Preußen Münster, das Spitzenteam der Rückrunde

Preußen Münster, das Spitzenteam der Rückrunde

26. März 2021 0 Von Carsten Schulte

BVB II? RW Essen? Nein, das beste Team der Rückrunde ist der SC Preußen Münster. Trotz zuletzt zweier aus Preußensicht ärgerlicher Unentschieden führt der SCP die Regionalliga-Rückrundentabelle mit 23 Punkten aus 9 Spielen an.

Das macht einen Schnitt von 2,56 Punkten und das ist allemal aufstiegstauglich. Wenn es denn die Hinrunde wäre … Nach dem 2:0 gegen Wuppertal formulierte es Torschütze Alexander Langlitz so: „Man muss sehen, wo wir im August standen. Da waren wir teilweise mit 10, 15 Mann auf dem Trainingsplatz.“ Alle hätte sich erst finden müssen, so Langlitz, der sich in dieser Einschätzung ganz auf Trainerlinie befindet, der das auch stets so formuliert hatte.

Falls das jemand vergessen haben sollte: Nach dem Abstieg und dem angekündigten Abschied von Malte Metzelder herrschte wochenlang Stille beim SCP, erst ganz spät hatte der neue (!) Sportchef Peter Niemeyer sein Team beisammen. Alle anderen Regionalligisten hatten Monate Zeit, sich auf die neue Spielzeit vorzubereiten, die Preußen kamen als letzter der Reihe dazu. „Das hat dann einfach gedauert“, so Langlitz schulterzuckend. „Aber jetzt sind Automatismen da.“

Und eine Stammformation, die es in der Hinrunde lange nicht gab – eben wegen zahlloser Verletzungen. Das wird beim SCP in dieser Saison auch so bleiben, ein paar Spieler mit anfälligen Körpern stehen eben im Kader. Die Spieler ab Kaderplatz 12 können immerhin ständig damit rechnen, dass der Einsatzfall immer in Reichweite ist. So wie zuletzt Lukas Frenkert, der von Niklas Heidemanns Verletzung im Februar profitierte und ins kalte Wasser springen musste. Langlitz: „So is das: Der eine fällt aus, der andere kommt rein.“ Dafür sei der Kader groß genug. So sah es auch Niklas Heidemann. „Ist doch schön, dass wir Jungs haben, die einspringen können.“

Ein paar Spieler sind derzeit aber schon etwas hinten dran. Erstmals seit Wochen stand Gianluca Przondziono wieder im Kader, aber er wie u.a. auch Justin Möbius oder Ousman Touray (der ja nun nach Wiedenbrück wechselt), Naod Mekonnen oder auch Dominik Klann kommen derzeit nicht an der Stammelf vorbei oder nicht in den Spieltagskader. Was nicht an ihrem Einsatz im Training liege, wie Sascha Hildmann gerade erst betonte. Aber dass hier und da eben doch Qualitätsunterschiede zwischen den „Nachrückern“ und der ersten Elf zu sehen sind, liegt auf der Hand. Fußball eben.

Trotzdem: In der Rückrunde punktet der SCP nun stabil. Das leichte Auf und Ab der Hinrunde ist deutlich abgeschwächt.

Ein paar Zahlen:

