Nix außer Prestige: Preußen Münster im Pokal beim SC Verl

Nix außer Prestige: Preußen Münster im Pokal beim SC Verl

18. Mai 2021 0 Von Carsten Schulte

Es geht um nichts für den SC Preußen Münster, um alles für den SC Verl. Im Westfalenpokal-Halbfinale muss der Drittligist Verl um den Einzug den DFB-Pokal kämpfen, während die Preußen das Ticket schon sicher haben. Sind das Voraussetzungen für ein tolles Spiel?

In den vergangenen Jahrzehnten war das Duell Verl gegen Münster fast Dauerthema. Seit den Achtzigerjahren liefen sich beide Klubs ständig über den Weg. Dass der SC Verl mal höher gespielt hatte als der SCP? Das gab es selten. Zweimal, um genau zu sein. 2007 stieg Verl mit 75 Punkten aus der Oberliga Westfalen als Meister auf, Münster lief mit 54 Punkten nach einer desaströsen Rückrunde auf Platz 6 ein. Verl hielt sich nur ein Jahr in der (drittklassigen) Regionalliga Nord, qualifizierte sich aber nicht für die neue 3. Liga. Aber eben dort spielt der Sportclub seit Sommer 2020, nachdem ihn der westfälische Verband in der abgebrochenen Saison als Aufsteiger gemeldet hatte.

Also: Zum zweiten Mal hat Verl gegenüber den Preußen die Nase vorn und für das Westfalenpokal-Halbfinale bringt das eine besondere Konstellation mit sich. Der SCP darf als bester westfälischer Regionalligist im DFB-Pokal auflaufen (erstmals seit sechs Jahren), Verl kämpft noch um das Ticket. Der Tabellen-7. der 3. Liga hat keine Chancen mehr, sich über Platz 4 in der dritten Liga für die Hauptrunde zu qualifizieren. Für Verl ist das Duell gegen den alten Rivalen aus Münster ein Alles-oder-nichts-Spiel.

Oder wie es Preußen-Trainer Sascha Hildmann formuliert: „Wer außergewöhnliche Dinge erreichen will, muss außergewöhnliche Leistungen bringen.“ Und die werden wohl dringend notwendig sein im Duell an der Verler Poststraße.

Wenn Fans zugelassen wären, würden die Preußen wohl große Augen machen. Denn das kleine Stadion an der Poststraße hat sich mächtig herausgeputzt: Voll überdacht, geschlossene Tribünen, nur noch wenig erinnert an den alten Charme der Oberliga. Dass nicht einmal das umgebaute Stadion drittligatauglich ist? Egal. Verl würde in der 3. Liga nach Paderborn ausweichen, im kommenden Jahr eher nach Lotte. Aber sicher ist, dass der Sportclub, trainiert vom früheren Preußen-„Capitano“ Guerrino Gapretti, auch in der kommenden Saison sicher in der 3. Liga spielen wird. Das Team spielt (wie auch Türkgücü und Saarbrücken) eine bockstarke Saison für eine Aufsteiger. Hildmann glaubt, dass Verl „noch einmal besser als BVB II und RW Essen“ ist. „Das ist halt eine Spielklasse höher, das merkt man auch.“ Der SCP kennt das …

„Für uns ist das ganz klar ein Spiel, in dem wir befreit aufspielen können, in dem wir uns zeigen können“, so Hildmann. „Wir wollen da mit viel Mut antreten, wolle das für uns und unsere Fans gewinnen.“ Der Wunsch ist, den Wettbewerb auch zu gewinnen. „Das ist also ein kleines Highlight für uns.“

Dennoch weiß auch der Trainer, dass die Aufgabe sportlich anspruchsvoll sein wird. Eine „Mammutaufgabe“, wie Hildmann es formuliert. „Da haben wir ein dickes Brett zu bohren. Verl ist natürlich ein absoluter Favorit.“ Und das dürfte auch nicht nur höfliches Gerede sein: Verls Team bringt hohe Qualität mit und hat in der laufenden Saison wahrlich ganz andere Teams überrascht als der SCP.

Dennoch wird der SCP in Verl nicht etwa sein Spiel verändern. „Das wäre fatal. Wir spielen so, wie bisher auch.“ Man wolle offensiv auftreten, sich nicht defensiv verkeilen, so Hildmann.

Personall muss der SCP dabei wieder (bzw. weiter) umbauen. Nach wie vor fehlt Max Schulze Niehues, hinter Alexander Langlitz steht ein dickes Fragezeichen, Jules Schwadorf fehlt eh, dafür ist Dennis Daube wieder dabei und soll auch spielen. Wie immer lässt sich Hildmann nicht weiter in die Karten schauen.

Immerhin sei das Spiel in Wegberg-Beeck aufgearbeitet. Nicht viel lief zusammen, der Tag war insgesamt gebraucht. „Die Niederlage hatte viele Ursachen. Wir waren gedanklich nicht bei der Sache, waren unpräzise im Spielaufbau, haben in den entscheidenden Momenten sehr kompliziert gespielt, teilweise einfallslos“, so Hildmann nüchtern. „Trotzdem hatten wir Chancen.“ Und diese Chancen werde der SCP, da ist sich Hildmann sicher, auch in Verl bekommen.

Live dabei
Das Halbfinale im Westfalenpokal wird am Mittwoch um 18 Uhr angepfiffen. Der Westfälische Fußball- und Leichtathletik-Verband (FLVW) wird beide Spiele via Facebook-Livestream übertragen, wobei das Duell in Verl von Hansi Küpper kommentiert wird.