Unklare Linie: Schwieriges Spiel für Dr. Robert Kampka

Unklare Linie: Schwieriges Spiel für Dr. Robert Kampka

25. August 2019 1 Von Carsten Schulte

Am Ende eines durchaus körperbetonten Drittliga-Spiels zwischen Preußen Münster und dem KFC Uerdingen stand Schiedsrichter Dr. Robert Kampka mehr im Mittelpunkt als man das normalerweise von einem Schiedsrichter erwarten würde.

Preußen-Trainer Sven Hübscher formulierte das nach Abpfiff ausreichend vielsagend: „Ich sage mal, er war präsent …“ Und Fußballer wissen nun: Ein präsenter Schiedsrichter bedeutet meistens nichts Gutes.

Tatsächlich sorgte Kampka in der ersten Hälfte für etwas mehr Hektik, als das Spiel selbst vielleicht hergegeben hätte. Dabei waren es nicht gerade grobe Fehlentscheidungen, sondern ein ziemlich theatralisches Auftreten und eine etwas unklare Linie.

Da bekam Luca Schnellbacher für Reklamieren Gelb (27.) – und zwar ziemlich schnell. In der Regel sind solche Karten dann eher ein „Statement“ des Schiris, was für eine Art „Regie“ er oder sie führen will. Mit Kampka debattieren sollte also nicht möglich sein. Schnellbacher hatte sich allerdings zu Recht aufgeregt, denn sein Schuss war eigentlich noch von einem Uerdinger Spieler abgefälscht worden – es gab aber nur Abstoß und keinen Eckball.

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Dass zwei Minuten später Christian Dorda im Preußen-Strafraum ungestraft Rodrigues Pires in die Hacke treten durfte? Das blieb ungeahndet, nicht einmal eine Ermahnung des Schiedsrichters folgte. Muss man nicht verstehen.

Uerdingen ging insgesamt aggressiver auf Ball und Gegner, da waren viele kleine „Nickeligkeiten“, die der Schiedsrichter unkommentiert durchgehen ließ. Über Jan Kirchhoffs kleine und unbemerkte Sticheleien hatte Sven Hübscher auch etwas zu sagen. „Der macht das eben nicht so auffällig, hier mal unten ein kleiner Tritt, aber ganz ruhig“, so Hübscher. Von Schalke kennt der Preußen-Trainer den früheren Bundesliga-Profi noch ganz gut.

Es war aber nicht nur Uerdingen, das von Kampkas etwas unklarer Linie profitierte. Simon Scherder hatte Glück, dass sein Foulspiel mit gestrecktem Bein in die Beine von Roberto Rodriguez völlig unbemerkt blieb (oder schlicht ungeahndet). Scherder war da nicht bösartig, aber eben völlig aus dem Timing reingerutscht (63.).

Dr. Robert Kampka beim Spiel Preußen Münster gegen den KFC Uerdingen. Hier muss er mit Preußen-Trainer Sven Hübscher etwas besprechen.

Viel auffälliger war natürlich die Szene zwei Minuten später. Laurice Litka war rechts mit viel Tempo unterwegs Richtung KFC-Tor. Verfolger Jean-Manuel Mbom kam nicht hinterher und sprang dann wie der Sensenmann von hinten in Litkas Beine. Dass der dabei Glück hatte und sich nicht verletzte: Geschenkt. Aber an den Ball wäre Mbom niemals mehr gekommen, der war meterweit weit – da waren nur noch die Beine von Litka. Preußen-Trainer Hübscher hatte die Szene am Rand kommen sehen, direkt vor der Trainerbank. „Ich sehe noch, wie Mbom ausholt…“

In die folgende Rudelbildung schob Ex-Preuße Adriano Grimaldi noch Fridolin Wagner weg (aber das war nun vergleichsweise unnötig, aber auch nicht böse), aber dass die Beratung zwischen Kampka und seinem Assistenten dann nur Gelb ergab, war im Kontext glattwegs unverständlich. Für ein harmloses taktisches Foul (Zupfen am Trikot) hatte Litka in der ersten Hälfte gegen Grimaldi Gelb gesehen – und hier wurde ein Tritt von hinten in die Beine exakt gleich gewertet? Zumindest von außen schwer vermittelbar.

Eine Notbremse war es wohl eher nicht – dafür liefen links noch Spieler mit. Aber nur Gelb?

Übrigens: Nur zwei Minuten nach der Rudel-Szene regten sich die Preußen erneut auf – diesmal war Özcan im Strafraum des KFC gefoult worden. Oder eher nicht, wie man nach Ansicht der Bilder sagen müsste. Özcan geht Richtung Ball, kommt aber eigentlich gegen Alexander Bittroff sichtlich zu spät und stellt erst im letzten Moment sein Fuß quer zwischen Gegenspieler und Ball. Wenn überhaupt, hätte man das gegen Özcan pfeifen können.

Dennoch: Insgesamt ein schwieriges Spiel für Kampka, das er sich aber auch selbst schwerer machte. Die versöhnlichsten Worte fand nach der Partie noch Preußen-Kapitän Julian Schauerte: „Was soll ich sagen? Es gibt immer Situationen im Spiel, in denen sich das eine oder andere Team benachteiligt fühlt. Einige Szenen des KFC waren schon grenzwertig, aber im Großen und Ganzen lag es nicht am Schiedsrichter.“

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