Trotz Wegkamp-Führung: Preußen Münster spielt nur 2:2 in Mannheim

Alles eine Frage der Perspektive: Der SC Preußen Münster hat am Sonntagnachmittag einen frisch verstärkten Abstiegskandidaten unter Neu-Trainer Marco Antwerpen auf Abstand gehalten und bleibt 2024 weiter ungeschlagen. Aber eben auch: Trotz einer späten Führung durch Gerrit Wegkamp muss der SCP den Ausgleich schlucken und verschenkt den nahen Sieg. So oder so: Vermutlich geht das am Ende alles in Ordnung so.

Artikelbild: Luca Bazzoli im Zweikampf. Foto: Imago

Sascha Hildmann hatte sich vor dem Spiel entschieden, die siegreiche Elf aus dem Essen-Spiel erneut aufs Feld zu schicken. Das machte Mannheims neuer Trainer Marco Antwerpen mit seinem Team nicht. Neuzugänge Lukas Klünter und Martin Kobylanski standen direkt in der Startelf, Terrence Boyd ohnehin. Und so nannte Hildmann vor der Partie den Gegner auch eine Wundertüte – auch wenn die anfangs und auch während des Spiels oft keine besonders bedrohliche Wirkung entfachte.

Denn es war der SCP, der früh das Spiel dominierte. Der SVW wirkte tatsächlich – trotz des Vorwochen-Sieges in Halle – verunsichert und vorsichtig, fast zaghaft. Schon die erste Aktion der Preußen hatte zumindest das Zeug zu mehr: Nach einer Ecke köpfte Jano der Horst über das Tor. Das war nach vier Minuten. Mannheim war in der Anfangsphase gar nicht auf der Höhe – und jubelte nach der ersten Szene überhaupt trotzdem.

Mit einem langen Ball überspielte der Waldhof die Linie der Preußen, dann war Max Schulze Niehues völlig unschlüssig, wie er reagieren sollte – und sprang dann irgendwie am Ball vorbei. Boyd hatte das geahnt (gehofft?) und schob den freien Ball ins leere Tor. Das war ein Nackenschlag und zudem völlig unnötig. Aber so ist das eben mit Toren.

Die Preußen brauchten ein paar Minuten, um das abzuschütteln. Und taten das dann erfolgreich: Nach einer Flanke auf die rechte Seite nahm Thorben Deters den Ball volley, Keeper Hawryluk wehrte nach vorn ab, Niko Koulis sagte danke und traf zum 1:1 (23.). Wie schon gegen Essen war Koulis erneut erfolgreich.

In der Folge wirkte der SCP nun deutlich stärker. Münster ließ den Ball ganz gut laufen, hatte auch mehr Ballbesitz. Und profitierte dann und wann von bösen Fehlpässen der Gastgeber, denen eben der Tabellenplatz anzumerken war.

Wenn Mannheim gefährlich wurde, dann durch den ehemaligen Lauterer Boyd. So wie nach 44 Minuten, als er aus der Distanz noch einmal zum Abschluss kam – aus Preußensicht aber glücklicherweise zu ungenau. Und auch Neuzugang Kobylanski verzog im Strafraum kurz vor der Pause noch einmal deutlich. So ging es mit dem 1:1 in die Kabine.

Wie die Lage in Mannheim ist, war da schon zu spüren. Auf abwartendes Spiel der Gastgeber reagierten die knapp 10.000 Zuschauer schnell mit Pfiffen und Unruhe. Aber das war eben auch ein Verdienst der Preußen, die den Waldhof zu diesem Spiel zwangen.

Münster kam wach aus der Kabine, hatte durch Detes direkt den ersten Abschluss. Boyd wiederum verzog aus Kurzdistanz nach einer Hereingabe von rechts volley – durchatmen. Besser war seine Chance wenige Minuten später, als Malik Batmaz unfreiwillig mit einem Hackenball im eigenen Strafraum perfekt auf Boyd vorlegte, der dann aber an Schulze Niehues scheiterte.

Sascha Hildmann brachte wie gegen Essen wieder Gerrit Wegkamp – und der bekam auch schnell die Chance zum 2.1. Nach 68 Minuten scheiterte er völlig frei von der rechten Seite. Schade.

