Das zweite Gesicht: Preußen Münster unterliegt in Würzburg mit 2:3

Das zweite Gesicht: Preußen Münster unterliegt in Würzburg mit 2:3

17. August 2019 0 Von Carsten Schulte

Auswärts trägt der SC Preußen Münster weiterhin sein zweites Gesicht. Und auch wenn das 2:3 bei den Würzburger Kickers am Ende knapp klingt – so war es nicht. Die Niederlage fiel aus Sicht der Preußen harmlos aus, es hätte schlimmer kommen können.

Preußen-Trainer Sven Hübscher hatte eine auffällige Änderung im Vergleich zur Elf aus dem Kaiserslautern-Spiel vorgenommen. Für Niklas Heidemann rückte Ugur Tezel in einem seiner seltenen Einsätze für den SCP in die Kette. Neun Minuten hatte er in der Saison 2018/2019 für den SCP in der 3. Liga gespielt, am Samstag in Würzburg kamen satte 90 Minuten obendrauf. Es blieb die einzige Änderung.

Das Spiel im Forum

Vor 4.355 Zuschauern am „Dalle“ begann die Partie etwas stolprig. Erst musste der Anpfiff tatsächlich wiederholt werden, weil Würzbjurgs Pfeiffer etwas zu früh in die Preußen-Hälfte gestartet war (sowas sieht man auch nicht alle Tage…), dann produzierte Simon Scherder einen bösen Fehlpass, der aber nach wenigen Sekunden Spielzeit nur zu einem Abstoß für den SCP führte. Den ersten sportlichen Akzent setzte der SCP durch Seref Özcan, dessen Schuss aus 20 Metern dann doch Beute des Würzburger Torwarts wurde.

Und auch die erste echte Chance des Spiels gehörte dem SCP. Dadashovs Ablage per Hacke lenkte Würzburgs Kwadwo freundlicherweise direkt in den Lauf von Schnellbacher, der den Ball aber knapp am Pfosten vorbeischob. Das war eigentlich ein ordentlicher Auftakt für die Adler.

Aber wie das so ist: Es führte doch wieder der Gegner. Den Schuss von Gnaase wehrte Schulze Niehues noch ab, den Abpraller drückte Luca Pfeiffer aber locker über die Linie (13.). Da half auch die kurze Reklamation wegen eines vermeintlichen Abseits nichts – war nämlich alles einwandfrei.

Führung bringt wilde Minuten

Die Führung weckte Würzburg ernsthaft auf. Plötzlich lief alles viel einfacher, was noch in den Partien zuvor zäh war. Und Würzburg bekam Chancen… Weil Ugur Tezel zuvor weit bis zum Strafraum der Gastgeber aufgerückt war, kam er dann nicht mehr hinterher, um eine starke Hereingabe von rechts zu unterbinden: Luke Hemmerich brachte den Ball aber nicht im Tor unter. Das war eine ganz heikle Szene, Glück für die Preußen.

Aber Würzburg legte nach: Fabio Kaufmann, bester Spieler auf dem Platz, ließ Fridolin Wagner stehen, seine scharfe Hereingabe verfehlte Pfeiffer nur knapp. Auch das hätte gefährlich werden können.

Münster musste mal richtig durchschnaufen, um diese heiße Phase der Gastgeber zu überstehen. Eine Halbchance bekam Rufat Dadashov nach 22 Minuten, konnte aber per Kopf nicht mehr genug Druck hinter den Ball bringen. Also keine Gefahr.

Viele kleine und größere Dinge klappten beim SCP nicht so richtig. Und manchmal brachte sich der SCP selbst in Schwierigkeiten. Weil Scherder einen Fehlpass spielte, musste Wagner am Ende zum Foul greifen. Gelbe Karte inklusive – ärgerlich. Und noch bitterer wurde es für den SCP, weil sich Ole Kittner im Zweikampf eine Sprunggelenksverletzung zuzog und rausmusste. Okan Erdogan kam für ihn – und Kittner fällt wohl gegen Uerdingen aus.

… aber

Immerhin: Die Preußen arbeiteten sich wieder rein in die Partie. Und belohnten sich nach 38 Minuten mit dem 1:1. Mit Tempo war Özcan einem Ball nachgelaufen und erwischte ihn kurz vor der Toraus-Linie. Seine Hereingabe legte Schnellbacher per Kopf an – und aus dem Hinterhalt stürzte Julian Schauerte wieder einmal heran und traf satt per Kopfball zum Ausgleich.

