Regionalliga West: Verband terminiert die ersten drei Spieltage – Zuschauer weiter fraglich

Regionalliga West: Verband terminiert die ersten drei Spieltage – Zuschauer weiter fraglich

27. August 2020 0 Von Carsten Schulte

Der Westdeutsche Fußball-Verband hat die ersten drei Spieltage der Regionalliga West fest terminiert. Für den SC Preußen Münster ergeben sich dabei keine ungewöhnlichen Termine. Offen bleibt die Frage nach den möglichen Zuschauerzahlen.

Das Eröffnungsspiel beim SV Rödinghausen findet weiterhin am Freitag, 4. September, statt. Anstoß ist verbindlich um 18 Uhr – so war es auch schon im Rahmenterminkalender vorgesehen.

Am 2. Spieltag erwartet der SCP am 12. September den SV Bergisch Gladbach. Das Spiel an diesem Samstag wird um 14 Uhr angepfiffen.

Ebenfalls unverändert: Am Mittwoch, 16. September um 19.30 Uhr reist der SCP zum SV Straelen. Alles in allem entsprechen die Termine exakt dem Spielplan, den der Westdeutsche Verband vor einigen Wochen vorgestellt hatte.

Allerdings: Schon an den ersten zwei Spieltagen sind mehrere Spiele weit in den Oktober verschoben worden. Der SCP ist davon nicht betroffen, wird sich aber daran gewöhnen müssen, dass die Regionalliga faktisch eine Amateurliga ist, deren Spiele häufig zur Verschiebemasse werden. Von Beginn an wird die Tabelle der Regionalliga West daher „schräg“ sein.

Zuschauer rein oder raus?

Natürlich sind die Spieltermine für die meisten Fans ohnehin eine theoretisch interessante Frage. Nach Lage der Dinge ist ausgesprochen fraglich, ob der SC Preußen in absehbarer Zeit wirklich Zuschauer ins Stadion lassen kann.

Noch bis kommenden Montag einschließlich gilt die aktuelle Verfügungslage des Landes NRW. Mehr als 300 Personen bei einem Spiel sind dabei nicht zugelassen. Schon vor einiger Zeit hat der SC Preußen der Stadt Münster ein umfassendes Hygiene-/ und Zuschauerkonzept vorgelegt, das bekanntlich auf Sympathie gestoßen ist. Detailliert hat der SCP darin aufgeschlüsselt, wie rund 2.700 Zuschauer im Stadion zugelassen werden könnten.

Das Konzept ist indes hinfällig, solange der Bund Zuschauer bei Großveranstaltungen (neben Festen aller Art eben auch Sportveranstaltungen und Konzerte) verbietet. So bestätigte es auch Wolfgang Heuer, Stadtdezernent, auf Anfrage von 100ProzentMeinSCP. „In ganz NRW sind danach zurzeit mehr als 300 Zuschauer im Stadion nicht zulässig. Mit der Folge, dass bei unveränderter Verordnungslage des Landes der SC Preußen das vor drei Wochen vorgelegte detaillierte  Konzept zur Wiederzulassung von Zuschauern nicht umsetzen kann“, so Heuer.

„Ob und wie weit heute in Berlin Beschlüsse gefasst wurden, die daran etwas ändern bleibt abzuwarten. Entscheidend für uns ist das Land NRW und dessen Vorgaben.“

Das Schlupfloch ist die 7-Tage-Inzidenz und die Möglichkeit, dass die Bundesländer ihre eigenen Regeln finden. In Sachsen beispielsweise dürfen ab dem 1. September wieder Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Zuschauern stattfinden. In NRW geht das nicht, es sei denn, die Länder dürften diese 7-Tage-Inzidenz heranziehen – also die Zahl der Personen pro 100.000 Einwohner, die sich in sieben Tagen anstecken. Möglicherweise dürfen Länder und Kommunen Ausnahmen erlauben, wenn dieser 7-Tage-Wert unter 15 Infizierten pro 100.000 Personen liegt. Münster würde aktuell etwas über diesem Schwellenwert liegen.

So wird die 7-Tage-Inzidenz berechnet
Man rechnen die Neu-Infektionen der vergangenen 7 Tage zusammen, teilt sie durch die Einwohnerzahl von Münster (rund 312.000 Menschen) und multipliziert sie mit 100.000 – das ergibt den Wert.

