Spiel schickte der SC Preußen am Donnerstag Warnsignale. Personell wird es halt einmal mehr knapp, wie schon so oft in Münsters Kader. Alexander Langlitz, vor wenigen Tagen im Kader, ist jetzt wieder angeschlagen. Manuel Farrona Pulido wird wohl ausfallen, vielleicht ist Thorben Deters dabei, vielleicht nicht. Lukas Frenkert fällt nach seiner Schulter-OP noch länger aus, Dennis Daube und Manfred Kwadwo sind ohnehin nicht dabei, angeschlagen sind auch die Stürmer Jan Dahlke und Deniz Bindemann, Marvin Thiel ist nach seinem Knalltrauma aus dem unsäglichen Essen-Spiel ja gerade erst wieder im Training – sein Einsatz wäre eigentlich ein Wagnis. Kurzum: Könnte alles schlimmer sein, aber richtig schön ist anders.

Dabei sind die Umstände ja reizvoll genug. Ein Freitagabendspiel, ein Spitzenspiel, das Wetter in Ordnung, Spannung pur. Das merkt man wohl auch an der Nachfrage. Statt der zuletzt knapp 4.000 Fans rechnet der SCP diesmal hoffnungsvoll mit einer 6 vor der Zuschauerzahl, die Tribüne ist schon ziemlich dicht. Das hat eben auch etwas zu tun mit der Tabellenlage. Wer gewinnt, mischt noch ein bisschen mit. Wer verliert, muss sich einfach der Realität stellen, dass der Aufstiegszug abgefahren ist – so seriös kann man schon sein. Zahlen lügen schließlich nicht.

Also noch einmal: Zwar ist der SC Preußen mit 61 Punkten offiziell Tabellenführer, doch das ist natürlich nur ein schiefer Eindruck. Sowohl RW Essen (kann auf maximal 68 Punkte kommen) wie auch Fortuna Köln (maximal 62 Punkte) können den SCP aus eigener Kraft hinter sich lassen. Das sind theoretische Werte, denn Köln und Essen spielen noch gegeneinander und am Freitag könnte der SCP Köln selbst distanzieren – aber das zeigt in etwa an, wie die Meisterschaft und damit der Aufstieg entschieden wird. Die direkten Duelle sind es, die wichtig sind.

Leider weist der SCP gerade in diesem Segment eine verheerende Schwäche auf. Oder noch besser gesagt: Gegen die Teams der oberen Tabellenhälfte liefert der SC Preußen nur halb (!) so gut ab wie gegen die Klubs ab Platz 10. In Zahlen? Gegen die Teams aus der unteren Tabellenhälfte machte der SCP bisher 17 Spiele, holte 14 Siege, 3 Unentschieden, verlor aber kein Spiel. Von den maximal möglichen 51 Punkten holte der SCP hier 45 – das sind 88% der möglichen Punkte. Soweit klar?

Schwach gegen die Top-Teams

Gegen die Top 9 der Liga holte der SCP dagegen nur 43% der möglichen Punkte, nämlich 13 von 30 Punkten! Hier kassierte der SCP auch die drei Saisonniederlagen gegen Essen und Köln, aber leider auch die in Rödinghausen. Der per Gerichtsurteil verteilte Sieg in Essen soll hier als Sonderfall einmal außen vor sein.

Es gilt: Die Spitzenspiele gegen die Top-Teams hat der SCP ernüchternd abgeschlossen. RW Essen verlor (sportlich!) keine einzige Partie gegen Münster, Wuppertal, Fortuna oder Oberhausen, holte aus diesen Spielen aber vier Siege in sechs Spielen. Auch Köln verlor nur ein einziges Spitzenspiel, holte aber drei Siege aus den Partien gegen Essen, Münster, Oberhausen und Wuppertal.

Und Münster? Holte nur einen einzigen Sieg in sechs Spielen, das war das 3:1 im Hinspiel gegen Oberhausen, das sich schon deutlich aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet hat.

Angesichts von Münsters schwacher Bilanz in den Spitzenspielen kann man nun reden wie man will: Das reduziert eben die Chancen auf einen Aufstieg erheblich. Münsters Auftritt zuletzt in Wuppertal war kein Mutmacher, auch wenn Moral und Einsatz stimmen. Nur die Ergebnisse eben nicht.

Selbst ein Heimsieg gegen Köln würde nur den Druck auf Essen hoch halten – und das ist letztlich die einzig relevante Frage dieser Rest-Saison: Wie wird sich Essen in den vielen Nachholspielen und nach den diversen Corona-Fällen präsentieren? Auch am Wochenende schauen die Rot-Weißen erneut nur zu, die Partie in Oberhausen wurde längst abgesagt und findet erst Anfang April statt. Mit Spannung wird der SCP am kommenden Mittwoch verfolgen, wie sich Essen im Nachholspiel bei Fortuna Köln präsentiert. Letzte Ausfahrt Hoffnung?

Zeichen für die Ukraine

Der SC Preußen läuft am Freitag in einem schon länger angedachten Sonder-Trikot auf. Sponsor Fiege verzichtet auf sein übliches Logo, druckt stattdessen die ukrainische Flagge auf das Trikot und möchte damit ein Friedenszeichen senden – Hintergrund ist, dass Fiege einen Logistikstandort in Boryspil nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew mit über 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreibt. Darüber hinaus beschäftigt der Logistikdienstleister aus Greven weitere über 1.000 ukrainische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerhalb der Ukraine.

„Die schrecklichen Bilder und Nachrichten aus der Ukraine lassen uns fassungslos und traurig zurück“, sagt Jens Fiege, der das Familienunternehmen zusammen mit seinem Cousin Felix Fiege führt. „Wir möchten mit unserer kleinen Aktion eine klare Botschaft an unsere ukrainischen Kolleginnen und Kollegen senden, die aktuell leider viel zu viel Leid ertragen müssen: Wir denken an Euch, Eure Familien und Eure Freunde. Und wir werden Euch helfen, so gut und wo wir nur irgendwie können!“

„Fiege stands with you”: Hauptsponsor sendet Trikotbotschaft an ukrainische Kolleginnen und Kollegen

Maximal 10.725 Zuschauer dürfen derzeit wieder ins Preußenstadion, der SCP rechnet mit 6.500 bis 6.800 Fans. Es gilt die 2G-Plus-Regelung. Das Stadion öffnet ab 17.30 Uhr, die Anreise für Heimfans sollte möglichst nicht mit dem Auto erfolgen. In allen Stadionbereichen (Steh- und Sitzplatz) gilt eine dauerhafte Maskenpflicht, doch daran hielten sich zuletzt längst nicht mehr alle Zuschauer. Die Disziplin und der Wille bröckeln sichtbar.
Der SCP bittet schon vorab um Verständnis für „Mangelerscheinungen“ beim Catering, das durch zahlreiche Corona-Ausfälle nur ersatzgeschwächt antreten kann… das passt aber ins Bild.