Stadionumbau: Preußen Münster formuliert „große Sorge“ nach Verwaltungs-Vorlage

Stadionumbau: Preußen Münster formuliert „große Sorge“ nach Verwaltungs-Vorlage

27. Juni 2022 8 Von Carsten Schulte

Gelegentlich braucht es offenbar doch eine Erinnerung daran, dass auf die Stadtverwaltung und auch auf die Politik nicht nachhaltig Verlass ist. Nach Monaten, ja eher Jahren des langsamen, aber steten Fortgangs der Umbauplanungen „überrascht“ die Verwaltung nun mit einem offenbar unabgestimmten Vorgehen. Und schon wackelt, was Oberbürgermeister Markus Lewe und Vereinspräsident Christoph Strässer gerade erst beim Spatenstich gehofft hatten: dass das Stadion nun endlich modernisiert wird. Das nervt den Klub spürbar.

Was ist passiert? Die Stadtverwaltung hat offenbar ohne weitere Absprachen – zumindest erweckt der SCP nun genau diesen Eindruck – ein Vorgehen für den Stadionumbau inszeniert, das allen bisherigen Aussagen und Plänen widerspricht und das ohne Umschweife alte Vorbehalte und Zweifel wieder aufleben lässt.

Der Stadionumbau solle nunmehr so gestaltet sein, dass der Rat der Stadt Münster jeden einzelnen Bauabschnitt einzeln beschließen muss. Tribüne für Tribüne, immer mit Blick auf die jeweiligen Finanzen der Stadt. Ein Klein-Klein, das so nicht besprochen und schon gar nicht erwartet worden war. Hintergrund sind die nun scheinbar überraschenden Kosten, die mit der Beschlussvorlage konkreter werden. Das bedeutet: Denkbar wäre, dass die Stadt Münster bzw. die Ratspolitik einzelne Abschnitte auf die lange Bank schiebt. Der ohnehin schon arg strapazierte Zieltermin 2027 wird damit zum einer reinen Absichtserklärung degradiert, der SCP schlimmstenfalls auf Jahre zum Spiel in einer Baustelle verdonnert. Verlässliche Politik? Fehlanzeige, schon wieder.

Mit „großer Sorge“ schaue der SCP auf diese Ratsvorlage, übt Präsident Christoph Strässer deutliche Kritik. „Neu und besorgniserregend ist vielmehr der Umstand, dass jedes dieser Module jetzt zum ersten Mal unter einen Finanzierungsvorbehalt gestellt wird. Das bedeutet im Klartext, dass zum Zeitpunkt der Beschlussfassung im Rat der Stadt Münster am 07. September 2022 niemand mit Sicherheit sagen kann, wann das gemeinsame Vorhaben, ein zweitligataugliches Stadion an der Hammer Straße zu errichten, tatsächlich verwirklicht werden kann. Das Ziel 2027 ist damit sehr ehrgeizig.“

So ähnlich hatte es Strässer bereits im Rahmen der Mitgliederversammlung, aber da noch eher optimistisch formuliert.

Die Kritik des SC Preußen führt weiter. Denn im Haushalt der Stadt Münster sind lediglich 40 Mio Euro eingeplant – dieser Betrag steht steht bereits seit 2018 (!) im Haushalt, damals eine „gegriffene“ (also geratene) Summe, die aus anderen Neu- oder Umbauprojekten entstammte. Schon kurz danach betonte Philipp Hagemann, damals sportpolitischer Sprecher der SPD: „40 Millionen Euro als Orientierungshilfe werden bei Weitem nicht ausreichen.“ 

Strässer deutlich: „Spätestens seit der Vorlage der überarbeiteten Machbarkeitsstudie von Drees & Sommer im November 2021 war auch der Umfang der Kosten klar. Dort sind alle Kostenpositionen übersichtlich, plausibel und nachvollziehbar aufgeführt. Aufgrund dieser Erkenntnisse stand auch fest, dass die tatsächlichen Kosten für den Ausbau des Stadions in der bevorzugten Variante den Kostenrahmen von 40 Mio. Euro übersteigen würden. Aktuell werden die Baukosten mit einem Wert von ca. 53,7 Mio. Euro beziffert.

Das Ärgerliche aus Sicht des SCP: „Dieser Betrag beinhaltet allerdings Kostenpositionen, die nach bisher übereinstimmender Meinung nicht unter den Deckel des Budgets von 40 Mio. Euro fallen: Das beinhaltet z.B. Risikorückstellung in Höhe von 10 Prozent, Mehrkosten für ein nachhaltiges Bauen sowie Baukostensteigerungen.“ Und weiter: „Der jetzige Vorschlag gefährdet die für den wirtschaftlichen Betrieb – insbesondere des geplanten Hospitality-Bereichs und die Nutzung der ausgebauten Südwestecke – erforderlichen Investitionen.“

Investoren aufgeschreckt

Weil der SCP für einige Baumaßnahmen (Logen, Ausbau einer Stadioneck) private Geldgeber suchen muss (was die Politik stets eingefordert hatte) und hier in guten Gespräche stecke, mache man sich erhebliche Sorgen, welche Auswirkungen das unabgestimmte Vorgehen der Verwaltung nun haben könnte. „Durch die jetzt bekanntgewordenen Vorschläge über einen modularen Ausbau wird der Erfolg solcher Gespräche mit potentiellen Investoren allerdings gefährdet.“

Der Klub betont, dass die bisherige Zusammenarbeit konstruktiv fortgesetzt werden müsse – das setzt aber voraus, dass die bisher erzielten Fortschritte nicht durch immer neue Hürden wertlos werden.