Waffenhändler investieren in den SC Preußen Münster – und der Klub will das korrigieren

Waffenhändler investieren in den SC Preußen Münster – und der Klub will das korrigieren

8. November 2022 4 Von Carsten Schulte

Der regelmäßige Blick ins Handelsregister ist der einzige Weg, um Kapitalaufnahmen in der Sportclub Preußen Münster 06 GmbH & Co. KGaA zu verfolgen. 100ProzentMeinSCP schaut oft hin, jetzt hat es Münsters Lokalmedium RUMS getan – und Bemerkenswertes entdeckt.

Mitte 2022 haben sich drei neue Investoren beim SCP beteiligt. Ausweislich der Zeichnungscheine haben sind das:

  • amateQ Holding, Münster
  • ML Invest GmbH & Co. KG
  • TO Invest GmbH & Co. KG

amateQ ist nach eigener Beschreibung eine Holding mit einem Firmen-Portfolio im Bereich der Rohstoffe, Abfallstoffe und Industrieleistungen, Pflege und Coaching, Startup mit künstlicher Intelligenz sowie Immobilien. Das Unternehmen erwarb 22.000 Aktie mit einer Bareinlage von 24.200 Euro. Harmlos.

Unkritisch kommen zunächst auch die von RUMS genannten Investoren ML Invest und TO Invest daher. Beide haben sich mit 27.500 Euro beteiligt, aber hinter den noch vergleichsweise überschaubaren Summen verbirgt sich potenziell Ärger. Denn hinter beiden Beteiligungsgesellschaften stecken Michael Lüke und Thomas Ortmeier, beide aus Emsdetten.

Und hinter beiden steckt wiederum die Emsdettener L & O Holding, die in den Geschäftsbereichen Textilien und Waffen engagiert ist. Besonders letztes Standbein dürfte nun für den SCP problematisch werden. Wie RUMS schreibt, ist Teil der Holding auch der internationale Waffenhersteller Sig Sauer. Die „Süddeutsche Zeitung“ beschrieb das Emsdettener Holding schon 2014 als „Lord of War“ – in Anspielung auf einen gleichnamigen Film. Ein Blick in den Wikipedia-Eintrag zur L & O Holding macht nicht unbedingt Mut – die Rede ist von früheren mutmaßlichen Verstrickungen in Verstößen gegen das Außenwirtschaftsgesetz.

Das Investment selbst ist wie die beteiligten Unternehmen sicher zulässig. Problematisch ist es aber schon deswegen, weil der Klub gerade in einem intensiven Leitbild-Prozess steckt, gegen dessen Ziele und Inhalte ein Investment aus der Waffenbranche schlichtweg krass unvereinbar wirkt.

Zu hören ist, dass der Klub das Investment schnellstmöglich aufheben will – in welcher Form das formal möglich ist, muss sich aber noch zeigen. Eine Stellungnahme des Klubs wird für Dienstagabend erwartet.

Stellungnahme des SC Preußen Münster

Der SC Preußen Münster ist ein Sportverein mit langer Tradition und einem klaren Blick nach vorne. Werte und eine klare Haltung sind dabei zentrale Bestandteile. Die Würde und die Unversehrtheit jedes Einzelnen sind damit untrennbar verbunden. Für die Werte, die wir nach innen und nach außen transportieren wollen, wird derzeit durch einen sehr intensiven Prozess ein für Fans, Mitglieder, Gremien, Mitarbeiter, Partner und Sponsoren verbindliches Vereinsleitbild erstellt. Wir übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und sehen unsere Zukunft in einer ausgezeichneten Nachwuchsarbeit, als Grundlage für einen erfolgreichen und nachhaltigen Sportstandort für die gesamte Region. Wir sind ein Verein mit mehr als 2.000 Mitgliedern und sehr viel ehrenamtlichem Engagement. Zur Finanzierung der sportlichen- und außersportlichen Aktivitäten setzen wir u.a. auf Sponsoren und Investoren, die sich Anteile an der SC Preußen Münster 06 GmbH & Co. KGaA sichern können. In diesem Zusammenhang zählt der SC Preußen insbesondere auf die Unterstützung durch regional verwurzelte Unternehmen und Einzelpersonen. Zuletzt gab es auch Anteilskäufe durch zwei münsterländische Unternehmen. Nach zunächst gemachter Zusage und Eintragung des Anteilskaufes, ist der SC Preußen Münster durch eine Anfrage von RUMS auf weitere Verbindungen der Unternehmensgruppe, die die Anteile übernommen hat, hingewiesen worden. Indirekte Verbindungen, die für den Sportclub nicht ersichtlich waren. Ein Kapitalgeber, der durch andere Geschäftszweige auch Beteiligungen an Unternehmen aus der Waffenindustrie hält, ist nicht mit den Werten des Vereins in Einklang zu bringen. Die sorgfältige und verantwortungsvolle Überprüfung des Vorgangs, sowie die Einleitung der erforderlichen Schritte, um auf unserem Weg zu bleiben, sind nun das erklärte Ziel des SC Preußen. Feststellen können wir darüber hinaus, dass die Investoren in keiner Verbindung zum Stadionprojekt oder zum Ausbau der Südwestecke des Preußenstadions stehen und weniger als 1% der Anteile erworben haben. Der SC Preußen Münster bedauert, dass es zu dieser für alle Seiten herausfordernden Situation kam, aber der Verein steht nach wie vor mit Überzeugung zu seinen Werten.