Freut euch gefälligst! (Oder warum nicht?)

Freut euch gefälligst! (Oder warum nicht?)

25. September 2023 9 Von Carsten Schulte

Am Dienstagabend empfängt Preußen Münster den FC Bayern München zum Erstrundenspiel im DFB-Pokal. Im allerbesten Fall könnte die Partie dauerhaft in Erinnerung bleiben, auf Legendäres kann man immer hoffen. Wahrscheinlicher ist aber, dass die große Party kurz und schmerzhaft ohne den SCP weitergeht. Für viele Fans ist das Spiel nicht nur deswegen ein Ärgernis. Ein Kommentar. 

2014, als der SCP erstmals den großen FC Bayern zugelost bekam, da war das Spiel zugegeben eine Gaudi. Da war Pep Guardiola, da kamen die just gekürten Weltmeister an die Hammer Straße, das hatte schon etwas. Bei den Preußen-Bayern-Freundschaftsschals zuckten manche zwar zusammen, aber am Ende war es eben doch ein großes Los. Die ganzen absurden (finanziellen) Geschichten, die später mit diesem Spiel verknüpft wurden, kannte damals auch noch niemand. Heute schon. 

Der Weltmeistertitel wirkt heute ziemlich weit weg, jetzt kommt immerhin Harry Kane, auch gut. Bayern ist nicht alle Tage, das stimmt. Dass man dieses Los aber uneingeschränkt zu feiern habe, wie es derzeit die „Westfälischen Nachrichten“ darstellen? Das muss man nicht zwingend so sehen.

Rein sportlich darf man dabei die größten Zweifel anmelden. Am Wochenende schlug der FC Bayern den VfL Bochum mal eben mit 7:0. Bochum ist ein Bundesligist. Da kann man sich mal ausrechnen, was der FCB am Dienstagabend mit dem SC Preußen anstellen kann. Ob sich das Preußenherz dann auch noch so freut, wenn der SCP vor einem Millionenpublikum den Hintern versohlt bekommt? Wie groß ist der Genuss noch, falls die Bayern nach 15 Minuten 3:0 führen? So etwas würde man lieber diskret erledigen.

Dazu kommt der unglaublich nervige Soundtrack rund um diese Partie. Jede Facette des Bayern-Besuchs wird befeiert, als ginge es um eine Krönungsgeschichte. Bayern hier, Bayern dort. Ein Festakt, ein Höhepunkt, ein Geschenk des Himmels. Fehlt nur noch das Wissen darum, welche Farbe das Handtäschchen von Harry Kane hat und was er darin versteckt oder welcher Bayernstar eine Ur-Oma aus Münster hat oder wenigstens den Friseur von jemanden kennt, der aus Münster kommt.

Man möchte (oder soll wohl) in Ehrfurcht erstarren, dass sich der REKORDMEISTER die Ehre gibt, ach was, herablässt, das brüchige Preußenstadion zu beehren. 

Aber mal ehrlich: Für den FCB ist das alles doch nur eine nervige Pflichterfüllung, für den SCP soll es aber ein Festtag sein, ein Jubeltag? Nö. Lieber gegen Kiel oder Lautern oder den HSV. Spiele, in denen ein echtes Duell zu erhoffen wäre. 

Münster gegen München dagegen? Das ist vor allem ein Zirkus, vermutlich eine Party mit einem Kater hinterher. 

Wenn selbst der Trainer des SCP schon nur müde lächelt über das Spiel, sagt das viel. Sascha Hildmann lässt sich sonst schnell begeistern, für stimmungsvolle Spiele ist er immer zu haben. Sicher wird er am Dienstag auch mitgehen. Doch nach der Partie gegen Lübeck seufzte er nur leise. Als Sportler wolle man doch gewinnen. Aber gegen Bayern, bei aller Liebe, da seien die Chancen doch minimal. Ob er sich also richtig freue auf die Partie? Da verdrehte er nur die Augen und mehr muss man zu diesem Spiel im Grunde nicht wissen. 

Natürlich ist das alles furchtbar undankbar. Wofür rackert man sich denn überhaupt ab, um in den DFB-Pokal zu kommen? Ist das nicht also ein kleines bisschen abgehoben, sich über den Rekordmeister, Deutschlands größtes Los, zu ärgern? Ist der SCP nicht live vor Millionenpublikum im Fernsehen zu sehen? Zur besten Sendezeit? 

Ja sicher, natürlich wirkt diese Zurückhaltung, diese Weigerung, das Spiel zu feiern, nach außen manchmal etwas seltsam. Vor allem für solche Menschen, die nicht wirklich verstehen, warum die Eventfans mit Bayern-Schal nerven. Die Leute, die nur ein Stück Glamour erhaschen wollen. Dass man von Leuten auf ein Spiel angesprochen wird, die sich sonst für den SCP gar nicht interessieren.

Das Bayern-Spiel ist Spektakel, nicht mehr. Das Problem ist übrigens auch gar nicht der DFB-Pokal. Den haben wir 2012 gegen Bremen ja nun wirklich gefeiert (Taylor Fußballgott!), auch gegen St. Pauli, gegen Bochum oder auch mal gegen Hertha. Bayern? Der Klub steht für vieles, was im (deutschen) Fußball ekelig ist. Was viele Fußballfans abstößt. Die Werbetouren nach Katar. Menschen wie Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge. Man muss schon sehr ahnungslos sein, um nicht zu verstehen, warum nicht alle in Freudentränen ausbrechen, wenn der Bayern-Tross anrückt. 

Hoffentlich ist es bald vorbei.