Keine Zahlen, keine Pläne, viele Fragen: Stadtrat schickt Preußenstadion in die nächste Runde

Keine Zahlen, keine Pläne, viele Fragen: Stadtrat schickt Preußenstadion in die nächste Runde

11. Dezember 2019 2 Von Carsten Schulte

Der Rat der Stadt Münster gab am Mittwochabend mit den Stimmen der Mehrheit aus CDU und Grünen den Auftrag, die Planungen für einen Umbau des Preußenstadions zu konkretisieren und fortzuführen. Über die Vorlage gab es nur noch eine kleinere Diskussion, vor allem, weil die Beschlussvorlage auf der einen Seite keinerlei Zahlen oder konkrete Pläne enthielt, zum anderen, weil sie das mögliche Budget mit Grenzen umfasste und Bedingungen verknüpfte.

Zugleich mit dem Stadionbeschluss bekam der SCP auch das „Okay“ für seinen Antrag auf Erstattung von Neben- und Betriebskosten für das Stadion, die er vorgelegt hatte.

Einzig die ÖDP stimmte gegen die gesamte Vorlage, die SPD stand der Vorlage zwar kritisch gegenüber, enthielt sich aber, weil sie den grundsätzlichen Weg eines Stadionumbaus eher mitträgt.

Der SC Preußen Münster, vertreten durch Geschäftsführer Bernhard Niewöhner, Aufsichtsratschef Frank Westermann und Aufsichtsrat Friedrich Lukas, wertete den (Stadion-)Beschluss dennoch grundsätzlich positiv.

Das Thema im Forum „Stadion“

Aus Sicht der Fans gibt es aber wenig Aufregendes zu berichten. Die Vorlage der Stadtverwaltung enhielt den Hinweis, dass die Umbaupläne noch in der Abstimmung mit dem Verein seien (wir berichteten) und Summen für die verschiedenen Pläne sind schlichtweg nicht verfügbar.

Es ist aber zu hören, dass der Knackpunkt schlichtweg die Frage nach vermarktbaren Stadionbereichen wie Logen oder Business-Seats ist. Derzeit sieht es so aus, als müsse der SCP sich darum eben selbst kümmern, beispielsweise durch Einwerbung von Drittmitteln. Ein bekannt schwieriges Thema, weil dafür die Geldgeber nicht gerade Schlange stehen. Die Vorlage deutet an, dass mit dem bekannten Budget von 40 Millionen Euro nicht nur das Stadion umgebaut, sondern auch Mobilitätsstation und Parkplätze errichtet werden müssen – wofür wiederum ein maximaler „Zuschuss“ in Höhe von 5 Millionen Euro im Beschluss verankert ist. Das reduziert natürlich den Umfang des Stadionumbaus – und ist damit Teil der offenen Fragen.

Die Ratsdebatte

Eingangs der Ratsdebatte wies Noch-Stadtkämmerer Alfons Reinkemeier darauf hin, dass sich Anfang Dezember die Bezirksregierung noch einmal mit „Bedenken“ gemeldet habe. Es geht im Kern um Fragen des EU-Beihilferechts. Juristische Kärrnerarbeit, die auch noch erledigt werden muss. Die aktuelle Beschlussfassung war dadurch allerdings nicht betroffen.

In den Haushaltsreden aller Fraktionen und Gruppen war das Stadion im Grunde gar kein Thema. Einzig Stefan Weber (CDU) hob die Umbaupläne als „Höhepunkt“ hervor. „Wir sind allerdings nicht auf der Zielgeraden“, schränkte er ein. Man stehe allerdings zum Gesamtpaket und das auch unabhängig vom Tabellenstand des SCP.

In den Haushaltsreden der übrigen Fraktionen, Gruppen oder Parteilosen kam das Stadion gar nicht vor.

In der später folgenden Debatte betonte Christoph Kattentidt (Grüne), dass die Vorlage eine logische Konsequenz der bisherigen Planungen sei. „Bevor ein Bagger anrollt, muss aber vernünftig geplant werden.“ Ein Änderungsantrag der Mehrheits-Koalition hob noch einmal hervor, dass sich alle Planungen an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des SCP und den DFB/DFL-Vorlagen richten müssten. Für die Opposition war das etwas zu viel „Bedingung“, aber am Ende passierte das eben so den Rat.

Philipp Hagemann, sportpolitischer Sprecher der SPD: „So ganz optimistisch wie die CDU oder die Grünen sehen wir das alles nicht. Wir erinnern daran, welche Erwartungshaltung vor einigen Monaten geweckt wurde. Da wurden schon große Würfe vorgegaukelt und jetzt sollen wir hier einen Sachstandsbericht zur Kenntnis nehmen, obwohl wir nicht einmal über irgendwelche Pläne informiert wurden.“ Das sei Ende 2019 „mehr als enttäuschend“.

Fraktionschef Michael Jung (SPD) erinnerte daran, dass es CDU und Grüne gewesen sei, die die Suche nach einem Neubaustandort in Münster von vorne herein abgeblockt habe. Nach Bösensell habe der SCP ja dann nur der Not gehorchend geschaut. Und die 40 Millionen Euro seien „ziemlich willkürlich“. Die Grünen hätten sich hier offenbar durchgesetzt. „Das ist keine gute Nachricht für den Verein.“

CDU: Realistische Perspektive

Die CDU wertete das alles natürlich anders. „Man kann diese Vorlage durch verschiedene Brillen sehen“, so Andreas Nicklas. Es sei gut, dass man am Standort Hammer Straße festgehalten habe. „Besser den Spatz in der Hand“, so die bekannte Gleichung. Der jetzige Sachstand solle nicht „kleingeredet“ werden, so Nicklas. „Wir sind einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Wir geben dem SCP Planungssicherheit, selbst wenn 2020 noch keine Bagger anrollen.“ Man komme mit dem Konzept aber realistisch weiter.

Apropos Bagger: Für die FDP formulierte Jörg Berens die Sorge, dass man angesichts der Vorlage möglicherweise mit „Spielzeugbaggern“ auskommen könne. „Das alles legt dem Verein nur Fußfesseln an. Ich tue mich schwer mit der Perspektive, dass der Verein auf Grundlage dieses Beschlusses auf Investorensuche gehen soll.“

Dazu auch: Stadionumbau trotz eines möglichen Abstiegs? Das sagen die Ratsfraktionen

Für die CDU gilt: Man wolle die gesamte Planung nicht zerredet sehen. „Wir haben hier eine Vorlage, die in weiten Teilen noch gar nicht mit dem Verein abgestimmt ist“, so Stefan Leschniok (CDU). Sie werde aber jetzt schon diskutiert und zerlegt – und dieser Eindruck werde dann bei Fans und in den Medien so ankommen. „Die SPD will stattdessen Wolkenkuckucksheime in die Vorlage schreiben, die aus Beihilfesicht gar nicht möglich sind.“

Als Preußenfan habe er, so Leschniok, durchaus zu knabbern an der sportlichen Lage des SCP. „Wir sollten das ganze Projekt gemeinsam beschließen und an einem Strang ziehen“, warb er um Unterstützung.

Die bekam er erwartungsgemäß nicht, aber der SCP immerhin den Ratsbeschluss. Die weitere Arbeit muss im ersten Quartal 2020 geleistet werden – und dann sollen auch endlich konkretere Pläne und Kosten bekannt werden.