Kein Geld: Schwierige Trainersuche in Münster

Kein Geld: Schwierige Trainersuche in Münster

22. Dezember 2019 8 Von Carsten Schulte

Die Weihnachtsfeiertage wird der SC Preußen Münster wohl ohne neuen Trainer verbringen. Zwar hatte sich Arne Barez in der Kabine noch nicht als (Interims-)Trainer verabschiedet, aber die Aussage von Sportchef Malte Metzelder bleibt: „Aktuell ist Stand der Dinge, einen neuen Cheftrainer zu suchen.“

Der kleine Wörtchen „aktuell“ könnte man vielleicht als Hintertürchen werten. Denn man kann es drehen und wenden, wie man will: Der Job in Münster ist gleich mit mehreren Problemen behaftet. Es muss einer her, der sich den Job zutraut und einer, der auch noch finanzierbar ist. Es ist auch ein Faktor, für wie lange der Job dann gelten soll. Nur für die sechs Monate bis Juni 2020? Oder auch darüber hinaus? Und falls darüber hinaus, dann müsste eben auch jemand her, der notfalls mit in die Regionalliga geht. Kommt da Barez vielleicht doch noch ins Gespräch?

Über diese Gespräche mit Trainern oder gar Namen schweigt sich Malte Metzelder völlig aus. Nicht einmal eine grobe Zahl von Trainern in der engeren Auswahl will er verraten. „Das ist irrelevant“, so Metzelder. Das ist wohl auch etwas Selbstschutz – beziehungsweise eine Vorsichtsmaßnahme für den neuen Trainer. Niemand will ja Wunschkandidat auf Platz 10 sein…

Nur so viel verrrät Metzelder allgemein über die Gespräche: „Es geht erst einmal darum zu erkennen, ob ein Trainer zu uns passt, für die Sache brennt und auch die Überzeugung hat, das hier hinzubekommen.“ Das seien natürlich wichtige Fragen. „Aber dann geht es eben auch um die Wirtschaftlichkeit.“

Man darf vermuten, dass der SCP schon einige Absagen kassiert hat und vielleicht sollten sich die Preußenfans vorsichtshalber von der Idee verabschieden, dass ein bekannter, erfahrener und routinierter Trainer in Münster unterschreibt. So einer könnte man über „Pele“ Wollitz schreiben, der erstens frei ist und der ja selbst über eine Anfrage eines Traditionsklubs in der 3. Liga sprach – aber eben nicht über den SCP. Auch Metzelder kommentierte den Namen Wollitz nicht, formulierte aber: „Er hat sich auch selbst dazu geäußert.“ Was ein bisschen so klingt, als wäre das so abwegig gar nicht gewesen. Einer wie Wollitz würde etwas Feuer reinbringen. Wobei Metzelder betont, dass es sinnlos wäre, „nur eine Rampensau zu finden“. Allerdings bringt der ehemalige Cottbuser Trainer fraglos diese Rampensau-Qualität mit, aber kann auch Teams entwickeln. Und genau darauf will der SCP auch schauen.

Nüchtern oder Rampensau?

Es ist eine ganz spannende Frage, welcher Trainertyp hier das Zepter schwingen soll. Sowohl Sportchef Malte Metzelder wie auch Ex-Trainer Sven Hübscher oder Arne Barez sind eher ruhige Typen, bedacht und in gewisser Weise nüchtern. Ist es ein Zufall, dass Torwart Max Schulze Niehues nach Abpfiff über seine Vorstellungen sprach? „Wir brauchen jemanden, der hier Energie reinbringt, der mit viel Enthusiasmus rangeht“, so der Torwart auf eine entsprechende Frage.

Aber am Ende steht der SCP eben vor einer dicken Hürde. Metzelder mit Klartext: „Es ist definitiv ein großes Problem der Finanzierung.“ Kein Geld, kein Geld, kein Geld. Das ist letztlich ein ziemliches Armutszeugnis – auch wenn man dem heutigen SC Preußen die wirtschaftliche Lage nicht komplett allein in die Schuhe schieben darf. Dass in einer Lage wie aktuell am Ende aber das Geld engere Grenzen setzt als manche fachliche Fragen, macht die Sorgen nur größer.