5. Spieltag: Würzburger Kickers – Preußen Münster 3:2. Julian Schauerte nach dem zwischenzeitlichen 1:1. Foto: SCP

Alles wieder offen also. Münster bekam wieder Zugriff auf die Partie – aber blieb deutlich gefährlicher als die Preußen. Auf Kosten eines Eckballs passte Scherder gut auf gegen Kaufmann. Die Ecke klärte der SCP zunächst, aber der zweite Ball ging an die Kickers – und Pfeiffer zwang Schulze Niehues zu einem Reflex. Das war knapp!

Es folgt eine Szene, die ein bisschen an den letzten Elfmeter erinnerte. Auch hier kam der Gegenspieler (Kaufmann) von hinten und der Preuße (Tezel) traf ihn am Bein. Direkt auf der Strafraumgrenze, bitter. Den Elfer verwandelte Albion Vrenezi unter Mithilfe des Innenpfostens zum 2:1 für Würzburg. Und das in der Sekunde vor der Pause.

Wechsel

Die Preußen starteten unverändert in die zweite Hälfte. Auch Ugur Tezel, der nicht seinen besten Tag erwischt hatte, blieb dabei. Auch eine Art „Schutz“, wie Trainer Hübscher später im Magentasport-Interview formulierte. Und Schutz hatte der Ex-Berliner irgendwie nötig. Denn schon kurz nach Wiederanpfiff kam er nicht gegen Kaufmann hinterher und hatte Glück, dass Kaufmanns Schuss am langen Pfosten vorbeizog.

Leider bitterer wurde es nach 52 Minuten. Mit einem langen Diagonalball setzte Würzburg wieder Kaufmann in Szene, gegen den Tezel nicht hinterherkam. Kaufmann behielt frei vor Schulze Niehues die Ruhe und schob flach zum 3:1 ein. Das war de facto die Entscheidung, denn die Adler waren offensiv nicht mehr anwesend.

Die Preußen reagierten nach einer Stunde, brachten Maurice Litka für Heinz Mörschel. Aber es änderte sich wenig im Spiel. Vieles sah gefällig aus, sah nach Fußball aus. Aber (gerade auswärts) fällt es dem SCP spürbar schwer, in die gefährlichen Räume zu kommen. Bis zum Strafraum ist das gut anzusehen, aber dann fehlen schlicht und ergreifend Abschlüsse. Es ist kein Zufall, dass zwei der wenigen Offensivszenen der Preußen in der zweiten Halbzeit aus Distanzschüssen bestanden (Özcan nach 65 Minuten, Litka nach 71 Minuten).

Luca Schnellbacher hätte es nach 74 Minuten noch spannend machen können. Aber ein klasse Zuspiel verarbeitete er nicht gut genug – und ließ sich frei vor Torwart Verstappen den Ball noch abnehmen. Etwas gedankenschneller und entschlossener hätte hier mehr gebracht…

Und nicht vergessen: Würzburg hatte in dieser Phase einige Male die Chance, schon auf 4:1 zu stellen. Die beste Szene verschenkte Kaufmann (wer sonst?) nach 60 Minuten. Kwadwo hatte noch eine Direktabnahme (74.), Sontheimers Distanzschuss nach 75 Minuten landete auch nicht im Tor.

Sven Hübscher brachte noch Allzweckwaffe Philipp Hoffmann für den erneut beweglichen Özcan. Und dann, leider zu spät, traf der SCP doch noch. Rodrigues Pires überspielte mit einem weiten Ball die Abwehr der Würzburger, Schnellbacher ahnte am schnellsten, was Sache war und ging dazwischen – und schob den Ball direkt am Torwart vorbei zum 2:3 ins Netz. Neue Hoffnung? Nein. Denn die Preußen stellten sich anschließend dumm an. Erst foulte Schauerte Kwadwo, dann verursachte Hoffmann einen überflüssigen Einwurf, dann ließ sich der SCP auf eine völlig überflüssige Rudelbildung mit Gelb für Litka obendrauf ein… all das kostete nur Zeit und Konzentration. So bekam der SCP nur noch eine einzige Szene. Ein Eckball nach 91 Minuten. Schulze Niehues ging mit raus, aber der Eckball war zu harmlos – und Würzburg verschenkte im Konter das 4:2.

Das war es. Der SCP bleibt über Nacht auf Rang 7, kann aber am Sonntag überholt werden. Ingolstadt, Duisburg und Börsenklub Unterhaching stehen an der Spitze.