Westkurve: Spatenstich heute, Abriss bis November

Westkurve: Spatenstich heute, Abriss bis November

9. Juni 2022 0 Von Carsten Schulte

Ganz so schnell geht es nur teilweise… Am Donnerstag kamen Politik, Sport und Klub zusammen, um den traditionellen und symbolischen ersten Spatenstich zum Rückbau der alten Westkurve vorzunehmen. Ein Akt, der nun zeigen soll, dass es ernst wird. Ein „Point of no return“, wie es Klubpräsident Christoph Strässer formulierte.

Zum Spatenstich vor dem alten Gästeblock war das übliche Häuflein Erde zusammengeschüttet worden und dekorativ vor einem Hubsteiger platziert worden. Erde, die offenbar nicht aus dem aktuellen Stadion stammt, sondern eher in einem ebenso symbolischen Akt vor die Kurve geschüttet worden war. Davor dann viele Vertreter aus Politik, Klub und Stadt mit Schaufeln in der Hand. Ole Kittner war dabei, Dr. Christina Cappenberg, Koordinatorin des Projekts, der Oberbürgermeister Markus Lewe neben Christoph Strässer und Sportausschuss-Vorsitzendem Philipp Hagemann… alle mit großer Freude und möglichst viel Erde auf der Schüppe. Es soll ja zeigen: Hier arbeiten alle gemeinsam.

Markus Lewe setzte noch einmal seine schon vom Spatenstich am Trainingsgelände bekannten Späße über seltene Lebewesen oder Orchideentypen, Strässer mahnte zur Eile, ehe es sich noch jemand anders überlegen wollte oder die Arena unter Denkmalschutz gestellt werde. Alles sehr entspannt, alle sehr motiviert.

Lewe verwies auf die „Antikarena“ und hoffte darauf, dass hier bis 2027 (Termin der geplanten Fertigstellung des gesamten Projekts) eine moderne Arena entstehen werde. „Fünf Jahre Baustelle, das ist jetzt nicht gerade lustig“, gab Lewe zu.

„Für die nächsten 100 Jahre“

Aber das neue Stadion werde dann hoffentlich „für die nächsten 100 Jahre halten“. Eine Bemerkung, die für teilweise schockierte Gesichter sorgte, wobei Lewe natürlich auf die Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit oder einfach ökologische Komponenten des Stadions abhob, nicht auf eine weitere unendliche Geschichte in einem anderen Stadion. „Eine Stadt mit 315.000 Einwohnenden braucht einfach ein modernes Stadion“, sprach Lewe dann noch. Sätze, die in der Vergangenheit eher selten zu hören waren.

Aber: Der ganze erste Schritt dauert nun doch wieder länger. Zwar gab es den „Anpfiff zum Rückbau“ (Lewe), aber Priorität Nummer 1 hat die Herrichtung des neuen Gästebereichs. Und dort zeigten sich am Donnerstag tatsächlich erste Baumaßnahmen, u.a. die Vorbereitungen für ein neues Fluchttor.

Spatenstich zum Rückbau der Westtribüne im Preußenstadion am 9. Juni 2022.

Die neue Gästekurve muss bis zum Saisonanfang fertig sein. Dort werden dann – das sind nun die offiziellen und verbindlichen Zahlen – 680 Stehplätze für Gäste entstehen. Nebenan finden (getrennt durch einen Pufferblock) zusätzliche 760 Stehplätze für Heimfans ihren Platz. Der Klub rechnet durchaus mit einigen Fragen, wenn in der kommenden Woche der Dauerkartenverkauf startet und die „alten“ Block-K-Steher feststellen, dass ihre Plätze nun ersatzlos wegfallen.

Der eigentliche Abriss der Westkurve kann dagegen noch dauern. Bis November 2022 soll das alles erst erledigt sein – womit die eigentliche Idee, mit dem vorgezogenen Abriss Informationen über den Baugrund und mögliche Schadstoffbelastungen für die Ausschreibung zu gewinnen, irgendwie unter Zeitdruck gerät. Die Ausschreibung soll der Rat nämlich schon Anfang September beschließen. Aber sofern es beim Zeitplan bleibt, soll der Abriss dann ab Saisonbeginn starten, was zumindest etwas Puffer bringen würde. Bei der Stadt wird man schon wissen, was zu tun ist.

Anstelle der heutigen Westkurve wird mit etwas Sicherheitsabstand zum Spielfeld eine 110 Meter breite und 5 Meter hohe Lärmschutzwand entstehen. In der soll nach aktueller Planung auch eine Anzeigetafel ihren Platz finden, vielleicht eine andere als die heutige Containerwand, aber das ist alles noch im Gange.

Christoph Strässer hob noch einmal die spürbar verbesserte Beziehung zwischen Stadt/Politik und Verein hervor. Das sei auch gut, denn schließlich gehe es hier ja auch um ein paar Millionen Euro, die man nicht eben mal so aus der Tasche schüttele. „Ich glaube, wir sind da auf einem guten Level miteinander.“