Preußenstadion: Ohne Not neuer Zeitdruck

Preußenstadion: Ohne Not neuer Zeitdruck

3. Januar 2020 1 Von Carsten Schulte

Das Jahr 2020 ist gerade drei Tage alt, da kursieren in Sachen Preußenstadion schon wieder Fantasiedaten. In den Westfälischen Nachrichten wird Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) mit den Worten zitiert, dass schon „in diesem Jahr“ mit den Bauarbeiten begonnen werden könne. Eine Ansage ohne Not – und leider auch ohne Substanz. Ein Kommentar.

Man muss in der Debatte um einen Stadionumbau hartgesotten sein, um nicht sofort die Fassung zu verlieren. Mehr als drei Jahre sind vergangen, seit der SC Preußen Münster eine neue Klubführung hat. Von Tag 1 war ein Stadionneubau (oder eben mindestens ein Umbau) das Top-Thema. Aber wie man sieht: Auch im Januar 2020 ist kein einziger Handschlag getan. Pardon, einer schon: Mit großem Tamtam (und langer Vorlaufzeit) wurde im Januar 2019 eine Absichtserklärung unterzeichnet, in der sich Stadt und Klub auf einen Umbau an der Hammer Straße vereinbaren.

Ironischerweise sind Stadt und Verein Ende 2019 keinen echten Schritt vorangekommen. Denn der Ratsbeschluss, der im Dezember fiel, war nur ein weiterer Auftrag, jetzt in Bälde doch mal in die konkreten Planungen einzusteigen. Sozusagen Absichtserklärung 2.0.

Im Ernst: Seit Sommer 2018 wissen alle, dass an der Hammer Straße gebaut wird. Seitdem gibt es nichts Konkretes zu hören oder zu sehen. Es gibt keine Visualisierungen, keine Pläne, keine Ideen, keine Informationen. Die Arbeitskreise tagen hinter verschlossenen Türen, konkrete Kosten werden nicht genannt, eine Machbarkeitsstudie lag Ende 2019 noch nicht vor, der Druckertoner für Bauanträge und -Genehmigungen ist noch nicht einmal hergestellt – und bis zum heutigen Tage ist trotz aller anderslautenden Behauptungen nicht klar, wieviel Geld wirklich in einen Stadionumbau selbst fließen wird.

Und nun zitieren die Westfälischen Nachrichten den Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) mit der Aussage: „Ich denke, dass wir in diesem Jahr damit [den Baubarbeiten, Anm.d.Red.] anfangen können.“

Was soll das? Es gibt bisher nicht einmal Pläne, was denn eigentlich gebaut werden soll. Im September stehen Kommunalwahlen an. Die werden an anderer Stelle von dem selben Oberbürgermeister als Grund genannt, warum es mit der berüchtigten Hafen-Planung am Hansaring vor 2021 nicht weitergehen werde. Aber der Dauer-Zankapfel Stadion soll trotz nicht minder ungeklärter Fragen schon in diesem Jahr angefasst werden?

Dass der Oberbürgermeister in den WN von einem „Open-Space-Ort“ spricht, den die Stadt Münster benötige, ist schon schwer genug zu erklären. Man hat ja den Eindruck, dass vielen Münsteranern der Domplatz und der Aasee als Open-Space-Ort genügen würde …

Aber dass die städtische Investition ins Stadion für Sponsoren ein „wichtiges Signal“ sein würde, ist ganz sicher nur Marketing-Gerede. Denn bisher ist beim SC Preußen Münster kein einziger Investor vor lauter Begeisterung über die vagen Aussagen und bloßen Absichtserklärungen eingestiegen. Das ist simpel gesprochen einfach Augenwischerei – allerdings eine, die auch der SC Preußen Münster immer wieder vornimmt. Die Realität lässt sich dagegen im Handelsregister nachlesen, wo neue Beteiligungen ja eingetragen werden müssten. Es gibt sie aber nicht.

Es sei fairerweise angemerkt: Es wurde durchaus Arbeit erledigt in 2019. Der Überlassungsvertrag zwischen Stadt und Klub wurde neu geregelt. Aber schon die nächste rechtliche Hürde, nämlich das EU-Beihilferecht, ist noch offen. Warum also werden hier ohne Not und ohne Druck Aussagen über einen Baubeginn in 2020 getätigt? Das sind Ankündigungen, die realistisch und nüchtern betrachtet einfach nicht eingehalten werden können. Und es sind Aussagen, die zum Ende 2020 wieder nur für Enttäuschungen und Ärger sorgen werden.

Über diesem ganzen Thema, das muss man sagen, liegt ein Fluch. Und es ist doppelt und dreifach ärgerlich, wenn in völliger Abwesenheit von Fakten zusätzliche Fantasiewelten erschaffen werden. Man lese dazu den letzten Absatz des Artikels: Darin legt Markus Lewe selbst offen, dass es Meinungsverschiedenheiten in der Rathaus-Koalition gibt. Das alles ist ärgerlich und überflüssig. Dann lieber weiter gar nichts sagen.