Preußenstadion geht in die politische Debatte

Preußenstadion geht in die politische Debatte

1. Juli 2019 2 Von Carsten Schulte

Am Dienstag und Mittwoch ist das Preußenstadion wieder Thema in Ausschüssen und dem Rat. Anlass ist die aktuelle Beschlussvorlage, die dann am Mittwoch den Rat passieren soll und damit den Startschuss für die weiteren Planungen gibt.

Die zentralen Punkte in Kürze

  • 40 Millionen Euro stehen bereit für Stadionumbau und Mobilitätsstation
  • Der SC Preußen Münster kann durch eigene Investoren den Rahmen erhöhen
  • Verwaltung und Verein erarbeiten ein Konzept für Finanzierung, Bau und Betrieb
  • Es wird geklärt, welche Zahlungen der SCP als Miete schultern kann und wie das den Haushalt der Stadt Münster beeinflusst

Zuerst wird das Thema wie immer im Sportausschuss besprochen – einen Tag vor der Ratssitzung, also am Dienstag (2. Juli) um 18 Uhr. Der Sportausschuss tagt öffentlich im Lublin-Zimmer im Stadtweinhaus am Prinzipalmarkt, nur wenige Meter neben dem Rathausfestsaal.

Im Rat ist die Vorlage dann am Mittwoch (3. Juli) ab 17.30 Uhr Thema. Die Ratssitzung folgt dem Haupt- und Finanzausschuss um 17 Uhr und geht in aller Regel mit einer kurze Pause mehr oder weniger nahtlos ineinander über. Interessierte Preußenfans müssen nicht direkt um 17.30 Uhr vor Ort sein, das Preußenstadion steht erst an Tagesordnungspunkt 14 – und zuvor ist noch der Haushaltsplanentwurf 2020 dran. Plätze sind eigentlich immer verfügbar und der (natürlich diskrete) Zutritt jederzeit möglich.

So, aber was ist denn eigentlich Stand der Dinge?

Ganz grundsätzlich darf man sagen, dass der Fortgang der Stadiondebatte vorsichtig gesprochen „langsam“ ist. Eigentlich müsste man sogar sagen: zäh.

Ein halbes Jahr ist bereits vergangen, dabei sollten doch in 2019 noch zahlreiche Themen bearbeitet werden. Soweit es die Stadt betrifft, wurden aber zunächst rein rechtliche und administrative Fragen geklärt. Der Überlassungsvertrag sollte Beginn aller Arbeiten sein – darin wird das neue Verhältnis zwischen Klub und Stadt geregelt. Vor allem, was der SCP künftig für sein Stadion zahlen muss und wer welche Pflichten und Aufgaben übernimmt. Zudem wurde ja noch die Frage behandelt, wie die Stadt Münster das Städtische Stadion unter Beachtung der EU-Beihilfe-Regelungen (vor-)finanzieren kann. Es bleibt ja dabei: Die Stadt geht in Vorleistung, nimmt Kredite für den Umbau auf, der SCP stottert diesen Kredit über Jahre ab. Je nach Ligazugehörigkeit mehr oder weniger intensiv. Klar dürfte sein, dass in der 3. Liga ein niedriger sechsstelliger Betrag fällig wird, ab der 2. Liga aufwärts dann schon deutlichere Posten. Der neue Überlassungsvertrag ist bereits verhandelt, gilt aber nur für die kommende Zeit ab Saisonstart bis zum konkreten Start des Umbaus. Sobald im Stadion gebaut wird, müssen die Verträge angepasst werden und vom Rat erneut beschlossen werden.

Die Idee aller Vereinbarungen ist, einen Masterplan anzulegen, der aber stufenweise freigegeben und umgesetzt werden kann. Heißt: Das Stadion kann entweder im Ganzen und in einem Rutsch umgebaut werden oder aber schrittweise Maßnahme für Maßnahme.

Nach Informationen von 100prozentmeinSCP verläuft die bisherige Planung dabei nicht ganz ohne gegenseitige… nun ja „Anstrengungen“. Über den Weg sind sich Stadt und Verein nämlich nicht immer einig.

Um das vorwegzunehmen: Gerüchte über ein Scheitern der Umbaupläne, die rund um den SCP offenbar die Runde machen, sind wohl eher haltlos. Die Umbauplanungen gehen ihren Weg, CDU und Grüne bekräftigen grundsätzlich ihre Haltung und auch die SPD arbeitet keinesfalls gegen das Projekt (findet es allerdings nach wie vor auch nicht ideal). Dass hinter den Kulissen aber um das Thema gerungen wird, liegt auf der Hand. Die sogenannte „Mobilitätsstation“, zu der u.a. der Bahnhaltepunkt gehört, ist für die Grünen extrem wichtig. Dabei ist gerade dieser Punkt ein Fernziel. Die Realisierung ist ja eben keine Sache der Stadt oder der Politik, sondern der Bahn. Die muss erst überzeugt werden, dass sich das rechnet und gewünscht ist – und die Realisierung ist eine Sache für eine nächste Generation. Es gilt die Wette: Ehe irgendein Preußenfan oder Pendler am Berg Fidel einen Zug besteigen kann, ist ein weiteres Jahrzehnt vergangen.

Welches Geld?

Ein Thema, das zudem für Unklarheiten sorgt – und leider auch bisher nicht klar beantwortet wurde – ist: Welcher Betrag ist für welchen Zweck gedacht? In der Beschlussvorlage findet sich dazu lediglich der wiederkehrende Verweis auf die Realisierung von Stadion UND Mobilitätsstation.

Die 40 Millionen Euro sind jedenfalls lediglich ein Richtwert, der sich grob an den Stadionneu- und umbauten andernorts orientiert. Dabei würde schon die simple Frage nach dem Verhältnis zwischen Steh- und Sitzplätzen die Kosten verändern. 14.000 Sitzplätze kosten eben mehr als 6.000 Sitzplätze.

Und: Alles dauert erheblich länger als das mal die Idee war. Beispiel? Schon für 2018 waren 250.000 Euro Planungskosten im Haushalt. Die wurden längst in den Haushalt 2019 geschoben. Und dort werden sie nach Lage der Dinge wohl vorerst bleiben. Es bräuchte jetzt dringend einen erfahrenen Partner, der sich mit Stadionbauten auskennt – beispielsweise agn. Aber vielleicht muss die Stadt schon diesen externen Posten wieder ausschreiben. Das dauert auch wieder.

Und nur nebenbei sei angemerkt, dass zwar der Zeitplan erste Arbeiten noch Ende 2020 vorsieht – aber Hochbau gehört nicht dazu. Anders gesagt: Tribünen werden da noch nicht errichtet.

Wie auch immer: Es mag länger dauern, aber es geht eben doch voran. Und um das auch aus Preußensicht zu unterstützen, wäre ein Besuch im Rat für Fans wie immer empfehlenswert. Folgerichtig ruft auch das Fanprojekt des SCP zu einem Besuch auf: „Also lasst uns als Preußenfans durch Anwesenheit zeigen, dass das Thema Stadion wichtig ist! Wichtig für Preußen, wichtig für Münster!“, heißt es beim Fanprojekt.