Fridolin Wagner: „Voll beschissen gespielt“

Fridolin Wagner: „Voll beschissen gespielt“

29. September 2019 2 Von Carsten Schulte

Nach dem ernüchternden Auftritt gegen den FC Bayern München II waren sich alle Spieler einig. Das war ein unverständliches Spiel in der ersten Halbzeit – und Erklärungen dafür lieferte niemand.

In Worte verpackt hörte sich das alles in etwa so an, wie Fridolin Wagner es formulierte: „Wir haben uns relativ dämlich angestellt, um nicht zu sagen, voll beschissen gespielt.“ Da sei nicht viel Gutes in der ersten Halbzeit gewesen.

Das lässt sich auch in Zahlen darstellen. Seit dem Aufstieg 2011 hat der SC Preußen Münster 314 Spiele in der 3. Liga bestritten. In nur 10 Spielen kassierte der SCP vier oder mehr Gegentore – zuletzt beim Karlsruher Aufstiegsspiel in Münster im Mai 2019. Auch da ging es am Ende 1:4 aus, aber unter völlig anderen Ausgangsbedingungen. Und zur Pause stand es da noch 0:2.

Aber noch nie in der 3. Liga lag der SC Preußen zur Halbzeit mit 0:4 hinten, das war am Samstag eine unheilvolle Premiere. Vier Gegentore zur Halbzeit gab es seit 2011 auch nur zweimal: Beim 3:4 gegen Hansa Rostock in der Saison 2014/2015 führte Hansa zur Pause mit 4:1. Und der SV Wehen Wiesbaden lag in der Saison 2017/2018 ebenfalls mit 4:1 vorn – das Spiel endete dann mit 6:2 für Wiesbaden.

Apropos 6:2: In der 2. Bundesliga gegen Hertha BSC (ja, das war 1989/1990) lagen die Adler auch schon mal mit 1:4 hinten, am Ende gewann der spätere Bundesliga-Aufsteiger mit 6:2 in Münster.

Um weitere Spiele zu finden, in dem der SC Preußen zur Pause ebenfalls mit 0:4 hinten lag, muss man bis mindestens 1973 zurückschauen. In der damaligen Regionalliga West (damals die 2. Liga) ging Münster in Dortmund mal richtig unter. 0:4 zur Pause, am Ende 0:9. In der Saison 1963/1964 führte Alemannia Aachen am Tivoli ebenfalls mit 4:0 zur Pause (das war auch der Endstand). Und 1960 lag der 1. FC Köln zur Pause auch mit 4:0 vorn (Endstand 4:1).

Um das zusammenzufassen: In der Punktspiel-Geschichte der Preußen lag der SC Preußen nur viermal zur Pause mit 0:4 hinten – eines dieser Spiele durften 7.600 Fans am Samstag verfolgen. Rekorde, die niemand braucht.

Um das vielleicht freundlicher zu schreiben: Im Oktober 2013 besorgte auch Preußen Münster einem Gegner mal eine schlaflose Nacht. Beim Auswärtsspiel in Chemnitz schossen Scherder, Manno und zweimal Piossek einen 4:0-Pausenstand heraus. Übrigens in einem ganz ähnlichen Spielverlauf: Ein frühes Tor zum 1:0, noch vor der 20. Minute nachgelegt und nach 42. Minuten war alles vorbei …

Und dann das. „Ich weiß gar nicht, wie man das in Worte fassen kann“, so Fridolin Wagner nach dem Spiel. „Da hat einfach nichts gepasst. Wir kriegen mit der ersten Chance das Gegentor und wenn man dann die Bayern spielen lässt, dann läuft es so.“

Die Symptome sind erkannt, aber nicht die Ursachen. „Wenn ich sagen könnte, woran es liegt, würde ich es ändern“, so Wagners Fazit. „Wir brauchen jetzt endlich mal wieder ein echtes Erfolgserlebnis, dann kommt auch das Selbstvertrauen zurück. Und dann kannst du die Euphorie aufnehmen, die wir irgendwann verloren haben.“

Wagners Einschätzung deckte sich mit dem, was alle anderen nach dem Spiel sagten. Und auch in den Maßnahmen sind sich alle einig: „Jetzt muss jeder bei sich selbst anfangen. Das hat alles nichts mit Taktik oder Trainer zu tun. Du muss einfach auf Feld gehen und wach sein. Heute war es schlecht von allen, auch von mir.“

Der Karren stecke im Dreck, so Wagner ehrlich. Und die Aussichten sind natürlich wenig ermutigend. Am kommenden Wochenende geht es zum Angstgegner und Spitzenteam SpVgg Unterhaching. Vier seiner fünf Heimspiele gewann die Spielvereinigung – und gerade an den verflixten Sportpark hat der SCP ungute Erinnerungen. Das hat natürlich wenig zu tun mit dem aktuellen Team, aber die Fans des SCP werden das mit Sorgen sehen …