Schon wieder Bayern München

Schon wieder Bayern München

18. Juni 2023 4 Von Carsten Schulte

Der SC Preußen Münster spielt im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München. Das Los wird in Münster allerdings sehr unterschiedlich aufgenommen, wie die ersten Reaktionen zeigen.

Es gibt ein Wiedersehen mit den Bayern, die zuletzt 2014 im DFB-Pokal zu Gast waren und damals unter Pep Guardiola mit 4:1 gewannen. Und ja, natürlich: Auf dem Papier ist der FC Bayern München das Top-Los im Pokal. Zwar haben die Preußen keinerlei geografische, emotionale oder sportliche Beziehung zum Rekordmeister, aber der Name allein besitzt Strahlkraft und wird in Münster und Umgebung erneut einen Run auf (Dauer-)Karten auslösen. Dank des Gegners werden die Preußen zudem einiges an Aufmerksamkeit genießen, doch ungefähr damit hat es sich dann schon.

Sicher ist bereits, dass die Partie nicht im Rahmen des normalen Pokalspieltags ausgetragen wird. Die Bayern sind an dem fraglichen Wochenende um den 12. August im Supercup beschäftigt, können daher nicht in Münster antreten. Das Bayern-Spiel im DFB-Pokal wird verschoben, vermutlich in die letzte September-Woche.

Warum das Los zusätzlich keine pure Freude bringt? Rein sportlich sind die Chancen – „Pokalgesetz“ hin oder her – sehr überschaubar. Für den Kartenverkauf wird sich aus Preußensicht ohnehin gar nichts ändern. In der umbaubedingt winzigen Arena in Münster (knapp 12.800 Plätze stehen zur Verfügung) wäre jedes Pokalspiel ausverkauft. Auf zusätzliche Einnahmen durch ein mögliches Live-Spiel kann der SCP auch nicht mehr setzen – der DFB schüttet solche Einnahmen nicht mehr an die direkt beteiligten Klubs aus, sondern verteilt diese Erlöse unter allen 64 Pokalteilnehmern.

Dagegen wird der Kostenblock erheblich steigen (Ordner etc.), die knapp besetzte Geschäftsstelle dürfte sich auch kaum freuen, wie Preußens Pressesprecher Marcel Weskamp während der Auslosung live im TV formulierte – was ihm ein deutlich hörbares Raunen im Publikum bescherte. „Wir kennen die Bayern ja schon von 2014, die Mannschaft und der Trainer werden es feiern, die Mitarbeiter der Geschäftsstelle vermutlich weniger“, sagte er mit einem Augenzwinkern und mit Blick auf die knappe Personalsituation im Verein. Dort schlugen – zumindest via Social Media – bereits Minuten nach Bekanntwerden die ersten Ticketnachfragen auf. Und das wird sicher in den kommenden Tagen und Wochen noch umfangreicher werden. Dennoch kam die Situation sicher auch für den DFB-Präsidenten sowie Losfee und Moderator unerwartet. Die Bayern sind doch sonst immer das Herzenslos aller Amateurvereine, wie man hört.

Ein erster Blick auf Social Media zeigte auch schnell, dass die Bayern nicht unbedingt das Wunschlos sind – zumindest bei jenen, die den SCP schon länger begleiten und die nicht nur Gelegenheitszuschauer sind.

Marcel Weskamp, Pressesprecher des SCP, während der Pokalauslosung. (Screenshot ZDF)

Als die Preußen 2014 auf die Bayern trafen, war das Auslöser einer finanziellen Krise, die lange nicht aufgearbeitet wurde, aber Mitglieder werden sich an eine JHV erinnern, in der dem staunenden Publikum mitgeteilt wurde, dass es dem SCP gelungen war, ein dickes Minus mit dem Pokalspiel einzufahren …

Man kann die verhaltene Stimmung unbescheiden nennen, vielleicht undankbar. Das Spiel ist für oberflächlich interessierte Sportfans im Münsterland sicher ein Highlight. Für viele Fans des SCP aber eher ein Ärgernis, das eine Menge Tamtam verursacht, am Ende aber nichts einbringt und schlimmstenfalls den Fokus von der wirklich wichtigen Arbeit in der 3. Liga ablenkt. Aber das ist der DFB-Pokal und alle wollten dorthin, also… es ist, wie es ist.

Dessenungeachtet stellte Sportchef Peter Niemeyer nach der Auslosung fest: „Wir freuen uns, den FC Bayern in unserer tollen Stadt begrüßen zu dürfen!“ Man wolle sich als guter Gastgeber präsentieren und freue sich auf ein Fußballfest an der Hammer Straße.