0:0 in Münster: SV Rödinghausen nervt Preußen und punktet erstmals

Drumherumreden muss man nicht: Der SC Preußen Münster musste gegen den SV Rödinghausen eigentlich gewinnen und Rödinghausen verdiente sich den Punkt durch das, was ein Kellerkind beim Spitzenreiter tun muss: Rumhacken, treten, kratzen und mit Mann und Maus das Tor verteidigen. Dass der SCP keinen echten Weg drumherum fand, war wohl auch dem knappen Kader geschuldet.

Nun hat es den SCP erwischt. Am 5. Spieltag verlor der SCP erstmals Punkte – als Tabellenführer gegen den Vorletzten. Das sieht nicht gut aus und über weite Strecken, das muss man sagen, war es auch kein „schönes“ Spiel. Es war ein unterhaltsames Spiel, ein Kampf, manchmal Krampf, auch verstärkt durch Schiedsrichter Thibaut Scheer, der auf beiden Seiten seltsame Entscheidungen traf und ein bisschen zu viel laufen ließ.

Rödinghausen trat aggressiv auf, was blieb den Gästen auch anders übrig? Direkt nach zwei Minuten trat Mirko Schuster gegen Joshua Holtby böse zu, der Preuße musste erst lange behandelt werden, versuchte es dann ein paar Minuten, ehe er mit den Händen vor dem Gesicht aufgab und raus musste. Für ihn kam Jan Dahlke ins Spiel, Gerrit Wegkamp rückte aus der Spitze zurück ins Mittelfeld. Eine Maßnahme, die am Ende der 90 Minuten sicher keine grandiose Lösung war, denn bei allem Respekt: Da fehlte im Mittelfeld nach dem Ausfall von Jules Schwadorf und Joshua Holtby doch spürbar die Regie.

Überhaupt war es nicht der Tag der Preußen. Ja, da gab es schon Phasen im Spiel, in denen der SCP plötzlich aufblitzen ließ, was er kann. Und insgesamt war natürlich der SCP das erwachsenere, das bessere Team. Aber die Preußen taten sich einfach auch wahnsinnig schwer gegen den kantigen SVR, der Münster gerade in der Anfangsphase energisch anlief und so ziemlich erfolgreich das Kombinationsspiel der Preußen verhinderte. Später, in der zweiten Halbzeit, wurde das aus Preußensicht besser, aber da erspielte sich der SCP eben nur noch wenige klare Chancen.

Auch, weil am Samstag viele, viele Bälle im Nirgendwo landeten. Bei so vielen Ausfällen und Umstellungen fehlten plötzlich Automatismen. Und so war auffällig, dass der Ball oft beim Gegner landete und nicht beim eigenen Mann. Julian Schauerte, sonst Dauerläufer auf der Seite, war am Samstag überhaupt nicht so präsent wie sonst. Henok Teklab, grandioser Dribber, setzte sich ein ums andere Mal überragend durch – aber dann brachte er in den meisten Fällen den Ball nicht zum Mitspieler. Doch ungeachtet dessen war Teklab erneut einer der auffälligsten Spieler im Team. Mit seinen Dribblings schafft er es immer wieder, den Gegner zu versetzen und sich in beste Position zu bringen – wenn er dann noch den Ball zum Mann brächte…

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In der Mannschaft steckt unglaublich viel Potenzial, aber Rödinghausen und das Verletzungspech machten an diesem Tag nicht mehr möglich. Und das ist eben das Problem: Deters, Schwadorf, Holtby, Langlitz, Bindemann – das kann der SCP nicht auffangen. Dafür ist der Kader einfach zu klein. Zu klein für die Ansprüche eines Spitzenteams. Zumal Luke Hemmerich und Marvin Thiel aus unterschiedlichen Gründen noch nicht für die volle Belastung bereitstehen. Das macht derzeit faktisch sieben Ausfälle oder Einschränkungen im Mini-Kader. Bei den Ansprüchen, die der SCP hat, ist das zu wenig. Am Samstag hatte der SCP fünf Feldspieler auf der Ersatzbank – Rödinghausen acht. Das sagt schon einiges.

Dennoch: Etwa 15 Minuten brauchte der SCP, um halbwegs Klarheit im eigenen Spiel zu haben. Dann kamen auch ein paar Szenen dazu. Bis dahin gab es zumindest eine Schrecksekunde, als Dennis Daube in der Rückwärtsbewegung stolperte, dann nur noch hinterherrennen konnte – aber rechtzeitig vor der eigenen Torlinie war, um den Ball dort zu klären. Es war eine der ganz, ganz wenigen haarigen Szenen auf Preußenseite.

Münster bleibt nach dem 0:0 Tabellenführer. Verfolger ist jetzt RW Oberhausen, das 3:2 gegen Mönchengladbach II gewann. RW Essens Spiel bei Düsseldorf II ist auf den 26. Oktober verlegt worden.

Dagegen meldete sich nun der SCP an: Jannik Borgmanns Kopfball war noch eher harmlos (26.), Farrona Pulidos Pfostenknaller nach 29 Minuten schon deutlich wilder. Es war die beste Chance der ersten Halbzeit, vielleicht des ganzen Spiels.

Und nur eine Minute nach der Großchance stand der Neuzugang aus Rostock direkt wieder im Mittelpunkt, als er einen scharfen Ball in die Mitte brachte, wo aber kein Preuße reingrätschen konnte. Schade drum.

Mit dem 0:0 ging es auch in die Pause.

Nach dem Wechsel wollte es der SCP erzwingen. Rödinghausen behielt aber seine Linie, auch wenn sich mit zunehmender Spieldauer die Krämpfe häuften. Schade, dass Farrona Pulido nach 49 Minuten einen knappen Schritt zu spät kam im Strafraum – das hätte eine richtig dicke Chance werden können. Und erneut stand der Neuzugang bereit: Nach 55 Minuten legte er im Strafraum klug auf Gerrit Wegkamp ab, doch der drückte den Ball nicht ins Tor, sondern daneben.

Nach 60 Minuten versuchte es Jan Dahlke per Direktabnahme – aber leider völlig verzogen und quer zum Gästetor. Rödinghausen warf sich in alles rein, Münster suchte die Lücke. Aber es roch schon immer mehr nach einem Unentschieden.

Die besten Chancen bekam am Ende noch der SCP. Als Rödinghausen neben der Härte auch noch mit Zeitspiel nervte, scheiterte erst der eingwechselte Luke Hemmerich mit einem bärenstarken Abschluss, der das Tor nur um Zentimeter verfehlte (85.). Und dann scheiterte er nach 92 Minuten erneut per Kopfball. Fast hätte der Neuzugang wieder getroffen.

Aber: Es sollte nicht sein. Dass Marvin Thiel nach 89 Minuten für den Rot-gefährdeten Simon Scherder ins Spiel kam, ist noch eine Randnotiz. Viel ausrichten konnte er da nicht mehr. Und dann war Feierabend.