Stadionumbau: Ratsvorlage passiert den Sportausschuss, aber …

Stadionumbau: Ratsvorlage passiert den Sportausschuss, aber …

2. Juli 2019 10 Von Carsten Schulte

Der Sportausschuss startete am Dienstag wegen einer anderen Sitzung mit fast einer Stunde Verspätung, aber dann winkten die Mitglieder mit den Stimmen von CDU, Grünen und Die Linke die Ratsvorlage zum Stadionumbau ziemlich schnell durch. Die SPD enthielt sich.

Es liegt auf der Hand, dass angesichts der bestehenden Mehrheitsverhältnisse im Rat am Mittwoch genau das auch geschehen wird und die Vorlage durchgeht. So weit, so gut.

Während CDU und Grüne die Vorlage naturgemäß lobten und auch die Auffassung vertraten, sowohl der SC Preußen Münster wie auch dessen Fans würden das alles positiv sehen, formulierte Philipp Hagemann (SPD) die eigentlichen Fragen.

Denn das wurde deutlich: Hinter dem gesamten Projekt stehen trotz grundsätzlich vernünftiger Richtung erhebliche Fragen und es wirkt Mitte 2019 doch befremdlich, wie wenig Substanzielles bisher bekannt ist. Das dürfte auch daran liegen, dass die Stadt das gesamte Thema von einem bürokratischen oder juristischen Standpunkt aus angeht – und in diesem Szenario wurde bisher kein einziges Wort über das Stadion selbst gesprochen. Dabei hängt von der Gestaltung und dem Umfang des Stadionumbaus ja praktisch alles ab: Kosten, Zeitplan, Ausschreibungen.

In dem Zusammenhang: Laut Ratsvorlage sei der Überlassungsvertrag „in den vergangenen Wochen“ schlussverhandelt worden und könnten „rechtzeitig zur neuen Spielzeit in Kraft“ treten. Klubpräsident Christoph Strässer formulierte allerdings auf Anfrage: Die Verträge seien gerade erst in der Verhandlung und eben noch nicht unterschrieben. Man arbeite daran. Es gibt offenbar noch Arbeit zu erledigen.

Viele offene Fragen

Die SPD hatte nach eigener Aussage einen Fragenkatalog an die Verwaltung geschickt. Die seien zwar „formal beantwortet worden“, so Hagemann. Aber die Antworten seien nicht ergiebig gewesen.

Wieviel der bisher 40 Millionen Euro stehen denn wirklich für das Stadion selbst zur Verfügung? Was wird aus dem Nachwuchsleistungszentrum? Was passiert, wenn der Umbau teurer würde? Wurde die normale Preissteigerung im Baugewerbe berücksichtigt? Wenn die 40 Millionen schon nach der Westtribüne und der dazugehörigen Infrastruktur oder der Gegengerade ausgegeben wären? Würde das Projekt dann beendet? „Wenn man den Bahnhaltepunkt in die Summe einrechnet, ist man schnell 10 Millionen Euro los. Bleibt es dann am Ende bei ein paar Dixieklos?“

Das alles sind völlig offene Fragen. Hagemann: „Die Verwaltung kann die Fragen derzeit wegen der Komplexität offenbar gar nicht beantworten.“

Hagemann sprach auch über den Zeitplan. „Der Baubeginn verschiebt sich immer weiter. Erst sollten schon 2019 die Bagger anrollen, dann 2020, jetzt ist in der Vorlage die Rede von 2021.“ Hagemann etwas drastisch in Richtung der CDU: „Wollt ihr uns und die Fans denn für dumm verkaufen?“

Grüne: „Zeitdruck ist ein schlechter Berater“

Die Antwort aus Reihen von CDU und Grünen fiel erwartungsgemäß anders aus. Bürgermeisterin Karin Reismann (CDU): „Es ist eben nicht ganz so einfach, den Umbau zu planen. Das muss nun einfach alles nach und nach abgearbeitet werden.“ Und Klaus Rosenau (Grüne) ergänzte: „Wir haben das Planungsrecht himbekommen und wir haben Geld zur Verfügung gestellt. Wir freuen uns über die Ratsvorlage und dass es nun an der Hammer Straße weitergeht. Zeitdruck ist dabei ein schlechter Berater, es wird nichts übers Knie gebrochen.“

Andreas Nicklas (CDU), Vorsitzender des Sportausschusses, sieht das Projekt auf einem guten Weg. „Ich hatte auch den Eindruck, dass die Preußen froh waren über die Standortentscheidung. Wenn man das realistisch sieht, wäre auch in Bösensell kein schnellerer Fortgang möglich gewesen. Die Vorlage ist ein positiver, entscheidender Schritt. Die Preußenfans wird es wohl in Mehrzahl auch freuen.“

Die Abstimmung über die Ratsvorlage ging dann ohne Gegenstimmen durch. CDU und Grüne votierten geschlossen dafür, die Linke „zähneknirschend“, wie Hans-Ulrich Suhre es formulierte. Und die SPD bleibt bei ihrer Skepsis, will aber das Projekt auch nicht behindern – und enthielt sich am Dienstag wie dann wohl auch am Mittwoch im Rat.

Das alles ändert nichts daran, dass dieser gesamte Prozess aus Sicht des Klubs eigentlich an der falschen Stelle begonnen hat. Es wäre sinnvoller und ergiebiger gewesen, zunächst das Stadion und sein Umfeld zu gestalten – und dann zu schauen, wie man das in Zahlen und Verträge gießt. Dass alles so dermaßen schleppend vorangeht, liegt eben auch daran, dass niemand eigentlich weiß, worüber er eigentlich redet. Daher auch Philipp Hagemanns Verweis auf die vagen Aussagen der Stadtverwaltung: Ohne Stadionentwurf, ohne klare Rahmenbedingungen und Eckdaten ist es eben schwierig, konkrete (Zeit-)Pläne und Finanzmittel zu verplanen. Jetzt ist bereits ein halbes Jahr vergangen, aber von einem umgebauten Stadion ist weit und breit keine Spur.

Am Rande: Der SC Preußen Münster war durch Aufsichtsratsmitglied Friedrich Lukas vertreten. Bis auf einen weiteren Preußenfan waren aber keine weiteren Besucher vertreten. Die vorsichtshalber zur Verfügung stehende Verwaltungsmitarbeiterin Dr. Christina Cappenberg wurde von den Sportausschuss-Mitgliedern nicht als Gesprächspartnerin benötigt und durfte die Sitzung daher zügig verlassen.