(Kein) Rot für Yassine Bouchama – und (kein) Elfmeter für Grodowski

(Kein) Rot für Yassine Bouchama – und (kein) Elfmeter für Grodowski

12. November 2023 5 Von Carsten Schulte

Dass der SC Preußen Münster aus einem über weite Phasen dominanten Auftritt beim Tabellenletzten am Ende nur einen Punkt holte, war die eine Geschichte am Sonntag. Die andere gehörte Yassine Bouchama, der nach einer völlig überflüssigen Aktion Glück hatte, nicht vom Platz zu fliegen. Joel Grodowski dagegen haderte mit einer anderen Entscheidung des Schiedsrichters …

Es war drei Minuten nach der Freiburger Führung, als Benjamin Böckle sich an der Eckfahne in einen harmlosen Zweikampf mit Freiburgs Pellegrino stürzte. Bouchama rauschte heran, trat dem auf dem Boden liegenden Freiburger erst auf den Knöchel, dann mit dem anderen Bein auf Oberschenkel bzw. Knie.

Schiedsrichter Exuzidis gab Bouchama für die Aktion nur Gelb, was bei Ansicht der TV-Bilder schon eine ausgesprochen freundliche Entscheidung war. Denn für Bouchama gab es weder Anlass noch Notwendigkeit, mit beiden Beinen auf den Gegner zu steigen. Selbst mit Preußen-Brille war das eine Rote Karte – und die Aktion selbst einfach überflüssig.

Preußen-Trainer Sascha Hildmann, nach der Partie im Magenta-Interview mit der Szene konfrontiert, ahnte wohl auch, dass da mehr dran war als nur Gelb. „Das ist mein Spieler“, hielt er sich diplomatisch bedeckt, als er die TV-Bilder sah.

Auf dem Portal „Liga3-Online“ wertete Ex-Schiedsrichter Babak Rafati die Szene ähnlich – und deutlicher: „Beide Aktionen sind allein für sich betrachtet gesundheitsgefährdend und hätten folglich jeweils die rote Karte nach sich ziehen müssen. Das ist eine brutale Spielweise.“

Schon einmal stand Bouchama in dieser Saison kurz vor einer Roten Karte: Beim Spiel gegen den VfB Lübeck lagen beim Preußen nach einem Foulspiel an ihm selbst kurzzeitig die Nerven blank – so sehr, dass er Schiedsrichter Timon Schulze mit beiden Händen wegschubste. Schulze beließ es hier bei einer Gelben Karte, doch eine solche Handlung hätten andere Schiedsrichter auch als Tätlichkeit ausgelegt. Schon da war viel Glück im Spiel.

Bouchama, 2022 vom Regionalliga-Absteiger VfB Homberg zum SC Preußen Münster gewechselt, hatte sich in seiner ersten Saison beim SCP sofort etabliert. Dabei war sein Start in Münster etwas holprig, weil er mit fragwürdigen Social-Media-Likes die Fanszene des Klubs irritierte – unter seinem Facebook-Account waren rechtslastige Seiten von Alice Weidel und sogar einem NPD-Account aufgetaucht. Die seltsamen Likes verschwanden nach Entdeckung fix, der Klub meldete ein Gespräch mit dem Spieler und teilte anschließend mit: „Yassine ist ein politisch sehr interessierter junger Mann, der sich während seines Studiums mit aktuellen gesellschaftlichen Themen intensiv auseinandersetzt.“ Später irritierte er mit Selfies, auf denen er mit dem umstrittenen Athletiktrainer Sven Linnemann posierte – wie übrigens auch andere Preußen oder Spieler anderer Klubs.

Grodowskis Nicht-Elfmeter

Eine ebenso fragwürdige Entscheidung traf Exuzidis bereits nach 11 Minute. Da war Grodowski gerade stark im Zweikampf aufgetreten und in den Strafraum gesteuert. Erst zupfte Gegenspieler Müller am Ärmel von Grodowski, der aber weiterspielte, dann aber beim nächsten Kontakt am Fuß doch fiel – eigentlich hätte er aus der Position ja gut abschließen können.

Exuzidis winkte allerdings ab, kein Elfmeter. Dabei war unstrittig gleich ein doppelter Kontakt vorhanden. Zumindest hatte Freiburg Glück mit dem Schiedsrichter und dessen Entscheidung – solche Elfmeter wurden schon oft gegeben.