Knackiges Online-Meeting der SPD Münster zum Preußenstadion

Knackiges Online-Meeting der SPD Münster zum Preußenstadion

7. Mai 2020 5 Von Carsten Schulte

Die SPD-Ratsfraktion hat am Donnerstagabend einmal mehr eine Bürgeranhörung zum Thema Preußenstadion veranstaltet – natürlich streng virtuell, versteht sich. Knackige 75 Minuten dauerte das alles und ein bisschen fragt man sich: Warum kriegen das andere Fraktionen eigentlich nicht hin?

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Es waren am Ende knapp über 30 Teilnehmer im virtuellen Meeting auf Zoom, darunter der Fußballkreisvorsitzende Norbert Krevert, Fraktionschef Dr. Michael Jung, Philipp Hagemann (sportpolitischer Sprecher), aber auch interessierte Fans und Gäste wie Dietrich Schulze-Marmeling oder Fanprojekt-Vorstand Dirk Stiller.

Im Grunde verlief die Gesprächsrunde in zwei Teilen. Im ersten Teil stellte Michael Jung die allgemeine Lage dar, dann erklärte Philipp Hagemann in einer Präsentation die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zum Stadion. Und im zweiten Teil ging es in eine kurze Diskussionsrunde, die eigentlich eher eine Frage- und Antwortrunde war. Wenig verwunderlich, denn wie Jung eingangs formulierte: „Wir stehen ganz am Anfang des Projekts.“

Und schon dieser Einstieg in das Projekt, so wurde deutlich, wird sich offenbar deutlich verzögern. Denn derzeit brüten Kiebitze auf der Brachfläche hinter der Haupttribüne – dort, wo möglichst bald Trainingsplätze entstehen sollen. Vor Juli 2020 geht dort gar nichts.

Zudem präsentierte die SPD ein Schreiben der Ratsfraktion der Grünen an die Stadtverwaltung: Darin formulierte die Fraktion zwar die Zustimmung zum vorgezogenen Bau von zwei Trainingsplätzen. Aber „verknüpft diese Zustimmung“ mit der „Erwartung, dass die baulichen Maßnahmen erst dann durchgeführt werden, wenn für die Kiebitze auf dem Baugelände angemessene Ersatzflächen […] zurVerfügung stehen, wenn geeignete Maßnahmen ergriffen worden sind, um die Kiebitze umzusiedeln und der Nachweis erbracht ist, dass die Kiebitze diese als Brutfläche annehmen und ein entsprechender Bruterfolg festellbar ist“.

Anders formuliert: Erst wenn Eier im neuen Nest liegen, ziehen die Grünen mit. Eine Bedingung, die nach Auffassung der SPD ein „Signal für die weiteren Planungen“ sein dürften. Die sich nämlich erheblich in die Länge ziehen dürften.

Willkommen im Wahlkampf, darf man wohl sagen…

Screenshot aus dem Meeting.

Die Kommunalwahl ist, ebenfalls wenig überraschend, natürlich ein Thema. „Wir werden das Stadion natürlich zum Wahlkampfthema machen“, so Hagemann am Donnerstag. „Das ist jetzt eine Phase mit vielen Entscheidungen und die Grünen stellen immer weitere Bedingungen.“ Auch an den Bahnhaltepunkt, der ebenfalls eine Bedingung für die Grünen ist. Ohne Bahnhaltepunkt kein Stadionumbau. Hagemann: „Wer die Bahn kennt, weiß, dass das eine ganz langsame Truppe ist. Vor allem, weil so ein Bahnhaltepunkt extrem kompliziert ist und ewig dauert.“

Zehn Jahre vergingen beispielsweise zuletzt in Roxel, ehe dort wieder Züge hielten. Die Kosten dagegen seien, so Michael Jung, eher überschaubar. Roxel kostete die Stadt effektiv 1,5 Millionen Euro. Für den Bahnhaltepunkt im Bereich Berg Fidel/Geist könnten es vielleicht zwei Millionen Euro sein. Zwar gehe die SPD mit dem Wunsch nach einem Bahnhaltepunkt völlig konform, so Jung. Aber Hagemann ergänzte: „Wenn der Bahnhaltepunkt wirklich die Bedingung ist, dann kann man ja vorerst gar nicht zustimmen. Da werden jetzt einige Farbe bekennen müssen.“

Fragen aus der Runde drehten sich um Nutzung und Volumen der künftigen Bauten. Dass bespielsweise das Funktionsgebäude überraschend groß, teilweise sechsgeschossig, geplant sei, dürfte daran liegen, dass es auch anteilig für ein Nachwuchsleistungszentrum geplant ist. Ob man dort vielleicht auch städtische Angebote oder Räume integrieren könne? Eine gute Anregung, aber konkret könne man dazu noch nichts sagen, so Hagemann.

