Nullnummer gegen Wegberg: Preußen uneins in der  Bewertung

Nullnummer gegen Wegberg: Preußen uneins in der Bewertung

1. Dezember 2020 0 Von Carsten Schulte

Über das Ergebnis gegen den FC Wegberg-Beeck gab es beim SC Preußen Münster insgesamt eine klare Meinung: Zwei verlorene Punkte waren das. Eher uneinig waren sich die Preußen in der Bewertung des Spiels selbst.

Foto: Jules Schwadorf im Spiel gegen Wegberg-Beeck.

Als sich Julian Schauerte nach Spielende zu den üblichen Interviews stellte, wirkte der Preußen-Kapitän ernsthaft angefressen. „Wir hatten es nicht verdient“, ärgerte er sich. „Wir hatten wenig Ideen, wenig Durchschlagskrft, wenig zwingende Chancen.“ In Überzahl habe das Team wohl gedacht, es werde das Tor noch schießen „Aber so geht das nicht. Es hat einfach alles gefehlt“, so Schauerte deutlich.

Nun kann man über die Chancen tatsächlich reden. Korrekt war, dass der SCP über 90 Minuten einfach viel zu wenig klare Szenen hatte. Tatsächlich genügte dem FC Wegberg-Beeck einfach Kompaktheit und defensive Standfestigkeit, um dem SCP den Zahn zu ziehen. Das war ein bisschen arg einfach. Aber zwei, drei gute bis sehr gute Chancen sprangen dennoch raus. Und so sah Jules Schwadorf das Spiel deutlich anders als der Kapitän. „Wir waren die klar bessere Mannschaft mit den klaren Torchancen.“ Da gingen dann die Bewertungen spürbar auseinander.

„Mehr als ein Punkt war nicht verdient“, so Schauerte.

„Wir haben zwei Punkte verloren“, so Schwadorf.

Irgendwo mittendrin lag die Wahrheit. Der SC Preußen hat schon einige dieser Spiele abgeliefert. In den Schoß fällt dem Team in dieser rustikalen Liga nichts und auf manchen Positionen fehlt der Mannschaft natürlich einfach Erfahrung und damit auch Qualität. Schauerte formulierte es so: „Es fehlen Kleinigkeiten, manchmal Zentimeter. Aber sie machen den Unterschied zwischen ganz oben in der Tabelle und dem Platz, auf dem wir jetzt stehen.“ Am Ende sei die Mannschaft zu hektisch gewesen, habe es zu sehr zwingen wollen.

In der Regionalliga sind nun 163 von 342 Spielen absolviert und in diesen Tagen und Wochen trennt sich die Spreu vom Weizen. Derzeit sieht es ganz so aus, als sei der Zug nach ganz oben abgefahren, denn BVB II und RW Essen geben sich keine echte Blöße. Die jüngste Heimniederlage des BVB darf wohl als Ausrutscher gelten und Essen verliert bisher gar nichts. Das ist in der Tabelle deutlich sichtbar, schon jetzt weist der SCP acht Punkte Rückstand auf RWE auf, der BVB könnte mit Siegen in Nachholspielen sogar deutlicher davonziehen. Die Preußen sind jetzt zum zweiten Mal in dieser Saison zwei Spiele in Folge ohne Sieg (anfangs der Saison ging das beim 1:1 in Wuppertal und dem folgenden 0:1 beim 1. FC Köln II so). „Wir werden sehen, ob uns das zurückwirft“, so Schauerte. „Ich glaube aber nicht, dass das Folgen hat.“ Also von einer „Krise“ ist der SCP sicher weit entfernt, aber die Schwächen der Mannschaft sind schon deutlich zu sehen.

Kein Tor: Joel Grodowski sucht den Abschluss, aber der Ball landet weder bei Mitspieler Nicolai Remberg noch im Tor.

Dennoch meinte Schwadorf achselzuckend: „Was wollen wir uns vorwerfen?“ Das Team habe sich Torchancen erspielt, habe das grundsätzlich gut gemacht. „Wir müssen einfach die Bälle reinmachen. Dann geht das hier 3:0, 4:0 aus und Wegberg feiert nicht, sondern geht mit gesenkten Köpfen nach Hause.“

Ob das so einfach ist? Schwadorf selbst hatte eine ziemlich klare Szene. Als der gerade eingewechselte Torwart Eric Wille ihm beim Abstoß den Ball praktisch vor die Füße warf, reagierte Schwadorf zu hektisch, traf den Ball nicht richtig. „Da muss ich mich in die Pflicht nehmen, er legt mir das Ding praktisch hin. Das war die größte Chance, deshalb habe ich auch die zwei Punkte verloren“, so Schwadorf selbstkritisch. Damit dürfte der Mittelfeldspieler etwas übertrieben haben. Auch andere Chancen verwandelte der SCP gegen Wegberg (oder in anderen Spielen) nicht. Und die Rote Karte gegen Torwart Denis Jansen hätte jeder beim SCP sofort gegen den Treffer von Joel Grodowski eingetauscht. Selbst nach dem Foulspiel des Torwarts hatte Grodowski wohl fast noch die Gelegenheit gehabt, sich aufzurappeln und den Ball einfach ins leere Tor zu schieben. Aber der Pfiff des Schiedsrichters Leonidas Exuzidis (sein dritter Einsatz in dieser Saison im Preußenstadion!) stoppte die Aktion. Schade drum. Julian Schauerte: „Die Rote Karte hat uns nicht sonderlich gut getan.“ In Unterzahl habe sich Wegberg-Beeck noch mehr zusammengerissen. „Wer weiß, ob es gegen 11 besser gelaufen wäre. So war es eine gefühlte Niederlage.“

So oder so: Zwar bleibt der SCP daheim als einer von fünf Klubs in der Liga ungeschlagen, aber die weiße Weste ist weg. Und am Samstag kommt Borussia Mönchengladbach II ins Preußenstadion.