Abstiegskampf pur: Öffnen sich jetzt Geldbörsen für Neuzugänge?

Abstiegskampf pur: Öffnen sich jetzt Geldbörsen für Neuzugänge?

30. November 2019 6 Von Carsten Schulte

Über den Preußentrainer wurde am Samstag beim SC Preußen Münster offiziell nicht gesprochen. In den Katakomben des Stadions sei Sven Hübscher schon dabei beobachtet worden sein, wie er sich verabschiedete. Aber das muss nichts oder kann alles bedeuten. Sicher ist: Alle Fragen zur Trainerdiskussion blockten die Klubverantwortlichen ab. Verständlich, aber immer wieder auch spannend zu sehen, wie schnell eine oft beschworene „Transparenz“ sich in Luft auflöst, sobald es unangenehm wird. Normalität im Fußball-Geschäft.

Es ist aber auch einfach zu dumm. Die Mannschaft zeigte in Phasen des Spiels, dass sie eine klare Marschroute hatte. Sie hielt sich – so gut es eben in dieser Situation geht – an die Vorgaben des Trainerteams. Personell reagierte der Trainer. Aber irgendwann endet der Einfluss des Mannes an der Seite. Für die Ballverluste, die Unaufmerksamkeiten, eben all die kleinen und großen Entscheidungen, die jeder Spieler auf dem Platz trifft: Dafür sind dann die Spieler zuständig. Und es ist eben auch so: Nachdem das Trainerteam in der laufenden Saison schon so viele Varianten getestet hat, um Stabilität reinzubekommen, das Team aber schlichtweg so nicht funktioniert, liegt das Problem wohl nicht nur in der Person des Trainers. Und genau das war dann nach dem Spiel auch zu hören.

Denn über mehr als über den Trainer sprach zum Beispiel Sportchef Malte Metzelder. Es müsse jetzt darum gehen, sich irgendwie in die Winterpause zu retten. Und zwar mit einer Bilanz, die im Januar 2020 noch Chancen lässt, den Abstieg zu verhindern. Der ist längst viel realistischer als jedes andere Szenario. Die Bilanz des SCP ist erschreckend, demoralisierend, vollständig liga-untauglich. Es hagelt mehr Gegentreffer als je zuvor, die Verunsicherung tragen alle ins Gesicht geschrieben, es gibt keine Lösungen oder Ideen mehr. Es ist alles versucht, nichts führt zum Erfolg. So einfach, so bitter.

Unabhängig vom Trainer braucht diese Mannschaft dringend externe Zugänge. Der Defensivverbund, noch vor gar nicht so langer Zeit das Prunkstück des Teams, ist eine zitternde Kette geworden. Fehler über Fehler, unerklärliche Leistungsabfälle, sie ist ein Schatten ihrer selbst. Und genau dort hinten in der Kette brennt der Baum lichterloh – wenn man sich die vier grauenvollen Minuten aus dem Mannheim-Spiel anschaut, wird erst richtig deutlich, was für unfassbare Freiräume die Gegenspieler dort bekommen.

Im Winter müssen Neuzugänge her. Das ist leicht gefordert und schwer umzusetzen. Metzelder sagt: Es gebe „positive Signale“ aus dem Klubumfeld, um im Winter nachzulegen. Das Profil des/der möglichen Neuzugangs/Neuzugänge ist aus Metzelders Sicht klar umrissen: „Da braucht man Spieler, die vom Kopf her frei sind. Die vorangehen können und andere Erfahrung mitbringen.“ Das klingt nach Routiniers, nach erfahrenen Profis. Aber wo sollen die herkommen? Wer tut sich das an unter diesen Umständen? „Wir bereiten Themen im Hintergrund vor“, so Metzelder dazu vage. „Aber es steht eben auch nicht plötzlich die Geld-Schatulle vor der Tür.“ Das leidige Thema Geld. Jetzt hat der SC Preußen seine Professionalisierung, die Ausgliederung – aber steht wirtschaftlich gefühlt schlechter da als zuvor. Das sind seltsame Gefühlslagen, in die der SCP sein Umfeld stürzt.

Kurskorrektur

Wie auch immer: „Jetzt geht es darum, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln eine Kurskorrektur vorzunehmen.“ Ehrlich gesagt, kommt die schon jetzt fast zu spät. Es gibt nicht viele Teams, die in Geschichte der heutigen 3. Liga derart schlecht in der Tabelle standen und dennoch die Klasse hielten.

Aber am Ende ist das auch eine einfache Rechenaufgabe: Wer jetzt investiert, spart sich die „Todesliga“ Regionalliga. Eine Liga der wirtschaftlichen Dürre, ohne relevante TV-Präsenz und ohne relevante TV-Einnahmen. Ein Wettbewerb, in dem der SC Preußen quälend lange fünf Jahre verbrachte, ehe 2011 der vielumjubelte Aufstieg gelang. Eine Liga, die dominiert wird von endlosen Zweitvertretungen und in der viele Traditionsklubs (und zwei, drei kleine, aber gut situierte Dorf-Klubs) um den Meistertitel streiten – wie lange hat man Essen, Aachen, Oberhausen, Wuppertal oder auch (die mittlerweile sogar aus der Regionalliga abgemeldete) SG Wattenscheid nicht mehr gesehen? Klubs wie Aachen oder Essen, die dem SCP von ihrer Infrastruktur und Fanbasis um Welten voraus sind. Wem da nicht angst und bange wird …

17. Spieltag: Preußen Münster – SV Waldhof Mannheim. Malte Metzelder im MagentaSport-Interview.

Jeder Euro, der jetzt aufgetrieben wird, erhöht die Chance, dem Loch „vierte Liga“ zu entgehen. Für Fußball-Romantik ist da aktuell wirklich kein Platz. Vierte Liga in Münster wird nicht mehr so Erholung werden wie vor zehn Jahren. Und schon damals sanken die Zuschauerzahlen bedenklich gegen die 1000-er Marke.

In dem Kontext muss man mit Verwunderung an die blumigen Worte denken, die während der Ausgliederungsphase gesprochen wurden. Wie oft war da die Rede von münsterländischen Unternehmen und Kaufleuten, die „aus Leidenschaft“ in den SC Preußen investieren würden. Die ja schon bereitstünden, sobald nur die Struktur einer GmbH & Co. KGaA vorhanden wäre. Das klingt aktuell eher hohl.