Die gute Nachricht aus Sicht des SC Preußen ist, dass das Zuschauerkonzept fix und fertig ist. Sobald es die Verfügungslage zulässt, kann der SCP es in Gänze oder eben in Teilen umsetzen. Im schlechtesten Fall dürfte der SCP in Ligaspielen nur rund 220 Zuschauer ins Stadion lassen (die restlichen 80 Plätze gehen bei Ligaspielen für Spieler und Betreuer, einige Klubverantwortliche, Medien, Ordner oder Rettungskräfte drauf), im besten Fall eben die vom Klub vorgeschlagenen rund 2.700 Fans.

So oder so: Ab dem kommenden Dienstag wird eine aktualisierte Verfügung gelten. Erst dann will auch der SC Preußen die Lage erneut bewerten.

Am Donnerstagmittag hatte die Sportschau bereits gemeldet, dass aus der Ministerpräsidentenkonferenz zu hören sei, dass Zuschauer bei Großveranstaltungen bis Ende des Jahres 2020 untersagt seien. In diesem Fall wäre schwer vorstellbar, dass das Land NRW erhebliche Ausnahmen genehmigt, die Stadt Münster schon gar nicht.

Nachdem der SCP sein Zuschauerkonzept vorgestellt hatte, gab es zwar Lob für das belastbare und realistische Konzept – aber auch die klare Ansage, dass die Stadt sich am Ende nach der Verfügungslage richten werde.

Dauerkartenverkauf

Übrigens auch ein Grund, warum der SCP mit einem Dauerkartenverkauf so zögert. Darüber bestehen im Klub durchaus unterschiedliche Auffassungen, wie man hört.

Andere Klubs sind längst dabei, ihre Dauerkarten zu verkaufen. Nicht nur im Fußball. Nachbar WWU Baskets beispielsweise hat bereits erfolgreich Dauerkarten verkauft – wobei Fans entweder ein Risiko eingehen und dem Klub den vollen Dauerkartenpreis zahlen, selbst wenn überhaupt keine Zuschauer zugelassen sind. Oder aber die 50%-Regelung genutzt haben, wonach bei Nicht- oder Teilzulassung von Fans zumindest die Hälfte des Ticketpreises erstattet wird.

Das alles würde grundsätzlich auch beim SCP funktionieren, aber dort will man erstens die Fans nicht erneut um so eine Unterstützung bitten, nachdem bereits im Winter so viel Geld für Neuzugänge gespendet wurde und überwältigend viele Fans auf eine Rückerstattung aus den alten Dauerkarten verzichtet hatten. Und letztlich ist es wohl einfach eine Frage der Gerechtigkeit. Wenn es nur wenige Tickets gäbe, würde der Klub (schuldlos) viele Fans enttäuschen müssen. Das wäre ein überflüssiger Ärger, den der SCP wohl nicht verursachen möchte.

Ohnehin kann ja auch der SC Preußen nur darauf reagieren, was Land und Stadt rechtlich anbieten. Vielleicht erwächst ja aus den Fankreisen selbst der Gedanke, den Klub mit Dauerkarten zu unterstützen – selbst ohne sichere Gegenleistung. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass der SCP trotz allem auf einen Kern von Fans zählen kann.

Streaming als Alternative?

Mit Blick auf die Unwägbarkeiten des Stadionbesuchs plant der SCP ein eigenes Streaming-Angebot. Schon jetzt gibt es theoretisch Möglichkeiten: Der Sender Sport1 darf Regionalliga-Spiele übertragen, aber dieser Sender wird in Münster wohl wenig bis keine Rolle spielen.

Die zweite Möglichkeit ist die vollautomatisierte Lösung von Sporttotal. Nachteil hier: Die Spiele werden von nur einer einzigen Kamera gefilmt, enthalten keinerlei Kommentar und der automatisch angezeigte Spielstand ist extrem fehleranfällig. Eine technische Lösung auf Minimalstandard.

Der SCP darf, wie alle anderen Regionalliga-Klubs, nun eigene Lösungen entwickeln. Längst arbeitet der Klub an einer hochwertigen Lösung mit Kommentar und mehreren Kameras. Technische Partner haben sich bereits vorgestellt, die Installation kann binnen kurzer Zeit erfolgen.

Nachteil: Diese Lösung würde ausschließlich Heimspiele betreffen. Ob und welche Gegner auf ähnliche Lösungen setzen, ist völlig unklar. Fakt ist: Die Zeiten von MagentaSport sind vorerst vorbei. Für den Abstieg hat der SCP die denkbar dümmste Zeit erwischt – Livespiele im Stadion dürften für die kommenden Monate, vielleicht lange, zu einer Art „Blauen Mauritius“ werden. Glücklich ist, wer selbst dabei sein darf. Die meisten Fans werden in die Röhre schauen, soviel darf man derzeit sicher sagen.