Kommentar: Ein Ende mit einem Knall

Kommentar: Ein Ende mit einem Knall

8. November 2022 4 Von Carsten Schulte

Die jüngste Beteiligung an der Kapitalgesellschaft SC Preußen Münster entpuppte sich plötzlich als Investment aus der Waffenbranche – mindestens indirekt. Dem Klub war es nicht klar, aber er reagierte nun schnell. Ein paar Handlungsempfehlungen für die Zukunft ergeben sich allerdings. Ein Kommentar.

Fehler passieren. Vielleicht war es ein Fehler von Preußen Münster, die Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft in einer Form zu gestalten, die für Investoren maximal unattraktiv ist. Geld geben gerne, aber Einfluss nehmen nicht; so wollten es die Mitglieder, so setzte es der Klub um. Im Grunde ist ein Investment beim SC Preußen damit eher etwas für Fans, für Liebhaber. Vermutlich wegen der investoren-feindlichen Gestaltung fielen die bisherigen Anteilszeichnungen überschaubar aus. Vom „großen Geld“ ist wenig zu sehen – was tatsächlich schon der damalige Sportchef Malte Metzelder im Zuge der Ausgliederung formulierte. Es werde nicht plötzlich der Goldesel vor der Tür stehen. Und damit behielt Metzelder bis heute Recht. 

Geldgeber, die regional verwurzelt sind, wollte der SCP finden und setzte dabei auf die persönliche Leidenschaft für den Klub und den Sport. Das Raster ist eng. Aber in dieses Raster fielen zumindest auch die beiden jüngsten Beteiligungen aus Emsdetten. Dass hinter den beiden Anteilszeichnungen letztlich eine Holding steckt, die ihr Geld erheblich mit Waffen macht, war dem Klub nach eigener Aussage nicht ersichtlich. Doch so „indirekt“, wie der SC Preußen die Verbindungen der Investoren nun nennt, waren sie nun wirklich nicht. In wenigen Minuten wäre der wirtschaftliche und unternehmerische Hintergrund für den Verein zu ermitteln gewesen. Es dürfte eher so sein, dass beim SCP einfach niemand hingeschaut hatte. Das wiederum hat sicher auch etwas damit zu tun, dass die Preußen leider entgegen aller Beteuerungen mit den finanziellen Beteiligungen maximal intransparent umgehen. Keine einzige Beteiligung wurde bisher den Mitgliedern kommuniziert. Das kann nicht dauerhaft der Weg sein, auch wenn Vertraulichkeit hier und dort gewünscht ist. Doch dafür gäbe es Wege, Namen herauszuhalten. 

Die ganze Geschichte jetzt ist unangenehm. Blöd für den völlig unverdächtigen Geschäftsführer Ole Kittner, dessen Unterschrift unter den Zeichnungsscheinen steht. Doppelt blöd für Präsident Christoph Strässer, der als früherer Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung keine echte Nähe zu Waffen pflegen dürfte. Richtig dumm für die Mitglieder, die derzeit in einem intensiven Leitbild-Prozess stecken, in dem es um eine Haltung des gesamten Klubs geht. Und in der Waffen, Krieg oder ähnliche Themen gar keinen Platz finden dürften. Dass der SC Preußen jetzt schnell und klar reagiert, das Investment schnellstmöglich korrigieren will, ist wichtig. Gut also, dass diese ganze Geschichte mit einem Knall endet. Aber beim SCP sind ein paar Korrekturen in den Prozessen notwendig.