Malte Metzelder will „solidarische Lösung“ für die 3. Liga

Malte Metzelder will „solidarische Lösung“ für die 3. Liga

16. April 2020 0 Von Carsten Schulte

Ein Bericht des MDR sorgte am Donnerstag für erstaunte Mienen in Münster. Der SC Preußen habe sich in der jüngsten Videokonferenz der 3. Liga für einen Saisonabbruch ausgesprochen.

Wie der MDR berichtete, gehörte der SCP zu einer Gruppe von sieben Klubs, die einen sofortigen Abbruch der Saison bevorzugen. Neben Münster sollen sich Mannheim, Magdeburg, Jena, Halle, Chemnitz und Zwickau für die Option Abbruch ausgesprochen haben.

Diese Position war bisher in Münster nicht zu hören. Und auf Anfrage von 100ProzentMeinSCP wollte am Donnerstagabend auch Sport-Geschäftsführer Malte Metzelder diese Haltung nicht bestätigen.

Metzelder lediglich vage: „Wir sind für eine tragfähige und solidarische Lösung innerhalb der 3. Liga. Der Schutz der Vereine und seiner Mitarbeiter hat dabei höchste Priorität.“ Alles andere sei reine Spekulation.

Bereits vor einer Woche hatte sich Metzelder unserer Redaktion gegenüber mit konkreten Aussagen zurückgehalten. Deutlich betont hatte er allerdings, dass es wohl in der aktuellen Saison keine Partien mit Zuschauern geben werde.

Dass der SCP kein Freund von Geisterspielen ist, war dagegen schon seit einiger Zeit zu hören, aber das dürfte tatsächlich ligaweiter Konsens sein. Dennoch: Ein Abbruch hatte der SCP bisher nicht gefordert, umso überraschender wirkte der MDR-Bericht.

Faktisch ist die Liga uneins – was angesichts der Umstände auch kaum verwundert. Die meisten Klubs in der 3. Liga sind für eine Fortsetzung der Liga mit Geisterspielen. Hintergrund dieser Haltung dürften die TV-Einnahmen sein, die zwar im Vergleich zur Bundesliga oder 2. Liga erheblich niedriger ausfallen, aber dennoch erheblich sind.

Konkrete Zahlen gibt es dazu nirgends, lediglich Schätzungen. Auf der einen Seite gingen den Klubs Zuschauereinnahmen verloren, auf der anderen Seite schlimmstenfalls TV-Gelder und Sponsorengelder. Aber das alles ist wenig belastbar, weil aus manchen Klubs schon zu hören war, dass es positive Signale der Sponsoren gab. Nicht jeder Klub wird zwingend viele Einnahmen verlieren.

Im Fall von Geisterspielen kämen wiederum auf die Klubs die ganz normalen Gehaltszahlungen zu. Dann wäre das Thema Kurzarbeit beendet.

Die Lage wurde am Donnerstag zusätzlich verkompliziert, weil sich der Fußballverband Bayern unter Führung des DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch plötzlich unisono für Geisterspiele aussprach. Vertreter des TSV 1860 München, des FC Ingolstadt 04, der SpVgg Unterhaching, des FC Bayern München II und der FC Würzburger Kickers halten eine „zeitnahe Saisonfortsetzung“ für „alternativlos“.

Gerade noch ehe der DFB seine Klubs um etwas mehr Ruhe in der Debatte bat, schickte der Verband aus Süddeutschland schnell seine Mitteilung auf die Reise. Das hat angesichts der „Doppelfunktion“ von Koch schon eine etwas seltsame Note. Koch: „Diese einhellige Auffassung der aktuellen Situation ist eine ebenso feste wie gute Basis, um den Schaden in Zusammenarbeit mit den weiteren Drittligisten so gut es geht zu minimieren.“

Klar ist: In der Liga herrscht völlig Uneinigkeit. Das Bizarre ist, dass neben dieser Uneinigkeit auch keinerlei Datum für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs in Sicht ist. Und das würde auch nicht Sache der Verbände sein, sondern eine Entscheidung von Bund und Ländern erfordern. Nicht einmal die Bundesliga hat derzeit „grünes Licht“ für die Fortsetzung der Saison ab Anfang Mai.

Angesichts der jüngsten Nachrichten steht hinter dem Fußball derzeit ohnehin ein gewaltiges Fragezeichen. Bis zum 31. August 2020 sind alle Großveranstaltungen in Deutschland verboten – das bedeutet, dass der SC Preußen Münster bis dahin ohne Zuschauer spielen müsste. Eine Pause ohne historischen Vergleich seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Nicht vergessen: Am 31. August hätte die 3. Liga bereits einige Spieltage der Saison 2020/2021 absolviert, aber wie gesagt: Das ist derzeit völlig unrealistisch.

„Zeitnah“, wie es sich die Bayern-Klubs angeblich wünschen, wird sicher gar nichts gehen.

Wenn man derzeit Wetten annehmen müsste, dann vermutlich am ehesten für einen knackigen Saisonendspurt ab Mitte Mai und einen nach hinten verlegten Saisonstart 2020/2021. Wie regulär und fair so eine „Holterdipolter-Saisonfinale“ wirklich wäre, steht auf einem völlig anderen Blatt.