Preußenspiel kurz vor dem Abbruch: Fans und Polizei eskalieren in Velbert

Preußenspiel kurz vor dem Abbruch: Fans und Polizei eskalieren in Velbert

20. November 2021 5 Von Carsten Schulte

Rein sportlich war das 1:0 des SC Preußen Münster gegen den KFC Uerdingen ziemlich klar – trotz des nur knappen Endstands. Doch was da vor dem Spiel und während der Halbzeit zwischen Preußenfans und Polizei passierte, war viel weniger klar und muss wohl erst noch aufgearbeitet werden.

Soweit bekannt ist, gab es schon vor dem Spiel Ärger am Einlass. Rekonstruieren lässt sich, dass eine größere Gruppe von Preußen den Eingangsbereich „unter Druck“ setzte. Die Polizei ließ den Eingangsbereich sperren und sorgte dafür, dass eine erhebliche Zahl von Fans wieder zurückweichen musste. Und dann ging’s erst einmal für längere Zeit nicht weiter. Eine Handvoll Fans musste im Block ausharren, der Rest stand ziemlich lang vor den Toren. Das dürfte schon vor der Partie den Stresslevel etwas erhöht haben.

Kurz vor Anpfiff waren dann aber wohl alle Preußenfans im Block, die Fahnen hingen. Es blieb auch ziemlich unauffällig im Block, normaler Support, alle zufrieden, die Führung im Rücken: Ein ganz normaler Samstagnachmittag. Und kurz vor der Halbzeit zündeten die Fans kurz etwas Pyrotechnik, keine große Sache, schnell beendet.

Vor dem Spiel: Zahlreiche Fans müssen draußen warten, weil der Eingang des Gästeblocks plötzlich geschlossen wurde.
Zum Anpfiff war der Blick dann leidlich voll.
Kurz vor der Pause: Kurze Pyro im Block.
Halbzeit: Vor der Verpflegungsbude fackelte es, es gab Stress zwischen Polizei und Fans.

Beendet war dann aber nichts mehr. Was genau in der Pause vorgefallen ist, blieb zunächst unklar. Zu hören war später, dass ein handfester Streit zwischen zwei Preußenfans am Imbiss Auslöser der ganzen Szene war. Die Polizei hatte die Lage dort offenbar deutlich aggressiver und gefährlicher beurteilt als sie es eigentlich hergab – und ging offenbar auch energisch dazwischen. Das wiederum sorgte dann für den weiteren Fortgang der Dinge.

Der Verpflegungsstand vor dem Gästeblock wurde in Mitleidenschaft gezogen (weil dann offenbar auch Gegenstände aus dem Imbiss als Wurfgeschosse verwendet wurden) und dann nach der Pause auch geschlossen. Deutlich sichtbarer war, dass außerhalb des eigentlichen Blocks gezündelt wurde. Augenzeugen berichten, dass eine Fackel in Richtung der heranrückenden Polizei geworfen wurde – was die wiederum sehr schnell mit ruppigem Eingreifen beantworteten und den Block betraten. Das setzte die übliche Eskalationsspirale in Gang. Bierbecher flogen, die Stimmung heizte sich weiter auf.

Zwei Beamte der K9-Einheit wurden aufs Spielfeld und vor den Block geschickt. Dort stand plötzlich auch mindestens ein Fan aus dem Preußenblock und wurde energisch abgedrängt – was wiederum weitere Polizei auf den Plan rief und die Stimmung im Block selbst anfeuerte.

Die ersten Anzeichen einer Eskalation: Mit Polizeihunden vor dem Block.
Sportchef Peter Niemeyer vor dem Block.
Geschäftsführer Bernhard Niewöhner war auch vor Ort.

Video: Abzug der Polizei…

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Durchsagen des Stadionsprechers mit der Forderung an die Fans, Gewalt einzustellen, trieb den Puls zusätzlich in die Höhe, weil das Vorgehen der Polizei von den Fans eher als Eskalation empfunden wurde. Fackeln wurde aus dem Block auf den Rasen geworfen, von denen eine auch im Bereich der Fans selber landete.

Preußens Sportchef Peter Niemeyer und Geschäftsführer Bernhard Niewöhner eilten zum Block, wirkten auf die Fans ein. Niewöhner versuchte sich verständlich zu machen: Die Wertung des Spiels könnte auf dem Spiel stehen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Mannschaften wieder auf dem Platz erschienen, wo sie von einigen Dutzend Beamten empfangen wurde. An eine Fortsetzung des Spiels war nicht zu denken, überall herrschte Ratlosigkeit. Uerdingens Fans solidarisierten sich mit den Gästefans gegen den Einsatz der Polizei, beschimpften aber die Gäste in gleichem Atemzug als „scheiß Preußen Münster“. Es war seltsam.

Längst war die Pause schon auf 30 Minuten angewachsen, das Schiedsrichterteam um Marco Goldmann war kurz auf dem Platz und marschierte dann schnell wieder in die Tribüne, um sich mit der Polizei zu besprechen. Da hatte sich die Lage am Gästeblock längst wieder beruhigt. Natürlich rafften die Preußen ihre Fahnen zusammen, bis zum Spielende blieb der Block stumm, viele Fans waren da schon nicht mehr im Block. Aber auch die Polizei zog sich zurück, hielt bis zum Schlusspiff aber ein Dutzend Beamte in der Nähe der Eckfahne bereit.

Die Partie stand vor dem Abbruch, das war sicher. Noch ein Vorkommnis und die Pause würde länger ausfallen … Tatsächlich aber blieb die Lage bis zum Abpfiff völlig harmlos. Es gab keinen Ärger mehr, allerdings wurde kurz vor Spielende ein Mülleimer hinter dem Block in Brand gesetzt (und später von der Feuerwehr gelöscht).

Kurz vor Ende: Der Mülleimer vor dem Zaun brennt.

Die ganze Aktion hat möglicherweise auch für Verletzte durch Stürze im Gedränge, Pfefferspray und/oder Pyro gesorgt, doch all das ist noch nicht bestätigt.

Der SC Preußen Münster wird für die Szenen sicher zur Kasse gebeten, in Kürze werden die üblichen Aufforderungen zu Stellungnahmen beim Klub auf dem Tisch liegen. Mit Aussagen hielt sich der Klub nach Abpfiff zurück, zu unklar war da noch die Lage. Zu hören war aber schon, dass zumindest der Eindruck existierte, der Einsatz und das Vorgehen der Polizei sei möglicherweise nicht adäquat gewesen. Sprich: Zu schnell und zu viel. Aber das war eben keine offizielle Haltung.

Die Mannschaft feierte nach dem Schlusspfiff trotzdem vor dem Block. Für Kapitän Julian Schauerte auch logisch. „Wir wissen ja gar nicht, was los war. Aber die Fans sind ja auch stundenlang durch die Gegend gefahren, da gehen wir auch hin.“

Zumal ja auch viele Fans im Block mit all den Szenen rein gar nichts zu tun hatten, sondern nur das Spiel sehen und ihr Team feiern wollten.