Früherer Preußen-Präsident Georg Krimphove schreibt dem DFB-Chef Keller

Früherer Preußen-Präsident Georg Krimphove schreibt dem DFB-Chef Keller

17. Mai 2020 1 Von Carsten Schulte

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat es dieser Tage nicht leicht. Aber die 3. Liga hat es auch nicht leicht mit dem DFB. Der Verband setzt die Klubs unter Druck, zuletzt war heftige Kritik aus dem DFB zu hören. Der ehemalige Präsident des SCP, Georg Krimphove, schreibt dem DFB-Chef Fritz Keller einen „Offenen Brief“.

Artikelbild: Georg Krimphove, hier am Tag seiner Vorstellung als Präsident des SC Preußen Münster. Foto: Schulte

In dem Brief, den Georg Krimphove (bis 2016 Präsident des SC Preußen), auch auf Facebook veröffentlichte, äußerte Krimphove Sorgen um den Fußball, vor allem den in der 3. Liga. Dessen aktuelle Probleme würden „hauptsächlich durch Funktionäre des DFB“ verursacht. Der Verband stecke in der schlimmsten Krise seit Bestehen des Verbands.

Die Hoffnungen auf einen Wandel im Verband hätten sich leider in der bisherigen Amtszeit von Fritz Keller nicht verändert, so Krimphove ernüchtert. Er verweist auf die noch immer, vielleicht sogar gestiegene „Macht“ der Landesfunktionäre. Der Ex-Präsident nennt keine Namen, aber man darf angesichts der jüngsten öffentlichen Äußerungen aus dem DFB-Umfeld vermuten, dass hier Funktionäre wie Rainer Koch oder auch Erwin Bugar gemeint sind.

Krimphove erinnert sich, dass schon während seiner Amtszeit der DFB häufig schwer nachvollziehbare Entscheidungen getroffen haben. In einer bemerkenswert klaren Aussage bewertet Krimphove auch sein eigenes Verhalten in der Vergangenheit kritisch:

„Besonders Maßnahmen, die die Fanszene betrafen und betreffen, haben bei mir häufig Kopfschütteln ausgelöst. Versprechen wurden nicht gehalten, Absprachen über den Haufen geworfen und der Dialog mit der Fan- und Ultra-Szene häufig halbherzig und unehrlich geführt. Ich muss mir selbst vorwerfen, mich in dieser Zeit zu selten gegen die Repressalien seitens des DFB gegen Vereine und Fanszene gewehrt zu haben und meine Stimme nicht lauter erhoben zu haben. Dafür kann ich mich bei Teilen der Fanszene heute nur entschuldigen.“

Anlass und Kern des Offenen Briefs ist die Debatte um die 3. Liga. Krimphove kritisiert wie andere vor ihm den Umgang mit Sportlern und Vereinen, die nun wahrlich andere Rahmenbedingungen als DFL-Profiklubs vorweisen. „Die Gesundheit der Spieler und anderer Protagonisten wird fahrlässig und leichtsinnig aufs Spiel gesetzt und die ohnehin meist klammen Kassen der Vereine werden durch Ihre Maßnahmen weiter geleert, ohne eine seriöse Lösung der Gegen-Finanzierung zu präsentieren.“

Georg Krimphove trug von 2005 bis 2016 in verschiedenen Positionen Verantwortung im SC Preußen Münster. Viele Jahre war er im Präsidium des SC Preußen so etwas wie der inoffizielle „Fanbeauftragte“. Von April 2015 bis Oktober 2016 war er Präsident in einer schwierigen Übergangsphase des Klubs.


Mit Blick auf die jüngsten Unterstellungen, manche Drittligisten seien nur auf einen Klassenerhalt ohne Aufwand aus, entgegnet Krimphove: „Diese Argumentation lässt allerdings völlig außer Acht, dass es jetzt schon eine Wettbewerbsverzerrung dadurch besteht, dass einige Vereine sich schon seit Wochen im Mannschaftstraining befinden und andere wiederum – durch gesetzliche Vorgaben im jeweiligen Bundesland – noch gar kein Mannschaftstraining aufnehmen durften, um nur eine Argumentation gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebes in den Raum zu werfen. Der weitere Verlauf der Saison in der 3. Liga gleicht also mehr einem Lotteriespiel als einem fairen sportlichen Wettbewerb.“

Wäre er noch Präsident, so Georg Krimphove, würde er ernsthaft darüber nachdenken, einen Abstieg in Kauf zu nehmen als an diesem „Lotterspiel“ teilzunehmen.

Krimphove appelliert an den DFB: „Machen Sie von Ihrer Richtlinienkompetenz als Präsident des Deutschen Fußball Bundes Gebrauch und bereiten Sie diesem unwürdigen Spiel ein Ende und beenden Sie die Saison -viele unserer Nachbarländer wie Holland, Belgien und Frankreich haben es vorgemacht.“

Zuletzt hatte der Vorsitzende des DFB-Drittliga-Ausschusses im MDR heftige Kritik an einigen Drittligisten geäußert. Es sei ein „Skandal“, wie sich einige Klubs, darunter auch der SCP, verhielten. „Unsolidarisch“ nannte Eilers, selbst angestellt beim Zweitligisten SV Darmstadt, die Diskussion. Eilers warf den kritischen Drittligisten ernsthaft vor, „bewusst“ einen Spielbetrieb verhindert zu haben. Die Lage der Liga hätten sich diese Klubs selbst „eingebrockt“.

Scharfe Töne aus Darmstadt. Ob Eilers noch einmal zum Vorsitzenden des Drittliga-Ausschusses gewählt wird, dürfte fraglich sein. Aber Eilers passt sich in seiner Wortwahl und seinen Unterstellungen der Rhetorik anderer DFB-Funktionäre an. Der Verband, der noch vor Wochen um Versachlichung bat, hat sich offensichtlich für ein anderes Vorgehen entschieden…

Dabei hatte Keller erst vor wenigen Tagen dem „Sportbuzzer“ gesagt: „Wir müssen den Fußball wieder näher zu den Menschen bringen und verlorengegangenen Kredit zurückgewinnen.“ So sicher nicht.

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