Niklas Heidemann: „Endlich mal erzwungen“

Niklas Heidemann: „Endlich mal erzwungen“

18. Dezember 2020 0 Von Carsten Schulte

Die Erleichterung beim SC Preußen Münster war am Mittwochabend deutlich spürbar. Der Heimsieg beendete die Sieglos-Serie aus vier Spielen und rückte den SCP wieder in Sichtweite von Platz 3. Der ist nach Lage der Dinge der Maßstab, an dem sich der SC Preußen in dieser Saison messen muss. Flügelflitzer Niklas Heidemann sah jedenfalls das Positive.

„Endlich wieder“, seufzte er nach Abpfiff, „wir haben es endlich erzwungen, wirklich erzwungen.“ Denn das ist klar: Leicht ist in dieser Liga gar nichts. Nicht die Spiele gegen die Kellerkinder (die der SCP fast ausnahmslos gewann), sicher nicht die Spiele gegen die Klubs im Mittelfeld (gegen die der SCP um jeden Punkt kämpfen muss) und schon gar nicht gegen die Spitzenteams (gegen die bisher fast nichts zu holen war).

Woran es liegt? Sicher an der grundsätzlichen Qualität der Mannschaft. Aber Niklas Heidemann verwies zu Recht auf das besondere Pensum der Preußen. Seit Juni hat der SCP ziemlich Betrieb gehabt und das betrifft ja nun schon einige Spieler – von Schauerte über Heidemann, Scherder, Schulze Niehues (als Torwart sicher am besten bei Kräften) bis zu Erdogan. Auch die Neuzugänge aus der 2. Bundesliga durchliefen ja den Trainingsbetrieb im Endspurt des Profifußballs. Die kurze Sommerpause half wenig, seitdem geht es schon wieder im schnellen Rhythmus. Das ist, was Trainer Sascha Hildmann immer wieder als Kopfsache bezeichnet. Mental müde, körperlich auch belastet. Heidemann sah das am Mittwoch ähnlich. „Wir sind jetzt in der letzten englischen Woche, das zehrt schon an den Kräften.“ Die vergangenen dreieinhalb Monate seien schon extrem gewesen, das merke man.

Niklas Heidemann vor dem Spiel gegen Alemannia Aachen.

Am Mittwoch gegen Aachen schwebte, je länger es 0:0 stand, auch der Gedanke an die eigene Chancenverwertung durch die Köpfe. Alle wissen Bescheid: Aus den durchaus vorhandenen Chancen macht der SCP regelmäßig zu wenig und je länger das so ist, desto mehr wird es zu einem Faktor. Vielleicht nicht während des Spiels als klarer Gedanke beim Torschuss, aber sicher ist da ein Druck rund um die Spiele. Dass die Mannschaft das alles durchaus wisse, bestätigte Heidemann am Mittwoch. Dazu kam, dass Aachen auch stabil und geordnet stand. Allzuoft kam der SCP nicht zu klaren Chancen, am Ende reichte es aber zu vier, fünf echten Chancen. „Vielleicht ist der Knoten geplatzt?“

Der Trainer rede ständig davon, dass irgendwann einer reinfalle, so Heidemann. Tatsächlich steht Hildmann oft an der Seite, feuert die Mannschaft an. Ziemlich deutlich ist zu hören, was das Mantra aller Preußen ist. Weitermachen, immer weiter. Erzwingen. Der nächste geht rein! Das ist Selbstbeschwörung, aber viel andere Möglichkeiten bleiben dem Trainer während des Spiels nicht. Im Grunde kommt in jedem Spiel jeder offensive Spieler auch zum Einsatz – so wie William Moeller ja seit drei Spielen. „Er ist ein super Junge“, wertete Heidemann über den Dänen. „Er hatte es bestimmt nicht einfach, so erstmals im Ausland, dazu ein anderer Fußball. Er musste sich auch erst mal eingewöhnen, umso mehr freue ich mich für ihn, dass er getroffen hat.“

Der Jubel nach dem Siegtor war zum Teil die Freude über das Tor an sich, zu einem Teil aber auch die Erleichterung über das Ende der ätzenden Serie.

Niklas Heidemann: „Kompliment ans Team. Wir sind immer wieder angelaufen, das war schon richtig gut.“ Tatsächlich waren die 90 Minuten im menschenleeren Stadion durchaus ansehnlich, munter. So sah es auch der Trainer. „Von Anfang an waren wir sehr couragiert, sehr mutig, sind früh angelaufen, haben gut gepresst, hatten die bessere Spielanlage.“ Wenn es ein Problem gab, dann eben das bekannte: „Wir haben viel Druck aufgebaut, aber an der letzten Linie setzen wir uns einfach nicht richtig durch“, bemängelte Hildmann. „Aber wir haben uns mit dem Tor belohnt, der Sieg ist auch verdient.“

Das Nahziel ist auch schon definiert: Gegen Schalke II will der SCP am Samstag noch einen Heimsieg holen, dann stünde „friedlichen Weihnachten“ nichts mehr im Wege, so Hildmann. Aber das ist eine Geschichte für Samstag.