(Nicht) Alle zusammen für Preußen Münster

(Nicht) Alle zusammen für Preußen Münster

13. Februar 2022 5 Von Carsten Schulte

Die gute Nachricht: Der SC Preußen Münster behält in der Regionalliga den Anschluss an Tabellenführer RW Essen und bleibt weiter im Rennen – auch wenn Fortuna Köln rechnerisch dank zweier Nachholspiele sogar noch vorbeirutschen könnte. Die schlechte Nachricht: Die Partie gegen Ahlen war auf den Rängen eher ein Totentanz, die Atmosphäre hatte mit einem Münsterland-Duell wenig zu tun. Mit einem „Derby“ schon gar nicht.

Passte sich das Publikum – immerhin waren rund 5.200 Fans gekommen – nun dem lange mauen Spiel an? Oder war die Lethargie auf den Rängen anders zu erklären?

Vor dem Spiel hatte der Kinder- und Jugendhilfe „freiStil“ draußen Fanschals verteilt, auf der Tribüne waren daher ungewohnt viele schwarz-weiß-grüne Schals auszumachen. Dazu blauer Himmel, erst das zweite Heimspiel des Jahres, die Zutaten stimmten eigentlich.

Kostenlose Preußen-Schals gab es vor dem Spiel.
25. Spieltag Saison 2021/2022: SC Preußen Münster – RW Ahlen 2:0. Nur im Gästeblock gab es so etwas wie Stimmung.

Aber dann das: Stille. Im Stadion machten nur die Ahlener Fans Rabatz. Die Gäste gab akustisch den Ton an. Sowohl in der Gästekurve wie auch in dem Tribünen-Block, wo es ständig Theater gab – mit Beschwerden über den Schiri, über den SCP, über alles eben.

Auf Preußen-Seite? Nix. Auf der Gegengerade blieb es eher still. In der alten Fiffi-Gerritzen-Kurve war die Ultra-Szene zwar breit vertreten, blieb aber stumm. Man konnte das schon vor Spielbeginn ahnen, weil keine Banner, keine (Zaun-)Fahnen im Block zu sehen waren. War das noch immer der Protest gegen die behördlichen Auflagen? Die Ahlener Fans schien es nicht zu stören – von einer Maskenpflicht war im Gästeblock auch nichts zu sehen. Um ehrlich zu sein: Auch im Heimbereich war die Maske am Samstag offensichtlich eher als grobe Empfehlung betrachtet worden – trotz mehrfacher Durchsagen des Stadionsprechers Martin Kehrenberg. Bei vielen hing der Schutz unter der Nase (was dann das Tragen solcher Masken im Grunde ohnehin überflüssig macht), viele andere trugen erst gar keine. Es sieht so aus, als würde die Geduld der Menschen langsam auch in Münster etwas Risse bekommen.

Mit der Stimmung hatte das weniger zu tun. Es blieb still, still, still. Als in der zweiten Halbzeit der eine oder andere Ball noch immer nicht ins Tor fand, gab es erstmals eine hörbare Reaktion von den Rängen. „Kämpfen, Preußen, kämpfen“ klang es kurz, ohne rechte Kraft und Überzeugung (am Kampfwillen lag es ja ohnehin nicht).

Das alles trug Züge eines Freundschaftsspiels. Als der nach einer Stunde der SCP mal zu zwei, drei Schussszenen binnen weniger Sekunde kam, da wachte das Publikum endlich einmal kurz auf – was Alexander Langlitz dazu brachte, die Fans mit rudernden Armbewegungen zu noch mehr Theater aufzufordern. Allein: Es wurde nichts daraus. Bald war wieder Ruhe im Karton.

Richtig seltsam wurde es nach Abpfiff. Da holte sich das Team den Applaus ab – und musste sich dann vor die Ostkurve stellen – wo das übliche „Alle zusammen für Preußen Münster“ angestimmt wurde. Ach wirklich? Da wurde dann gesungen, vorher aber 90 Minuten geschwiegen? Worin exakt liegt das „alle zusammen“, wenn man die Mannschaft alleine machen lässt, um am Ende eine Zeremonie zu feiern, die an diesem Samstag hohl klang? Müsste nicht eigentlich gelten: Proteste gegen Dinge außerhalb des Stadions müssen während des Spiels ruhen, damit die im Mittelpunkt stehen, die es auf dem Platz richten sollen? Wäre das dann nicht ein echteres „Alle zusammen“?

Vielleicht war es Frühjahrsmüdigkeit? Schön war es jedenfalls nicht. Wie das Spiel.