106.950 Euro: DFB verhängt Rekordstrafe für Preußen Münster

106.950 Euro: DFB verhängt Rekordstrafe für Preußen Münster

16. November 2023 9 Von Carsten Schulte

Es ist, wie es der SC Preußen Münster befürchtet hatte: Das Sportgericht des DFB reichte dem SC Preußen Münster am Donnerstag eine Rekordstrafe herein. Für das Feuerwerk im Pokalspiel gegen den FC Bayern München werden exakt 106.950 Euro fällig.

Von der Summe kann der SCP 36.650 Euro für „sicherheitstechnische und gewaltpräventive Maßnahmen“ verwenden. Der SC Preußen hat der Strafe zugestimmt, damit ist sie bereits in Kraft getreten.

Zusammen mit der bereits vor einiger Zeit verhängten Strafe von 18.635 Euro aus dem West-Duell in Essen muss der SCP nun rund 125.600 Euro zahlen.

In der Mitteilung des Klubs betont der SC Preußen seine Verbindung zu den Fans, die den SCP zahlreich begleiten. Doch verbunden mit dem Dank an die einen ist eine klare Ansage an die anderen. „Insbesondere die Bilder vom Pokalabend gegen die Bayern gingen sprichwörtlich um die Welt, viele Menschen im Stadion, an den Fernsehgeräten oder in den sozialen Medien befürworteten das Feuerwerk sogar. Doch wir müssen allen Befürwortern auch sehr deutlich machen, welche negativen Auswirkungen diese kurzen Momente für den Verein und seine Perspektive haben“, schreibt der SCP.

Zwar seien die jetzt verhängten Strafen nicht der Grund für „zuletzt ins Stocken geratene Investitionen in Personal und Infrastruktur“, doch erschwerten sie den Weg erheblich, wie Geschäftsführer Albrecht Dörries (offiziel noch bis Ende des Jahres in dieser Funktion tätig) betonte.

Übrigens: Wer vermutet, diese hohe Summe sei eine Ausnahme, dürfte sich bei einer schnellen Recherche beim DFB widerlegt sehen. Seit Saisonbeginn verhängte der Verband sogar reichlich sechsstellige Strafen – einzigartig ist, dass Münster der einzige Drittligist im Konzert der Erst- und Zweitligisten ist …

VereinSummeLigaDatum
Eintracht Frankfurt414.100Bundesliga19.07.23
Hannover 96290.0002. Bundesliga03.08.23
VfB Stuttgart249.000Bundesliga03.07.23
VfB Stuttgart205.000Bundesliga21.07.23
Hamburger SV164.2802. Bundesliga05.07.23
FC St. Pauli117.2502. Bundesliga04.07.23
FC Bayern München115.600Bundesliga10.07.23
SC Preußen Münster106.9503. Liga16.11.23
VfL Bochum105.000Bundesliga24.07.23

In dieser Liste sind übrigens die vielen, vielen weiteren Strafen unterhalb der Schwelle von 100.000 Euro gar nicht enthalten. Böse traf es (auch wegen Feuerwerk) den Regionalligisten FSV Zwickau (72.000 Euro), weitere Strafen knapp unterhalb der Sechsstelligkeit kassierten auch Kaiserslautern, Schalke 04 oder Braunschweig.

In der 3. Liga hat der SCP allerdings unangefochten den Spitzenplatz eingenommen – und zwar mit bemerkenswertem Vorsprung vor Saarbrücken (knapp 40.000 Euro). Sogar Gegner mit deutlich mehr „Potential“ wie Dynamo Dresden kassierten in der laufenden Saison gerade einmal ein Sechstel dieser Strafe.

Beim SCP heißt es nun: „Für diese (bisherige, Anm.d.Red.) Unterstützung sind wir sehr dankbar, können aber auch vor diesem Hintergrund die Ereignisse in Essen und gegen die Bayern nicht tolerieren, weil sie unseren Sportclub vor allem finanziell sehr stark belasten“, so Sport- Geschäftsführer Peter Niemeyer.

Mit der eigenen Bewertung liegt der SCP natürlich richtig. Das schön anzusehende Spektakel wurde vielfältig gefilmt und geteilt, aber natürlich ist der erhebliche wirtschaftliche Schaden nicht wegzudiskutieren. Zur Einordnung müsste man hinzufügen, dass die Strafe zwar hoch ausfällt, aber sicher nicht überraschend kommt. Dass der SCP auf der deutliche größeren Bühne 3. Liga auch auf den Rängen immer mal wieder „sichtbar“ sein würde, dafür brauchte es keinen Hellseher. Vor allem bei Gegnern mit einer gewissen Präsenz im Stadion wird es auch zukünftig vorkommen, dass Rauch oder Feuerwerk abgebrannt wird. Man sollte meinen, dass Strafen zumindest in einem gewissen Maß im Rahmen der Etatplanung „mitgedacht“ werden. Das macht weder die Vergehen harmloser noch die Strafen besser – aber dass es in dieser ersten Saison nach der Drittliga-Rückkehr ganz ohne Strafen abgehen würde, war auch klar.

DFB-System kaputt

Was nun auch den DFB in den Fokus rückt. Dessen Strafen-System ist auf breiter Front gescheitert, anders lässt sich das nicht sagen. Der „Strafzumessungsleitfaden“ ist mittlerweile auf groteske Weise kleinkariert – dass der Verband jede einzelne Silvesterrakete penibel nachzählt, ist kaum noch zu verkraften. In diese Situation hat sich der Verband mit seinen kategorischen Weigerungen, sich jedweder Diskussion oder gar konstruktiven Ideen zu öffnen, selbst hineinmanövriert. Das anzumerken ist sicher keine „Opfer-Täter-Umkehr“. Natürlich erfolgt der Einsatz von Pyro in vollem Wissen um den eigenen Regelverstoß. Aber dass der DFB eben nullkommanull Lösungswege aufzeigt, sondern wie ein Buchhalter nur noch abkassiert, ist sicher nicht der richtige Weg. Und diese Tatsache dürfte eben in der Diskussion auch noch einmal Erwähnung finden.

Und nun? Ein Zeichen, selbst bei nicht ansatzweise passender Summe, wäre ein Kurventopf, eine Sammelbüchse, mit der zumindest ein Teil der Strafe aus den eigenen Reihen behoben werden könnte. Da wünscht man sich eine Initiative aus der Kurve. Beitragen dürften dann auch jene, die die bunten Bilder im Internet geteilt haben.