Schließlich gibt auch Metzelder zu: „Wenn man ehrlich ist: So viele Klubs werden nicht mehr unten reinrutschen.“ Das bedeutet, der SCP wird wohl auf die Plätze 15 und 16 schielen müssen. Alles, was weiter oben steht, ist schon heute ziemlich außer Reichweite. Schon ins untere Mittelfeld sind es satte 10 Punkte – äußerer Nachweis einer katastrophalen Hinserie.

Wer immer den Job an der Seite übernimmt, muss schnell Herr der Lage werden. Und das ist dann eben auch eine Frage: Übernimmt eine Art „Feuerwehrmann“ den SCP nur bis Mai? Das mache schon einen Unterschied, gibt Metzelder zu.

Das führt zurück zum Beginn des Textes. „Aktuell“ gehe es darum, einen neuen Cheftrainer zu finden. Aber da nun Arne Barez den Fußballlehrer besitzt und sich in der Kürze der Zeit „weiterentwickelt hat, selbstbewusster geworden ist“ (Metzelder) und zudem innerhalb der Mannschaft eine „gewisse Akzeptanz“ besitze, könnte das Geld am Ende vielleicht doch den Ausschlag für eine interne Lösung geben? Das ist derzeit nicht geplant, zumal Barez ja auch noch einen Hauptjob im Philippka-Verlag besitzt. Aber manchmal läuft es im Fußball ja doch anders als gedacht.

Klar ist in jedem Fall, dass Barez nicht aus dem Sichtfenster der ersten Mannschaft verschwinden soll. „Grundsätzlich möchte ich, dass er dabeibleibt, in welcher Form auch immer.“

Sören Weinfurtner und Kieran Schulze-Marmeling werden aber wieder zu ihre eigentlichen Aufgaben zurückkehren. „Beide waren völlig mit dem Herzen dabei. Ihnen danke ich für ihre Bereitschaft, hier einzuspringen“, so Metzelder. Weinfurtner, eigentlich U23-Trainer, ist als Lehrer aber schlichtweg nicht in der Lage, als Co-Trainer der ersten Mannschaft zu arbeiten. „Und Kieran Schulze-Marmeling brauche ich auch bei anderen Themen.“ Er ist Chefscout und muss sich ja auch mit dem Thema Kaderplanung beschäftigen. Alle hätten sich in den vergangenen drei Wochen ziemlich „gestreckt“, um die Aufgaben zu übernehmen.

SCP will sich von Spielern trennen

Unabhängig von der Trainerfragen geht es aber im Winter auch im Personelentscheidungen. Anfragen anderer Klubs für Spieler gibt es nach Aussagen von Metzelder nicht. Aber dass andere Klubs den Kader der Adler beobachten, liegt auf der Hand. Schließlich wären da im Frühjahr einige Spieler ablösefrei zu haben.

Auf der anderen Seite hat der SCP auch einige Spieler, die bisher kaum oder gar nicht zu Einsätzen gekommen sind – oder bei denen der SCP keine große Zukunft sieht. „Natürlich sprechen wir auch mit diesen Spielern“, so Metzelder. Und einigen habe man auch schon die Botschaft gesendet, dass ein „Tapetenwechsel“ vielleicht sinnvoll wäre. Wer das ist? Natürlich keine Antwort.

Kaderveränderungen kosten eben auch Geld. Das muss zum einen durch Einsparungen reingeholt werden, zum anderen durch die aktuellen Sponsoren-Aktionen von Fanprojekt oder auch dem Präsidium. Genaue Summen gibt es aktuell nicht. Das Fanprojekt hatte in der vergangenen Woche rund 4.500 Euro eingesammelt – übrigens zweckgebunden, also nicht verwendbar für Pyro-Strafen. Und Siggi Höings Aktion war zum Start bei rund 125.000 Euro angekommen – die Summe liegt mittlerweile etwas höher, aber es sind dem Vernehmen nach keine großen Beträge dazugekommen. Ohnehin will der Klub keine Wasserstandsmeldungen mehr abgeben, um nicht finanzielle Erwartungen von Spielerberatern zu befeuern…

Fünf Punkte Rückstand, kein Trainer, offene Personalien: Für Malte Metzelder werden das keine ruhigen Feiertage. Dennoch: „Ich bin nach wie vor vom Klassenerhalt überzeugt.“ Als Grundlage dieser Einschätzung dienten die letzten beiden Spiele. „Jetzt müssen wir ein paar gute Entscheidungen treffen.“

Und wenn die Leute sagten, das sei die schlechteste Hinrunde gewesen? „Dann spielen wir eben die beste Rückrunde.“

Ganz einfach.