Umbau des Preußenstadions hängt Zeitplan hinterher

Umbau des Preußenstadions hängt Zeitplan hinterher

19. März 2024 13 Von Carsten Schulte

Mit Zeitplänen ist es so eine Sache. Die Realisierung der geplanten S-Bahn Münsterland, deren erstes Teilstück zwischen Münster und Sendenhorst entstehen soll, dauert immer länger und wird zugleich immer teurer. Ähnlichkeiten zur Modernisierung und Ausbau des Städtischen Stadions an der Hammer Straße sind durchaus vorhanden. Denn auch in Sachen Stadionumbau gibt es Hürden.

Der bisher vorliegende Zeitplan darf wohl als überholt gelten. Eigentlich sollte bereits in der vergangenen Woche der Totalübernehmer festgelegt worden sein. Mit dem Zuschlag hätten Fans dann auch endlich verbindliche Details zum künftigen Stadion erfahren können. Doch ganz so schnell geht es nicht.

De facto liegt das Stadionprojekt rund zwölf Wochen hinter dem Zeitplan. Denn tatsächlich steht noch die Abgabe der 2. indikativen Angebote aus – und die war eigentlich für Anfang Dezember 2023 geplant. So hatte es Projektkoordinatorin Dr. Christina Cappenberg bereits vor einer Woche gegenüber 100ProzentMeinSCP bestätigt. In dieser Phase des Vergabeverfahrens können die Teilnehmer ihre ersten Angebote verfeinern und erneut einreichen. Schritt um Schritt nähern sich Auftraggeber und potenzielle Auftragnehmer dann in Leistungsumfang und Preis an.

Verzögerungen dieser Art sind allerdings nicht zwingend überraschend oder unerwartet. Im Rahmen der Präsentation mühten sich die Verantwortlichen bisher stets von einem Idealverlauf zu sprechen. Und schon der ursprüngliche Zeitplan enthielt entsprechende Fußnoten mit dem Verweis auf Terminverschiebungen aus „sachlichen Gründen“.

Diese sachlichen Gründe liegen derzeit unter anderem beim Finanzamt. Das hat bisher noch nicht die eine wesentliche Frage beantwortet, ob die städtische Tochter Bädermanagement GmbH zum Abzug der Vorsteuer berechtigt ist, also das Budget netto oder brutto verwenden kann. Laienhaft gesagt: Kann die Stadt 65 Millionen Euro ausgeben oder muss sie davon noch Steuern abführen und hat dann netto weniger Geld in der Tasche? Diese Frage ist seit dem Beginn der konkreten Planungen offen – und damit seit mehr als anderthalb Jahren. Wie die „Westfälischen Nachrichten“ schreiben, liegt die konkrete Anfrage beim Finanzamt erst seit September 2023 vor – warum diese zentrale Frage nicht schon viel früher gestellt wurde und warum es sechs Monate dauert, ist unklar.

Wann mit einem finalen Bescheid zu rechnen ist? Das will die zuständige Oberfinanzdirektion Münster mit dem Verweis auf das Steuergeheimnis nicht sagen – man äußere sich „generell nicht zu Einzelfällen“, wie es auf Anfrage von 100ProzentMeinSCP höflich heißt. Auch Preußens Geschäftsführer Dr. Markus Sass hielt sich auf Anfrage bedeckt – alle Beteiligten haben sich auf absolutes Stillschweigen vereinbart. Und daran halten sich auch alle – was man insgesamt sogar als erfreulich bewerten darf.

Wann nun allerdings die Bädermanagement GmbH, die für Baumaßnahmen „im Auftrag der Stadt Münster in oder an dem städtischen Stadion an der Hammer Straße“ zuständig ist, mit einer verbindlichen Aussage rechnen kann? Das ist derzeit nicht bekannt. In den „WN“ wird immerhin aktuell von einer „Tendenz“ berichtet – was für eine Tendenz das sein könnte, bleibt ebenfalls offen. Allzu lang soll es aber nicht mehr dauern.

Damit hängt das gesamte Projekt, denn ohne verbindliches Budget lassen sich auch keine verbindlichen Angebote abgeben. Und ohne die gibt es auch keinen Zuschlag.

Die Antwort auf eine ganz andere Frage dürfte noch spannend ausfallen. Das ursprünglich mal auf rund 40 Millionen Euro festgelegte Budget für den Stadionumbau wurde vergleichsweise schnell auf rund 65 Millionen Euro erhöht – und wird von der Stadtverwaltung noch immer als „sehr gering“ bewertet. Die Zeiten haben sich allerdings seit Sommer 2022 deutlich verschärft, Baukosten sind gestiegen, die Kapazitäten der Unternehmen sind ausgelastet, Energiekosten belasten zusätzlich. Anders gesagt: Welche Qualität und Umfang die Angebote haben werden, was schlimmstenfalls aus dem Budget fällt, ob die Angebote überhaupt im Rahmen des Budgets liegen – darüber wissen derzeit nur die direkt Beteiligten Bescheid. Einfacher wird es aber sicher nicht.