Stimmungsboykott und Einlass-Probleme beim Derby

Stimmungsboykott und Einlass-Probleme beim Derby

21. Januar 2024 1 Von Carsten Schulte

Das Derby zwischen Preußen Münster und Arminia Bielefeld war nicht immer ein echtes Derby. Rein sportlich bot die Partie im Preußenstadion am Sonntag viel Leerlauf, viel taktisch geprägte Langeweile. Und gerade zum Start ins Spiel gab es auch auf den Zuschauerrängen viel Leerlauf.

Das hatte Gründe. Arminias Fans schwiegen – wie viele andere Fanszenen aktuell auch – aus Protest gegen den Investoren-Einstieg in den Profifußball. Es geht dabei zwar „nur“ um den Einstieg finanzkräftiger Geldgeber in eine DFL-Tochtergemeinschaft, die künftig die Medienrechte der 1. und 2. Bundesliga vermarktet. Aber Investoren genießen im Fußball traditionell einen schlechten Ruf und so wird jede Aufweichung der Grenzen argwöhnisch beobachtet.

Das bedeutet für den Fußball: „12 Minuten Schweigen“ ist angesagt, natürlich eine Referenz an den oft zitierten „12. Mann“, also die Fans auf den Rängen. Symbolisch flogen aus dem Arminia-Gästeblock nach nach Ablauf der 12 Minuten u.a. Goldtaler, die für die Gier der Klubs nach immer mehr Geld stehen. In der Vergangenheit flogen auch schon Tennisbälle – was wiederum auf einen viel länger zurückliegenden Protest gegen Montagsspiele im TV, später dann (zu) hohe Eintrittspreise verweist („Eure Preise – Großes Tennis“). Alles hängt eben mit allem zusammen.

Der Protest schweißt offenbar zusammen: So kam es zu der ausgesprochen seltenen Übereinkunft, die gegenseitige Abneigung kurzzeitig zurückzustellen. Im Wechselgesang schleuderten Preußen- und Arminia-Fans ein „Scheiß DFB“ nach Frankfurt – ehe sich dann beide Szenen wieder aufeinander einschossen. Hört man auch nicht oft.

Zuvor erlebte die aktive Fanszene der Preußen einiges vom Spiel zunächst nur am Rande. Buchstäblich. Denn dass das Preußenstadion kurz vor Anpfiff noch deutliche Lücken aufwies, fiel schon auf. Und hier kamen auch verschiedene Dinge zusammen. Ohnehin knubbelt es sich bei gut besuchten Spielen am Haupteingang, denn das alte Preußenstadion verfügt schlichtweg nicht über ausreichend Eingänge, so dass sich an der Hammer Straße vieles konzentriert. Diesmal waren aber auch die Ultras beteiligt, wenngleich nicht einfach so. Die Polizei war offenbar am Eingang aufgezogen und verwehrte den Anhängern der Preußen den Zugang – sofern keine umfassenden Kontrollen ermöglicht würden.

Das kam nicht gut an. Weder bei den Fans, noch beim Verein. Dessen Versuche, auf die Sicherheitskräfte einzuwirken, schlugen sämtlich fehl. So kam dann erst einmal niemand mehr hinein.

Unter anderem Geschäftsführer Ole Kittner machte sich persönlich zum Eingang auf, um zu vermitteln. Auch Veranstaltungsleiter Thomas Hennemann versuchte den massiven Polizeieinsatz zu beenden, doch kam offenbar nicht durch. Das alles ärgerte letztlich den SC Preußen Münster derart, dass der Klub noch nach dem Spiel eine Stellungnahme ankündigte. Die erfolgte dann auch – und darin hieß es u.a.: „Grundsätzlich ist es Sache des Veranstalters und des von ihm beauftragten Ordnungsdienstes, die Personen- und Materialkontrollen durchzuführen.“ Und weiter: „Anders als die Behörden, sah der SC Preußen Münster als Veranstalter keinerlei Gefahrenpotenzial beim Stadionzutritt durch die aktive Fanszene oder andere Zuschauer. Die Preußenfans verhielten sich absolut friedlich“, so Veranstaltungsleiter Thomas Hennemann auf der Seite des SCP: „Die heutige Situation, die ausschließlich zu Lasten der Preußenfans ging, hätte durch ein abgestimmtes Vorgehen und eine Kommunikation auf Augenhöhe verhindert werden können.“

Denn was genau hatte die Polizei vor dem Spiel überhaupt auf dem Stadiongelände zu suchen? Hausherr ist der SC Preußen, zur Aufgabe der Polizei gehört es sicher nicht, den Einlass ins Stadion zu organisieren. Da steht tatsächlich ein weiterer Klärungsbedarf an…

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