Und auch Neuzugang Dominik Steczyk kam zu seinen ersten Minuten (hatte aber im weiteren Verlauf keine Chance, sich wirklich auszuzeichnen). Stattdessen war es erneut Wegkamp, der nach Lorenz-Zuspiel nur zwei Meter vor dem Tor etwas zu spät kam – so rutschte der Ball durch.

Spieldaten
Mannheim: Hawryluk – Jans, Klünter, Sechelmann (83. Seegert), Carls – Rieckmann, Bahn (83. Sohm) – Goden (83. Okpala), Kobylański (77. Riedel), Gouras (61. Hawkins) – Boyd
Münster: Schulze Niehues – ter Horst, Scherder, Koulis, Böckle – Bazzoli, Preißinger, Kyerewaa (69. Oubeyapwa), Lorenz – Deters (56. Wegkamp), Batmaz (69. Steczyk)
Tore: 1:0 Boyd (11.), 1:1 Koulis (24.), 1:2 Wegkamp (79.), 2:2 Seegert (85.)
Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart)
Zuschauer: 9.760

Aber dann: Über die rechte Seite nahm der SCP Fahrt auf, Shaibou Oubeyapwa (eingewechselt) knallte den Ball an die Querlatte. Mannheim brachte den Ball auf die andere Seite, dort wuchtete Marc Lorenz den Ball zurück in die Mitte, wo Gerrit Wegkamp per Kopf und in hohen Bogen zum 2:1 traf – vom Innenpfosten sprang der Ball ins Tor. War das der späte Sieg? Wie schon gegen Essen?

Nein. Denn einen packte Mannheim noch aus. Der eingewechselte Marcel Seegert zog nach 85 Minuten aus 35, 40 Metern von rechts einfach ab – und traf per Traumtor zum 2:2. Da war dann nichts mehr zu halten, ärgerlich war es aus der Position dennoch.

Für Mannheim brachte das noch einmal späten Auftrieb. Die kurze Drangphase der Gastgeber überstand der SCP, raffte sich dann in der Nachspielzeit wieder. Nach insgesamt 6 Minuten Nachspielzeit war dann Schluss – und beim SC Preußen waren etwas mehr hängende Schultern zu sehen als beim SV Waldhof.

Aber alles in allem ging das wohl in Ordnung so, Münster hält sich stabil im Mittelfeld, hat aber nicht zum ersten Mal in dieser Saison die Chance vertan, noch ein Stückchen mehr zu erreichen.

Spiele am 24. Spieltag
Borussia Dortmund II	1:1 (1:0)	1. FC Saarbrücken
VfB Lübeck	1:1 (1:0)	SSV Ulm 1846
RW Essen	4:3 (1:2)	SC Freiburg II
SpVgg Unterhaching	1:0 (0:0)	SC Verl
Erzgebirge Aue	0:0 (0:0)	TSV 1860 München
SV Sandhausen	1:1 (1:0)	Hallescher FC
Arminia Bielefeld	0:2 (0:1)	FC Viktoria Köln
FC Ingolstadt 04	2:1 (2:0)	Dynamo Dresden
SV Waldhof Mannheim	2:2 (1:1)	SC Preußen Münster
MSV Duisburg	04.02, 18.30	SSV Jahn Regensburg

24. Spieltag
	Mannschaft	Sp.	Tore	Diff.	Punkte
1	SSV Jahn Regensburg	23	35:19	16	49
2	Dynamo Dresden	24	37:22	15	46
3	SSV Ulm 1846	24	40:31	9	41
4	FC Ingolstadt 04	24	45:31	14	39
5	RW Essen	23	34:33	1	39
6	SV Sandhausen	24	33:29	4	38
7	SC Verl	24	41:35	6	36
8	Borussia Dortmund II	23	28:24	4	36
9	Erzgebirge Aue	24	28:27	1	35
10	SpVgg Unterhaching	23	28:24	4	34
11	SC Preußen Münster	23	37:31	6	33
12	1. FC Saarbrücken	23	35:27	8	32
13	FC Viktoria Köln	23	36:36	0	32
14	TSV 1860 München	23	24:26	-2	26
15	Arminia Bielefeld	24	33:39	-6	25
16	Hallescher FC	23	37:49	-12	25
17	SV Waldhof Mannheim	24	29:40	-11	24
18	VfB Lübeck	24	24:39	-15	22
19	MSV Duisburg	23	22:37	-15	17
20	SC Freiburg II	24	19:46	-27	10