Stille im Stadion: Preußenfans zwischen Polizeikontrolle und 2G-Protest

Stille im Stadion: Preußenfans zwischen Polizeikontrolle und 2G-Protest

27. September 2021 6 Von Carsten Schulte

In der Ostkurve blieb es am Sonntag beim Spiel des SC Preußen Münster gegen den Wuppertaler SV still. Wieder einmal, wie schon zum Saisonstart gegen Aachen. Zugleich aber setzte die Polizei Zeichen und zeigte Präsenz – in einem Spiel ohne jeden Aufreger.

Die Ausschreitungen Essener Fans vor zwei Wochen sind anscheinend völlig aus dem Fokus geraten, aber die Polizei nutzte das erste Ligaspiel nach der totalen Sicherheitspanne für viel Präsenz. Mit Kameras (dabei sollen Fans doch gar nicht mehr anlasslos gefilmt werden …) beobachteten Beamt*innen die beiden Blöcke der WSV- und Preußenfans.

Präsenz zeigten die Sicherheitskräfte auch an dem Pufferblock zwischen Gästekurve und Gegengerade, durch den die Essener Fas zuletzt doch ziemlich ungestört in den Heimbereich eindringen konnten. Diesmal blieb alles ruhig und verschlossen. Schon deswegen mutete die Präsenz der Polizei etwas übertrieben an – aber das Zeichen war wohl: Wir sind da und passen jetzt besser auf.

9. Spieltag: Preußen Münster – Wuppertaler SV 0:0. Der Pufferblock zwischen Gästefans und Gegengerade, diesmal besser kontrolliert als noch gegen Essen.
Freie Sicht auf den Gästeblock.

Interessanterweise stand vor allem die Ostkurve und damit der Bereich der „Fede Nerblo“ im Blick. Dabei war diese Szene an den Zwischenfällen aus dem Essen-Spiel ja eher nicht beteiligt. Einer besonderen Beobachtung entzog sich die Fanszene vor dem Spiel auf halbwegs elegante Weise. Eigentlich sollten Polizisten oberhalb des Blockes N einen Blick auf die Gruppe nehmen. Das fand die nicht so gut und positionierte sich selbst so oberhalb des Blocks, dass schlichtweg kein Platz mehr war (siehe folgende Fotos).

Im Laufe des (fantechnisch völlig unaufgeregten) Spiels nahmen dann die Fans im Block Platz. Alles halb so wild.

9. Spieltag: Preußen Münster – Wuppertaler SV 0:0. Fans in der Ostkurve. Anfangs machten sich die Fans oberhalb des Blockes breit …
9. Spieltag: Preußen Münster – Wuppertaler SV 0:0. Fans in der Ostkurve. Später nahmen die Fans dann unten im Block Platz.

Leider blieb es auch still im Stadion. Denn Support war nicht angesagt im ersten Spiel unter 2G-Bedingungen. In einer Erklärung teilte die „Fede Nerblo“ mit, dass man die Maßnahmen gegen die Pandemie durchaus unterstütze, das 2G-Modell jedoch kritisiere. Das zuletzt durchgesetzte 3G-Modell habe sich bewährt, das Stadion sich zudem nicht als Corona-Hotspot erwiesen. Einige aus der Gruppe seien zudem noch nicht voll durchgeimpft – und daher verzichte man gerade auf einen aktiven Support.

Vielleicht war es gut, dass auch Wuppertals rund 400 Fans starker Anhang wenig beitrug zum Spiel. So wurde aus dem Heimspiel wenigstens akustisch keine Auswärtspartie. Die Frage darf aber (erneut) gestellt werden, ob ein Verzicht auf Support während des Spiels nur dem eigenen Team schade, nicht aber dem Adressaten der Kritik, der Stadt nämlich. Könnte es ein sinnvollerer Weg sein, den Protest vor dem Spiel oder danach zu äußern, aber während der 90 Minuten das eigene Team zu unterstützen? Für den Moment sieht die Szene das wohl anders.

Einzige hörbare Aktion im Spiel? Nach dem Abpfiff forderten die Fans in der Ostkurve die Absetzung des Veranstaltungsleiters Thomas Hennemann, den sie für die Panne im Essen-Spiel verantwortlich sehen.