Klar sei lediglich: Veranstaltungen im Stadionbereich seien ausschließlich im Inneren der Funktionsgebäude möglich – Messen oder etwas in der Art. Teilweise finden solche Veranstaltungen schon heute so statt.

Mit Blick auf die Trainingsplätze merkte Autor Dietrich Schulze-Marmeling etwas süffisant an: „Es kann doch nicht sein, dass der Traditionsklub Preußen Münster über schlechtere Anlagen verfügt als der TuS Altenberge…“

Schulze-Marmeling ahnt, dass in der „Post-Corona-Zeit“ möglicherweise auch die Kosten für den großen Umbau zu hoch seien. „Da wird man vielleicht etwas kleiner planen müssen und darauf wird man sich einstellen müsse.“

Stichwort Geld

Wenn es ums Geld geht, steht der Politik tatsächlich noch eine Debatte ins Haus. Die Corona-Zeit und die veränderte Einnahmeseite der Stadt werde dazu führen, dass ein einfacher Übertrag von Haushaltsposten ins jeweils nächste Jahr nicht mehr so einfach vonstatten gehen könne. Gelder müssten jetzt jeweils wieder aufs Neue vom Rat beschlossen und freigegeben werden.

Dass die 40 Millionen Euro, die bisher im Raum standen, sicher nicht reichen werden, dürfte jetzt alle Beteiligten klar sein. Aber

Stichwort Lärmschutz

Noch einmal verdeutlichte die SPD den grundsätzlichen „Hebel“ Lärmschutz. Das sei ja im Grunde der Ursprung der ganzen Debatte überhaupt. Dass man dafür Fördermittel wie andernorts locker machen könnte, hält Jung für unrealistisch. „Die neuen Bundesländer gelten noch immer als Förderregion, dort werden Stadien durchaus gefördert. Für Münster gilt das nicht.“ Zudem sei Münster für die Landesregierung auch nicht gerade das fußballerische Epizentrum… Mit Blick auf Solarinstallationen sei schon eher etwas denkbar. „Aber das werden kleinere Mittel sein, die großen Millionen werden da sicher nicht fließen.“

Aber vielleicht werde sich künftig noch etwas ergeben – Konjunkturförderprogramme wegen Corona. „Vielleicht geht da etwas, aber das ist Zukunftsmusik.“

Im Hier und Jetzt hat die Stadt und damit der SCP ein Problem: die Zeit. Denn ehe der zwingend erforderliche Architektenwettbewerb in Auftrag gegeben werden könne, werden wohl noch etliche Monate vergehen. Das hatte der Sportdezernent schon bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie angekündigt. Ein Auftrag noch vor der Kommunalwahl sei demnach unwahrscheinlich. Aber, so Jung dazu, nach der Kommunalwahl dauere es erst wieder einige Zeit, ehe der neue Rat zusammenfinde. „Das wird eher 2021 beschlossen und dann dauert es wieder einige Monate, ehe der Wettbewerb abgeschlossen ist.“

Auf die Nachfrage, wann denn Wünsche oder Anregungen sinnvollerweise einzureichen seien, verwies Jung auf eben diesen Zeitplan. „Das sollte vor der Beauftragung des Architektenwettbewerbs sein.“

Gut, dass Fanprojekt-Vorstand Dirk Stiller passenderweise auf eine geplante Umfrage verwies, die in Kürze durchgeführt werden soll, um Faninteressen abzubilden. „So etwas gab es zwar vor längerer Zeit schon einmal“, so Stiller. „Aber wir wollen das jetzt aktualisieren.“ Ob und welche Rolle eine geplante „Fankneipe“ spielen wird, wird sich dann zeigen. Die war am Donnerstag ein Thema, aber offenbar keines, das sofort für uneingeschränkte Begeisterung sorgte, zumal die Eckdaten über Öffnungszeiten oder Betrieb völlig unbekannt sind. Und teuer ist sie ohnehin. Also abwarten.

Die wichtige Botschaft der SPD: Die Planungen sollten jetzt möglichst rasch und vor allem ohne zeitraubende Bedingungen vorangetrieben werden. Micbael Jung: „Das Stadion steht seit den Achtzigerjahren in der Debatte. Hindernisse und Bedingungen haben in der Vergangenheit einen Neubau verhindert. Ich halte einen konstruktiven Umgang mit dem Thema für wichtig, weil wir in der Vergangenheit viel verspielt haben.“

Die Machbarkeitsstudie sei nach Ansicht der SPD vorerst als allererste Planung „mit großen Puffern“ zu verstehen. „Das muss man sich alles noch im Detail anschauen.“ Jetzt gehe es um den Einstieg in eine größere Investition und eine vernünftige Taktfolge der einzelnen Baumaßnahmen.

Das Online-Meeting endete mit der Ankündigung, weiter im Gespräch zu bleiben. Vielleicht beteiligen sich die anderen Ratsfraktionen ja auch einmal an einer öffentlichen Debatte.