Die 72-Punkte-Saison ist Geschichte

Die 72-Punkte-Saison ist Geschichte

12. April 2022 0 Von Carsten Schulte

Im Frühjahr 2013 beendete der SC Preußen Münster seine Drittliga-Saison mit 72 Punkten. Auf Platz 4. Es war die beste Saison seit dem Aufstiegsjahr 2011, in dem der SCP ebenfalls 72 Punkte holte. Diese Marken sind beide überholt. Zwar kam der SCP 2021 auf 78 Punkte, doch dafür waren 40 Saisonspiele notwendig.

Mit dem 3:0-Sieg auf Schalke sprang der SCP auf 73 Punkte und hat damit die beste Zahl seit Jahren, Jahrzehnten erreicht. Nach 32 Spielen! In der letzten so erfolgreichen Saison brauchte es dafür 38 Spieltage. Sicher: Gerade erst im vergangenen Jahr hatte der SCP dank einer starken Rückrunde insgesamt 78 Punkte geholt, doch dafür waren in dieser Ausnahmesaison auch 40 Saisonspiele nötig.

Sascha Hildmann hat mit seinem Team und nach Punkten und Spieltagen einen neuen Klubrekord aufgestellt.

Ein kurzer Blick zurück:

Unter Pavel Dotchev spielte der SCP 2012/2013 eine bärenstarke Saison, die am Ende – das ist längst Geschichte – durch ein richtig verpatztes Finale zu einer großen Enttäuschung wurde. Am 34. Spieltag gewann der SCP noch gegen den Tabellenführer Karlsruher SC mit 2:1. Vor über 14.000 Zuschauern sprang der SC Preußen damals auf die direkten Aufstiegsränge. Aber dann verließen alle guten Geister die Mannschaft. Einem schwachen 1:1 in Erfurt folgte ein Heim-0:1 gegen Abstiegskandidat Stuttgarter Kickers und dann das endgültige Aus nach dem 0:3 in Unterhaching. Auftritte, die bis heute unerklärlich sind. Dank Schützenhilfe aus Heidenheim rettete sich der SCP am Ende auf Platz 4 der Liga, verpasste den Relegationsplatz aber um einen Punkt.

Saison 2012/2013: Über 14.000 Fans sehen das 2:1 des SCP über Tabellenführer Karlsruher SC.

Die 72-Punkte-Marke war Fluch und Segen zugleich. Eine Saison lang hofften und feierten die Preußen, doch die Hürde war für die kommenden Jahre zu hoch und weckte Erwartungen und Ansprüche, an denen der Klub anschließend immer scheiterte. Sei’s drum.

Auch Marc Fascher holte mit seinem Preußenteam 72 Punkte. Das reichte 2010/2011 zum Aufstieg in die 3. Liga – gefeiert von über 18.000 Fans beim 4:1 gegen Borussia Mönchengladbach II. Aber auch Faschers Mannschaft brauchte 34 Spiele, um diese Marke zu erreichen – sicherte sich damit die Meisterschaft aber mit zehn Punkten Vorsprung auf Eintracht Trier.

Meisterlich

In der Regionalliga-Saison 2021/2022 zeigt der SCP noch einmal ein anderes Bild. Mit nur 20 Gegentore in 32 Spielen stellt der SCP die beste Defensive der Liga. Essen kassierte satte 30 Gegentore …

Dass die Preußen zugleich 18 Spiele „zu Null“ absolviert haben, ist da wenig überraschend. Deutschlandweit ist nur der 1. FC Kaiserslautern unter dem Ex-Preußen Marco Antwerpen leicht besser: Die „Roten Teufel“ blieben in 19 Spielen ohne Gegentor.

Die Preußen sind zudem die beste Heim-Elf der Regionalliga West, holten 39 von 48 Punkten (81.25%). Essen kommt nur auf 35 von 45 Punkten (77.78%). Der SCP ist damit zwischen Bundesliga und Regionalliga das fünftbeste Heimteam Deutschlands.

Noch in anderen Zahlen lässt sich herauslesen, wie stark der SCP über die gesamte Saison betrachtet auftritt: Kein anderes Team der Liga ging so oft in Führung. In 24 Spielen erzielte der SCP das Führungstor und holte dann auch 20 Siege (83.33%). Absolut die meisten Siege, aber RW Oberhausen liegt hier im Verhältnis noch ein bisschen besser – die Rot-Weißen gingen zwar nur in 15 Spielen in Führung, holten dann aber auch 13 Siege (86.67%).

In der NRW-weiten Tabelle liegt der SCP ebenfalls auf Platz 1: In 32 Spielen holte der SCP im Schnitt 2,28 Punkte, kein anderes Team kommt auf diesen Wert. Zum Vergleich: Der BVB holte pro Spiel 2,07 Punkte, der FC Schalke 1,83 Punkte, Bayern Leverkusen nur 1,79 Punkte.

Mehr Zuschauer als zwei Bundesligisten

Ein kurzer Blick auf die Zuschauerzahlen? Aus Sicht des SCP fällt der Schnitt mit knapp 4.700 Zuschauern nicht sonderlich bemerkenswert aus, die vierte Liga hinterlässt eben Spuren. Dennoch reicht die Marke, um die beiden Zweitligisten SV Sandhausen (3.994) und FC Ingolstadt (4.300) hinter sich zu lassen.

Im Vergleich mit den Drittligisten ist das noch ein bisschen klarer: Zwickau, Viktoria Köln, Würzburg, Viktoria Berlin, Freiburg II, Wehen Wiesbaden, BVB II, Havelse und Verl weisen einen schlechteren Schnitt auf.