AG Preußenstadion veröffentlicht Wunschliste für den Stadionumbau

AG Preußenstadion veröffentlicht Wunschliste für den Stadionumbau

2. Dezember 2020 5 Von Carsten Schulte

Noch ist kein Stein auf den anderen gesetzt worden, aber der geplante Umbau des Preußenstadions ist natürlich längst nicht ausschließlich Sache von Ingenieuren und Stadtplanern. Auch Fans machen sich Gedanken – beispielsweise die AG Preußenstadion. Die hat nun ein Ideenkonzept für den Umbau vorgelegt.

Das Stadion sei ja viel mehr als nur der Ort, an dem Spiele des SC Preußen Münster stattfinden, heißt es bei der AG. Es sei „vielmehr ein Ort der Begegnung für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt“, wie es Präsidiumsmitglied Burkhard Brüx erklärt.

„Durch Räumlichkeiten mit Platz für inklusive Angebote und soziales Engagement am und im Stadion soll auch das benachbarte Stadtviertel vom Umbau profitieren. Zusätzlich unterstützen wir die Idee eines Bürgerparks, der ‘Berg Fidel’ für alle Anwohnerinnen und Anwohner attraktiver macht. Das Preußenstadion als Ort, an dem sich jeder wohlfühlt, das ist unsere Idealvorstellung.“

Das Fan-Bündnis setzt bewusst auch auf Themen wie Nachhaltigkeit oder Barrierefreiheit. Die Arbeitsgemeinschaft Preußenstadion stellt der Öffentlichkeit die Frage, welchen Zugewinn die Stadt Münster in einem zukunftsorientierten Umbaukonzept des Stadions erreichen könnte.

Die Arbeitsgemeinschaft Preußenstadion
Die AG ist ein Zusammenschluss von Preußenfans aus verschiedenen Bereichen des Stadions. Ziel und Anspruch ist es, die Interessen der StadionbesucherInnen bestmöglich während des Projektes Stadionumbau zu vertreten. Ins Leben gerufen wurde das Bündnis von der aktiven Fanszene. In Zusammenarbeit mit dem Fanprojekt und dem Präsidiumsmitglied Burkhard Brüx sind in der AG auch Vertreter der Gegengerade und der Haupttribüne organisiert. Basis des Konzeptes der beteiligten Fußballfans sind die Beschlussvorlage der Stadt Münster über den Bebauungsplan Nr. 568 aus dem Sommer 2018, die Präsentation der Machbarkeitsstudie zum Stadion an der Hammer Straße im April 2020 und die Stadionumfrage des Fanprojektes aus dem Sommer 2020.

Auf elf Seiten dokumentiert die AG Preußenstadion diverse Wünsche. Einige davon betreffen die Gestaltung des Stadions, der Ränge, andere das Drumherum. Nicht alle dürften entweder technisch oder rechtlich umsetzbar sein, aber könnten wenigstens in der Detailplanung Eingang finden.

Die Wünsche im Detail:

  • Die Ostkurve soll ausschließlich echte Stehplätze enthalten, keine „Safe Standing“-Plätze
  • Der Zugang zu den Rängen („Mundlöcher“) soll idealerweise von oben erfolgen, nicht durch Eingänge mitten in den Rängen, schon gar nicht im Bereich hinter den Toren
  • Verzicht auf Bandenwerbung vor der Ostkurve, ggf. zu refinanzieren durch einen Aufschlag von z.B. 50 Cent auf die Tickets
  • Möglichst wenig Wellenbrecher auf den Stehplätzen
  • Möglichst kleine Zäune und grobmaschige Netze hinter den Toren, um gute Sicht zu gewährleisten
  • Keine Sichtbehinderungen durch Masten, Netze, Pfeiler etc.
  • Treppen/Aufgänge direkt hinter den Toren sollen vermieden werden, um den Block einheitlicher erscheinen zu lassen. Die Farbgestaltung der Aufgänge sollte die Klubfarben berücksichtigen und keine „fremden“ Farben enthalten
  • Die Sitzschalen sollen nur in Vereinsfarben gestaltet werden
  • Künftige VIP-Bereiche sollen sich gut in die Tribünen einfügen und nicht als Solitär herausragen
  • Ein preisreduzierter „Supporters Block“ soll auch künftig enthalten sein
  • Im Stadionumfeld sollen FANport und Fanprojekt angesiedelt sein/bleiben. Teile des bestehenden Stadions sollten als Erinnerung erhalten bleiben, z.B alte Kassenhäuschen oder der alte Treppenaufgang zum A-Block. Die Ehrentafel der 51er-Vizemeisterschaft am Eingang soll auch ins neue Stadion integriert werden
  • Die Fassaden sollen einen „hohen Wiedererkennungswert“ haben und Fans sollen bei der Gestaltung einbezogen werden
  • Der Umlauf des Stadions soll so frei sein, dass sich Fans nach einmaliger Eingangskontrolle rund ums Stadion bewegen können, wünschenswert wäre auch eine Aufbewahrungsmöglichkeit für Taschen/Gepäck
  • Ein kleiner Vereinsraum sollte am Stadion in der Nähe der Trainingsplätze eingerichtet werden
  • Auch künftig soll es möglich sein, Getränke/Essen mit Bargeld zu bezahlen, für Gästefans müsste das grundsätzlich möglich sein.
  • Stichwort Nachhaltigkeit: Die AG formuliert verschiedene Ideen wie Photovoltaik, Geothermie, Fahrradständer abschließbar oder gar als eigene (mietbare) Fahradstation, nachhaltige Baustoffe, aber auch den Bahnhaltepunkt Berg Fidel und Ladestationen für E-Bikes und E-Autos
  • Barrierefreiheit soll beachtet werden, dazu gehören Plätze für Sehbehinderte, geschützte Zonen für Gehörlose und deutlich mehr Rollstuhlplätze als die DFL vorschreibt
  • Familienblock und ein geschützter Bereich für Mädchen/Frauen, der dann sozusagen als Rückzugs- und Sicherheitsort gilt, dazu genderneutrale/Unisex-Toiletten

Dazu formuliert die AG den Wunsch, den Stadionnamen „Preußenstadion“ nach Möglichkeit zu erhalten – hierzu sah die Machbarkeitsstudie nämlich eine denkbare Vermarktung vor. In Bochum gelang es beispielsweise zuletzt, den alten Namen trotz Vermarktung zu integrieren: „Vonovia Ruhrstadion“. Solche Möglichkeiten könnten sich auch in Münster ergeben.

Das Problem: Einige der baulichen Wünsche müssten in der Ausschreibung für den Umbau enthalten sein – sonst ließen sie sich nachträglich kaum oder nur schwer einfügen.

Die Wunschliste der AG ist in den vergangenen Tagen sowohl der Stadtverwaltung wie auch den Ratsfraktionen zugeleitet worden, so Brüx auf Anfrage von 100ProzentMeinSCP.