Irrer Last-Minute-Sieg gegen Zwickau: Preußen Münster atmet durch

Irrer Last-Minute-Sieg gegen Zwickau: Preußen Münster atmet durch

24. Juni 2020 0 Von Carsten Schulte

Der SC Preußen Münster hat den FSV Zwickau mit 2:1 besiegt. Das glaubt man kaum, wenn man das Spiel gesehen hat. Dann nach 59 Minuten war der SCP eigentlich mausetot.

Jubel nach 93 Minuten mit Torschütze Heinz Mörschel (r.). Foto: Schulte

Es dürfte schwer sein, diese Partie noch in Worte zu fassen. Denn eine Partie, die in der ersten Hälfte ihre Spannung allein aus der Tabellen-Situation zog, wurde in der zweiten Hälfte aus Preußensicht erst bitter, dann wenigstens hoffnungsvoll und am Ende unglaubwürdig. Was soll man dazu sagen, dass der SCP nach 93 Minuten einen Elfmeter bekam? Dass Heinz Mörschel Nerven aus Stahl besaß und den denkbar souveränsten Schuss ansetzte? Hätte man so ein Spiel vorher beschrieben, wäre das zu dick aufgetragen gewesen.

Aber: Hatte der SCP nicht selbst vor wenigen Tagen so ein Spiel so bitter verloren? Simon Scherders Eigentor in Chemnitz war ein Tiefpunkt für die Stimmung. Zumindest kann der SCP nachfühlen, wie es Zwickau an diesem Abend geht.

Jetzt steht der SCP auf Platz 17, erstmals seit langer Zeit. Noch zwei Punkte sind es auf Chemnitz. Und weil der SV Waldhof Mannheim am Abend in Ingolstadt mit 0:2 verlor, hat sich wohl auch der nächste Preußengegner aus dem Aufstiegskampf verabschiedet. Hilft das dem SCP vielleicht?

Es war eine schwierige Partie in Münster. Beim SCP rutschte Erdogan für Litka in die Startelf, ansonsten begann die gleiche Elf wie in Braunschweig. Es war kein schönes Spiel. Es dauerte fünf Minuten, ehe der SCP überhaupt mal in die Nähe des Gäste-Strafraums kam. Und während Zwickau mehr Ballbesitz hatte (aber keine Chancen), fand der SCP außer in der Defensive schlichtweg nicht statt.

Zwickaus Gelegenheiten waren allerdings nicht hochkarätig. Mal verzog Morris Schröter, mal scheiterte Ronny König. Da war nichts Gefährliches, keine dramatischen Szenen. Aber die Preußen hatten eben selbst auch rein gar nichts zu bieten.

Die einzige und zugleich beste Chance bot sich Fridolin Wagner nach 35 Minuten – der Ex-Bremer köpfte eine Flanke knapp am Tor vorbei.

Kopfballchance für Fridolin Wagner nach 35 Minuten. Foto: Schulte

Das war es auch in der ersten Halbzeit. Mit dem 0:0 ging es in die Pause, das würde nicht reichen, soviel war klar.

Wie zuletzt schon kehrte der SCP aggressiver aus der Halbzeit wieder zurück. Marco Königs kam für Wagner ins Spiel, ein Zeichen für etwas mehr Offensivkraft.

Sicher ist: Die Preußen waren jetzt auf Betriebstemperatur. Lucas Cueto eröffnete die Chancenserie mit einer scharfen Hereingabe vor das Zwickauer Tor, die aber an allen vorbeirutschte. Dann vergab Cueto die beste Chance des gesamten Spiels: Völlig frei scheiterte er aus elf Metern an Torwart Brinkies. Da war alles frei, rechts, links, aber Cueto zielte auf den Schlussmann (51.).

Nur wenige Minuten später stand erneut Cueto im Mittelpunkt, als er einen Schuss knapp über das Tor setzte.

Die kalte Dusche folgte: Schröters Freistoß landete auf dem Kopf von Wegkamp, der den Ball perfekt runterdrückte. Torwart Schulze Niehues war noch dran, konnte den Ball aber nicht halten.

Das Zwickauer Tor… Schulze Niehues war dran, konnte aber nicht mehr halten. Foto: Schulte
Jubel nach dem 1:0 für Zwickau. Foto: Schulte

Münster reagierte wütend: Nur Minuten später scheiterten hintereinander erst Schnellbacher, dann Löhmannsröben (64.). Chancen waren jetzt da, aber der SCP traf eben nicht. Auch nicht Mörschel, der nach 66 Minuten einen Freistoß knapp neben das Zwickauer Tor setzte.

Auch nicht Cueto, der nach 74 Minuten einen Distanzschuss versuchte – erfolglos. Doch dann endlich die Erlösung! Eine Hereingabe des gerade eingewechselten Joel Grodowski fasste Zwickaus Torwart Brinkies erst, ließ ihn aber fallen – und Mörschel reagierte schnell und schob den Ball zum 1:1 ein (79.). Aber das würde nicht reichen.

Zwickau warf sich jetzt in jeden Ball, verteidigte mit Mann und Maus. Und Münster bekam keine echten Chancen mehr. Bis in die Nachspielzeit hinein. Da setzte Schnellbachr Grodowski in Szene, der arbeitete sich in den Strafraum, wurde dann von Torwart Brinkies berührt – und fiel. Schiri Patrick Schwengers entschied sofort auf Elfmeter! Es war die dritte Minute in der Nachspielzeit.

Heinz Mörschel trat an – und traf souverän links unten ins Eck. Brinkies war im rechten Eck. „Unfassbar“, kommentierte der Torschütze später im Interview mit MagentaSport den Spielverlauf.

Anders konnte man das auch nicht mehr sagen. Zwickau erlebte in Münster das, was der SCP zuletzt in Chemnitz erlebte. Und Torwart Brinkies, der das ganze Spiel über gar nicht so viel zu tun hatte, stand bei beiden Toren im Mittelpunkt. Ein bitterer Abend für die Gäste – das wird niemand besser nachfühlen können als die Preußen.