Preußen Münster erzwingt das späte 1:1 beim Wuppertaler SV

Preußen Münster erzwingt das späte 1:1 beim Wuppertaler SV

23. September 2020 0 Von Carsten Schulte

Der SC Preußen hat beim Wuppertaler SV in vorletzter Minute eine Niederlage verhindert. Per Kopf sicherte Nicolai Remberg das späte 1:1 – und hätte fast das 2:1-Siegtor nachgelegt. Im alten West-Duell leistete sich der SCP allerdings eine erhebliche Schwächephase.

Preußentrainer Sascha Hildmann hatte seine Elf nach drei Spielen ohne Änderungen etwas umgebaut. Erzwungen wurde das durch den Platzverweis gegen Niklas Heidemann im Homberg-Spiel. Für Heidemann rückte Julian Schauerte auf die linke Seite. So war die Rolle des Kapitäns auch durchaus definiert worden – als flexibel einsetzbarer Spieler in der Abwehr.

Für Ousman Touray rückte der wiedergenesene Jules Schwadorf wieder ins Team.

Und der SCP legte richtig gut los. Mit schnellen Pässen, guten Zweikämpfen und viel Mut und Selbstvertrauen setzten die Gäste erste Akzente. Joshua Holtby scheiterte schon nach fünf Minuten mit einem Kopfball, das war knapp. Große Chancen gab es auf keiner Seite, aber der SCP war einfach richtig gut drin und wirkte in seinen Aktionen sicherer – Wuppertal kam in der Anfangsphase gar nicht zu echten Abschlüssen.

Nach einer Viertelstunde hatte der WSV richtig Glück, dass Torben Uphoff eine ganz scharfe Hereingabe von links nicht ins eigene Tor abfälschte, sondern Zentimeter neben den Pfosten. Grodowski lauerte hinter Uphoff…

Das erste Lebenszeichen der Gastgeber besorgte Marco Königs nach 16 Minuten, als er sich auf der linken Seite gut Platz verschaffte und dann nicht minder gut abschloss. Knapp über das Preußen.

Das focht den SCP aber gar nicht an. Auf der Gegenseite war es wieder Schauerte, der Joel Grodowski einsetzte, aber der Abschluss des Stürmers aus der Drehung blieb dann doch etwas saftlos. Trotzdem: Der SCP war Herr im Hause.

Königs trifft

Aber schon ältere Preußenfans wussten: Kommt der westfälische SC Preußen zum Nordrhein-Klub Wuppertaler SV, gibt es in der Regel etwas auf die Mütze. Nun lässt sich die heutige Liga und die Lage nicht mit alten Oberliga-Zeiten vergleichen. Aber das Stadion am Zoo und der Wuppertaler SV haben den Adlern wieder einmal weh getan.

Und wie der Fußball nun einmal so ist: Alles begann mit einem Ex-Preußen. Marco Königs goss Zement in die Überzeugung vieler Preußenfans, dass jeder Spieler woanders plötzlich überzeugt oder gegen die Adler trifft. Nun, das sei einmal mit einem dicken Fragezeichen versehen, aber dass Königs mit seinem satten Schuss ins lange Eck für eine wilde Phase im Spiel sorgte, war klar.

Das war nach 21 Minuten. Einmal machte der SCP die Räume nicht zu und so bekam Königs viel Freiheiten, die er mit einem satten Schuss ins lange Eck zum 1:0 für den WSV veredelte.

Das Tor versetzte Münster einen entscheidenden Stoß. Was vorher spielerisch klappte und Struktur und Ordnung hatte, ging jetzt völlig schief. Münster wählte fast immer die falschen Mittel, niemand bekam mehr Ruhe rein. Es war die Phase, in der Wuppertal das deutlich bessere Team war und auch Chancen hatte, das zweite Tor nachzulegen. Gianluca Marzullo setzte den Ball über die Latte (25.), dann musste Schauerte gegen einen Kopfball von Marzullo retten, dann setzte der WSV nach – das war teilweise chaotisch.

Münsters Bewegungen Richtung Tor der Gastgeber blieben spärlich. Joel Grodowski kam nach 36 Minuten einen Schritt zu spät gegen Torwart Niklas Lübcke, dann versuchte es Jules Schwadorf mit einem allerdings harmlosen Schuss aus 25 Metern.

Mit einer letzten Chance für Marzullo beendete der WSV die erste Halbzeit und ärgerte sich wohl schon über die nur knappe Führung.

Ohne Wechsel kam der SCP aus der Kabine. Aber in der Pause hatte das Trainerteam ein paar klare Worte gefunden. Der SCP war jetzt wieder da und hellwach von Beginn.

Grodowski führte das Team mit zwei Chancen zurück auf die Spur – da war schon die Chance zum 1:1. Holtbys Abschluss nach 51 Minuten war dagegen harmlos.

Trotzdem: Die Preußen blieben am Ball. Nach einem Langlitz-Zuspiel landete der Ball bei Grodowski, der aus der Drehung heraus aber keinen Druck hinter den Ball bekam (54.).

Hildmann reagerte, brachte Ousman Touray für Przondziono. Und der führte sich direkt mit einem klasse Schuss ein, den Lübcke gerade noch zur Ecke abklatschte.

Eine von zwei guten Chancen für die Gastgeber vergab dann Beyhan Ametov nach 65 Minuten – Preußens Keeper Schulze Niehues hatte gut aufgepasst, war aus dem Kasten raus und verkürzte den Winkel gut. Das war auch wichtig in dieser Szene.

„Überzeugung! Überzeugung!“ rief dann Alexander Langlitz ins Spiel. Der Neuzugang hatte auch keine einfache Partie, aber am Ende musste der SCP einfach daran glauben, dass das Tor irgendwann noch fallen würde.

Nicolai Remberg kam ins Spiel für Jules Schwadorf, der viel unterwegs war. Remberg brauchte ein paar Minuten, um ins Spiel zu finden. An der nächsten Chance der Preußen war er noch nicht beteiligt – da scheiterte Langlitz mit einem Schuss knapp am Tor.

Wer weiß, wie das nach 82 Minuten ausgegangen wäre. Da musste Simon Scherder alles reagieren, um den durchlaufenden Marzullo zu stoppen. Das gelang, aber wie? Heimtrainer Alexander Voigt und alle 575 Zuschauer sahen ein Foul und eine Notbremse, Schiri Markus Wollenweber stand direkt dahinter und signalisierte sofort „Weiterspielen“.

Das Glück in dieser Szene verwandelte der SCP dann nach 88 Minuten zum Ausgleich. Diesmal war es Alexander Langlitz mit einer scharfen Hereingabe auf den Kopf von Remberg – und der setzte den Ball gegen die Laufrichtung des Torwarts zum 1:1 ins Tor.

Und dann gab es noch die eine Szene in der Nachspielzeit, die Münster zum Sieger hätte machen müssen. Simon Scherder brachte von rechts einen Ball perfekt in die Mitte, und erneut war Remberg zur Stelle, setzte den Ball am völlig leeren Tor vorbei. Alle rauften sich die Haare. Unverdient oder nicht, das Tor musste fallen.

Tat es aber nicht. Der SCP beendete ein ziemlich schwieriges Spiel mit einem 1:1 und bleibt ungeschlagen – zeigt aber auch die offenen Baustellen.