Preußen Münster: „Gerammel“ bei RW Ahlen

Preußen Münster: „Gerammel“ bei RW Ahlen

9. April 2021 0 Von Carsten Schulte

Was für ein Kontrast. Am Mittwoch ging es für den SC Preußen Münster noch gegen den Spitzenreiter, am Samstag gegen den Tabellenletzten. Die gute Nachricht: Der Boden wird gleichermaßen schlecht sein. Trainer Sascha Hildmann geht von „Gerammel“ aus.

Was er meint? RW Ahlen wird so spielen wie zuletzt Bonn oder auch Straelen. Körperlich. Robust. Kampf und Krampf. Für RW Ahlen, den zwischenzeitlichen „Emporkömmling“ aus dem Münsterland, der über ein paar Jahre dem SC Preußen sportlich den Rang abgelaufen hatte, geht es um alles. Als Schlusslicht wäre Ahlen in jedem Fall weg vom Fenster. Aber schon Platz 20 könnte die Rettung bringen, wenn es beim Verbandsplan bleibt, keine Absteiger zu benennen, weil es auch keine Aufsteiger gibt. Nur die Reduzierung auf 20 Teams wird in jedem Fall kommen.

Mit 24 Punkten liegt Ahlen nur einen Punkt hinter Bonn, da zählt jeder einzelne kleine Punkt. Und so werde Ahlen auch antreten, glaubt Hildmann. Und der SCP wird sich darauf einstellen. Auf den kratzbürstigen Gegner und auf den Platz. „Von hinten raus müssen wir schnörkellos spielen.“ Kombinationsfußball ist wohl eher eine Theorie. „Kratzen, beißen, spucken“, werde RWA. Das meint Hildmann natürlich nicht in jedem Punkt wörtlich, aber eine Präsentation für Tiki-Taka-Fußball wird diese Viertliga-Partie sicher nicht durchgehen. Ist ja auch egal.

Die gute Nachricht: „Ich kann nur an die Mannschaft appellieren, den Gegner ernst zu nehmen. Aber bisher hatte ich auch nie das Gefühl, dass wir einen Gegner unterschätzt hätten. Das wird auch am Samstag nicht passieren.“ Es dürfe einfach keine Rolle spielen, dass Ahlen Letzter ist. Auch wenn die Umstellung sicher augenfällig wird.

Aber das Hinspiel dürfte ja eine Warnung sein. Erst kurz vor knapp gewann der SCP diese Partie noch mit 1:0, schon da erwies sich Ahlen als richtig unbequemer Gegner. Und hat nicht RW Essen gerade erst dort mit 1:2 verloren?

Angesichts all dieser Umstände deutet sich beim SCP eine kleine Rotation ab. Es ist ja so, dass der Aufstieg in diesem Jahr nicht realistisch ist, für RWE schon kaum, ganz sicher für Münster nicht. Es geht nun eher darum, das bestehende Team zu prüfen, allen Spielpraxis zu geben, die Mannschaft weiter zu entwickeln. Mit unterschiedlichen Grundformationen, Systemen. Der Trainer will Flexibilität sehen, will sehen, dass das Team reagieren kann und andere Anforderungen umsetzen kann.

In Ahlen bleibt das wohl eher theoretisch. Denn für das Auswärtsspiel gelten andere Regeln. „Die spielen sehr einfach, ballern direkt mit dem zweiten Kontakt den Ball nach vorn und jagen hinterher.“ Das wird Einfluss haben auf die Formation der Preußen, die darauf vorbereitet sein werden.

Wieder dabei ist Alexander Langlitz, der nach Ablauf der Sperre wieder zum Kader gehören wird. Sascha Hildmann machte am Freitag ein kleines Geheimnis aus der Frage, ob Münsters bester Torschütze denn auch wieder in die Startelf zurückkehren werde, aber nach den jüngsten Aussagen über Gerrit Wegkamp und seinen angeblich unwahrscheinlichen Einsatz (und Wegkamps prompte Rückkehr in die Startelf) sollte man das nicht überbewerten. Vielleicht kommt Langlitz auch von der Bank? Dort würde Hildmann („das meine ich aber ernst“) auch eher Joshua Holtby hinsetzen. Der prima Fußballer hat seine Schwächen auf diesen miesen Böden und in diesen kratzigen Spielen. Er kommt mit fußballerischer Finesse, aber hier ist … nun ja, „kratzen, beißen, spucken“ gefragt. Eine Anforderung, die ehrlicherweise auch viele andere Preußenspieler zumindest vor Aufgaben stellt …

Nach dem BVB-Spiel gab es auch keine neuen Verletzten, Benedikt Zahn fehlt mit seiner Handverletzung weiterhin. Längst ist der Stürmer im Training, aber Hildmann hat unverändert eine „Schutzhaltung“ der Hand ausgemacht, die den Stürmer in seinem normalen Ablauf behindert. Und ein bisschen steht er derzeit auch einfach hinten an, weil Spieler wie eben Langlitz oder Wegkamp oder Grodowski die Nase vorn haben. Nichts Schlimmes, aber es können eben nur elf …

Das letzte Auswärtsspiel in Ahlen liegt mehr als zehn Jahre zurück. Im Verbandspokal unterlag der SCP damals knapp mit 0:1. Die späteren Preußen Cihan Özkara, Matthew Taylor und Marcus Piossek spielten da noch für Ahlen.

Das letzte Ligaspiel liegt noch weiter zurück – und RW hieß da noch LR Ahlen. Es war 1999/2000, als der SCP in der Regionalliga West/Südwest klar mit 0:3 unterlag. Zwischenzeitlich gab es auch mal vier Spiele gegen RW Ahlen II – das geht in die Geschichte als Tiefpunkt ein, auch wenn Münster kein einziges Spiel verlor.

Die Zeiten sind andere, aber nun spielen beide Klubs eben wieder gegeneinander. Und die Rollen sind zumindest klar verteilt. Münster will seine Rückrunden-Serie halten und ausbauen, Ahlen will irgendwie punkten.