Mannheim zerstört alle  Preußen-Hoffnungen in vier Minuten

Mannheim zerstört alle Preußen-Hoffnungen in vier Minuten

30. November 2019 1 Von Carsten Schulte

Es dürfte allen Beteiligten schwer fallen, dieses Spiel in Worte zu fassen. Über eine Stunde lang führte der SCP gegen den SV Waldhof Mannheim. Und hatte nach einer guten Stunde auch die Riesenchance, das 2:0 zu erzielen. Die Fans waren guter Dinge, es schien in Richtung einer großen Erleichterung zu steuern.

Minuten später flüchteten hunderte Zuschauer aus dem Stadion, „Hübscher raus!“-Rufe hallten durch das Oval, Mannheim jubelte. Drei Tore binnen vier Minuten. Wenn je eine Mannschaft in sich zusammengefallen war, dann dieser SC Preußen Münster zwischen der 72. und 76. Minute.

Fassungslosigkeit überall. Dabei hatten sie vor der Partie noch mutig ein Fankurven-Banner präsentiert. „Gemeinsam unten raus“ stand darauf. Ein Einschwören auf die schwere Aufgabe. Aber auch die Ansage nicht aufzugeben. So sollte es klappen.

Ansage vor dem Anpfiff.

Trainer Sven Hübscher hatte erneut umgestellt. Im Tor durfte wieder Max Schulze Niehues stehen, Okan Erdogan bekam mal eine Pause zum Durchatmen (auch weil er zuletzt etwas unsicher wirkte), Rufat Dadashov und Maurice Litka blieben draußen.

Defensive Stabilität, noch mehr Verteidigung: Das war die Marschroute gegen den Aufsteiger, der seit 25 Spielen auswärts nicht mehr verloren hatte.

Und der SCP legte gut los. Özcan schickte Mörschel schon nach zwei Minuten steil, aber hier verlor der Stürmer noch selbst das Gleichgewicht. Zwei Minuten später drückte Mörschel den Ball dann etwas zu kraftlos am langen Pfosten vorbei. Das ließ sich ordentlich an.

Und nach acht Minuten jubelte dann der SCP! Schnellbachers Hereingabe auf Mörschel passte, der Preuße wurde da schon elfmeterreif zu Fall gebracht – aber der Ball blieb frei und so bekam Hoffmann die unerwartete Chance. Entschlossen drückte er den Ball zur Führung ins Netz – da halfen auch ein paar Proteste der Mannheimer (vielleicht wegen Hoffmanns Einsteigen?) nichts. Endlich führte der SCP.

Mannheim bekam sein Spiel nicht so auf den Platz, was eben auch am SCP lag. Dass die Abwehr der Adler nicht über Nacht besser geworden ist, zeigte Scherders katastrophaler Ballverlust im Mittelfeld – Koffi war frei durch, links stürmte Korte mit. Wenn nicht Fridolin Wagner in letzter Sekunde und mit einer Alles-oder-nichts-Grätsche dazwischen gegangen wäre… wer weiß, ob der Ausgleich nicht schon früher gefallen wäre?

Wagner war in der Folge immer wieder defensiv gefordert, räumte oft ab, was an anderer Stelle liegen blieb. Und Mannheim? Bekam wenig Chancen. Ein Freistoß von Dorian Diring nach 36 Minuten – hinter das Tor. Ein Kopfball von Koffi – meterweit am Pfosten vorbei. Nein, das war wenig gefährlich, was die Gäste zeigten.

So ging es mit der Führung in die Pause. Und mit Hoffnung.

Preußen Münster gegen Waldhof Mannheim: Luca Schnellbacher im Zweikampf.

Schön war es nicht, was beide Teams nach dem Wechsel zeigten. Mannheim versuchte etwas mehr Struktur reinzubekommen, Münster warf sich dazwischen. Aber natürlich boten sich Räume. So zum Beispiel für Schnellbacher, dessen Kopfball Waldhof erst auf der Linie klärte. Den hatten viele schon drin gesehen! Es wäre das 2:0 gewesen und wer weiß, was passiert wäre, wenn..?

So schlug die Realität zu. Erst klärte Münster im eigenen Strafraum unzulänglich. Bouziane bedankte sich mit dem 1:1 (72.). Kaum war der Ball wieder frei, jubelte erneut Mannheim. Diesmal störte niemand die Kreise von Diring, der dann einfach abzog und zur Führung für Waldhof traf! Das war eine gute Minute nach dem Ausgleich…

Und während prompt das Publikum wütend reagierte, setzte Mannheim den SCP schachmatt. Schultz traf zum 3:1. Binnen vier Minuten hatte der SCP das Spiel und seine Hoffnung verloren. Die Zuschauer flüchteten in Scharen, aber im Grunde machte sich nur noch Sprachlosigkeit breit.

Münster versuchte noch, wenigstens mal den Anschlusstreffer zu erzielen. Trainer Hübscher warf alle offensiven Kräfte rein. Litka, Dadashov, Cueto. Vor allem Cueto brachte noch einmal Schwung, zweimal war er noch an wirklich guten Szenen beteiligt. Aber diesmal war mit Moral nichts mehr zu retten.

Der SCP verlor, der Abstand auf die Nichtabstiegsplätze stieg auf sieben Punkte. Und all die Debatten, die der SCP am vergangenen Montag noch per „Klubmitteilung“ vom Tisch gewischt hatte, sind wieder da.

Das wird eine unruhige Weihnachtszeit.

Preußen Münster gegen Waldhof Mannheim: Seref Özcan am Ball.