  • Zuhause holte der SCP 35 von 42 Punkten, das ist eine Quote von 83 Prozent. Besser ist nur RW Essen (38 von 42 Punkten, 90,5 Prozent)
  • Deutschlandweit ist der SCP (gemeinsam mit Ingolstadt) viertbestes Heimteam nach RW Essen, Bayern München und Viktoria Berlin (die allerdings wegen Corona nur 8 Heimspiele bestritten)
  • Auswärts dagegen liegt die Schwäche: Nicht einmal die Hälfte der möglichen Punkte holte der SCP dort, was interessanterweise nur unwesentlich schlechter als RW Essen ist. Absoluter Auswärts-Champion ist der BVB, der sagenhafte 33 von 39 Punkten auswärts holte. Schon mal vormerken für das Spiel Anfang April …
  • In 15 Spielen ging der SCP in Führung (so wie Essen und BVB), davon verlor der SCP aber eines noch (gegen Gladbach II), spielte dreimal unentschieden (Siegwahrscheinlichkeit von 79 Prozent – gleichauf mit Essen und BVB)
  • Bemerkenswert: In nur sieben Spielen lag der SCP mit 0:1 in Rückstand (gleichauf mit Essen, einmal weniger als der BVB), aber während BVB und Essen Rückstände mehrfach drehten, gelang dies dem SCP nicht ein einziges Mal. Zwei Unentschieden und fünf Niederlagen folgten auf Rückstände. Und: Zuhause ging der SCP nie mit 0:1 in Rückstand, immer nur auswärts.

Natürlich fällt die Bilanz im Vergleich zur Hinrunde auch viel besser aus. Gegen die bisherigen Gegner der Rückrunde holte der SCP in der Hinserie 17 Punkte, also ein Plus von 6 Punkten. Vor allem gegen die Teams aus der aktuellen oberen Tabellenhälfte fällt die Bilanz besser aus: Gegen Essen, Rödinghausen und Köln II gelang dem SCP in der Hinrunde nur 1 Punkt! Jetzt sind es 9 Punkte …

In der aktuellen Formtabelle der jüngsten 5 Spiele liegt übrigens ein Team noch vor dem SCP: RW Oberhausen hatte zwar eine Niederlage drin, siegte aber viermal und holte damit 12 Punkte (Preußen „nur“ 11).

Die häufigsten Ergebnisse des SCP:

  • 5 Spiele endeten 1:0
  • 5 Spiele endeten 1:1
  • 5 Spiele endeten 2:1
  • Insgesamt holte der SCP 11 verschiedene Ergebnisse, jeweils einmal ein 3:2, 1:2 und 0:0.

Auffällig auch: In keinem Spiel kassierte der SCP mehr als 2 Gegentore. Allerdings sind Tore weiter das Manko der Preußen. Nur 44 Treffer in 29 Spielen sind nicht meisterlich. Die Dortmunder Überflieger kommen auf 73 Tore, aber auch Essen mit 56 ist deutlich besser. Immerhin: 24 Gegentore sind der drittbeste Wert der Liga nach BVB und Essen.

Im Grunde spiegeln die Zahlen, was in der Tabelle abzulesen ist: Oben kreisen fast überall Essen und BVB, wobei es eben feine Unterschiede in der Wirkung gibt. Essen läuft Gefahr, den Aufstieg durch seine vergleichsweise schwachen Auswärtsauftritte zu verspielen – zuletzt zwei Niederlagen in Münster und beim Schlusslicht (!) Ahlen? Das ist zu wenig für einen Aufstieg.

Mit jetzt 9 Toren ist Alexander Langlitz der beste Torschütze der Preußen. In Lotte war er mit dem Kopf noch dran am Führungstreffer, doch der DFB klaute ihm bekanntlich den Treffer und schrieb ihn Jules Schwadorf zu. Langlitz wird’s egal sein. Als Außenverteidiger geholt, rückte er beim SCP immer wieder in die Spitze. Das nahm er amüsiert zur Kenntnis. „Offenbar spiele ich im Preußentrikot immer Stürmer. Das war in der Jugend hier auch schon so …“ Nun, wenn es dann so gut läuft, warum auch nicht?

Ihn freut es ungemein, dass es in der Liga nun Schlag auf Schlag geht. „Das ist das Beste für mich.“ Übersetzt: Wenig Trainingseinheiten, viel Regeneration und viele Spiele. Macht mehr Laune als Dauerlauf oder Kraftraum. Die Partie gegen Wuppertal wertete er nach dem Spiel als „reife Leistung“. „So kann es jetzt weitergehen.“ Gerne schon gegen Bonn am Samstag.