Noch keine Entscheidung, aber Preußen Münster denkt über Klage gegen DFB nach

Noch keine Entscheidung, aber Preußen Münster denkt über Klage gegen DFB nach

12. Juli 2020 1 Von Carsten Schulte

Der SC Preußen Münster werde Klage gegen den Deutschen Fußball-Bund einreichen und vor ein ordentliches Gericht ziehen – so berichtete es die „Bild“ am Sonntag. Final beschlossen ist das aber noch nicht, wie Präsident Christoph Strässer gegenüber unserer Redaktion klarstellt.

In der kommenden Woche läuft die Frist dafür ab, also denkt der Klub darüber nach, ob sich der Gang vor ein ordentliches Gericht lohnt. Präsident Christoph Strässer am Sonntag gegenüber unserer Redaktion: Es könne ja ganz sinnvoll sein, die Sache einmal klären zu lassen, selbst wenn es sieben Jahre bis zu einer endgültigen Entscheidung dauere …

Der SC Preußen Münster war von Beginn an gegen die Fortsetzung der 3. Liga. Stets gehörte der Klub zu denen, die verschiedene Argumente gegen ein „Weiterspielen“ anführten – und war damit wahrlich nicht allein. Dass sich am Ende kein anderer Klub traute oder die Mühe machte, so konsequent die eigene Haltung zu dokumentieren, ist wohl normal. Blöd für den SCP, der die Häme und den Spott nun ganz exklusiv hat. Aber besser mal die Nase in den Wind halten als sich immer wegzuducken.

Trotzdem: Am Ende setzte sich der DFB mit seiner Forderung bei einer knappen Mehrheit der Drittligisten durch, also wurde die Saison sportlich binnen fünf Wochen beendet.

Das ging nicht ganz ohne „Unwuchten“. Jena durfte nicht im eigenen Stadion spielen, überall gab es völlig unterschiedliche Trainingsstände. Und wer behauptet, der Drei-Tages-Rhythmus von Spielen und Regeneration habe irgendein normales Training ermöglicht, der glaubt auch an den Weihnachtsmann. Augen zu und durch, hieß das Motto.

Welchen Einfluss das auf die Teams hatte, lässt sich nicht oder nur sehr schwer empirisch belegen. Eintracht Braunschweig gelang mit einem großen Kader ein augenfälliger Sprung nach dem „Neustart“, andere Klubs ließen nach. War das Corona? Oder war es einfach der ganz normale sportliche Verlauf einer Saison?

Gegen alles, was juristisch ging, legte der SCP Einspruch ein. Gegen die Fortsetzung der Liga, gegen die Terminierung der Spieltage, gegen jede Niederlage. Nein, nicht gegen Punktgewinne oder gar Siege – weil das juristisch nicht möglich ist, was viele Beobachter selbst nach der fünften Erklärung nicht begriffen haben.

Konsequent belegte der SCP seine Haltung und ebenso konsequent verweigerte sich der DFB mit seiner Sportgerichtsbarkeit jeder inhaltlichen Auseinandersetzung. Jeder Einspruch des SCP wurde vom DFB bräsig und knapp als „unbegründet“ zurückgewiesen. In Frankfurt stehen die Adler jetzt wohl auf der schwarzen Liste der Störer und Querulanten. The show must go on.

Die Frist, um ein ordentliches Gericht anzurufen, läuft in der kommenden Woche ab. Und genau deswegen will der SCP in der kommenden Woche auch beraten, ob denn nun wirklich gehandelt wird. Von Beginn an hatte Präsident Christoph Strässer auf diese Option verwiesen, jetzt werde er auch dafür plädieren, den Weg vor ein ordentliches Gericht zu gehen. Es sei der einzige Weg, eine Klärung außerhalb des DFB-Kosmos herbeizuführen, so die Auffassung des Präsidenten. Das Vorgehen bestätigte er am Sonntagabend auch noch einmal gegenüber unserer Redaktion. Dass vom DFB kaum ein Zugeständnis kommen werde, habe von Beginn an niemand im Klub geglaubt, so Strässer. Also: Ob der SCP wirklich klagt, wird noch entschieden, steht aber keineswegs fest.

Dass ein solches Vorgehen, so es denn wirklich beschlossen wird, Zeit und auch Geld kostet, liegt auf der Hand. Ob der SC Preußen gut beraten wäre, hier einen Aufwand zu investieren, müssten die Gremien noch diskutieren. Es gibt derzeit dringliche sportliche Fragen, die eigentlich eine größere Priorität besitzen müssten. Das ist der schmale Grat, den der SCP jetzt beschreiten muss. Falls er sich dafür entscheidet, wäre es aber die konsequente Fortsetzung all dessen, wofür sich der Klub in den vergangenen Wochen ja schon Mühen gemacht hatte.

Kurzkommentar:
Sicher, Spott und Häme hätte der SC Preußen Münster sicher. Böse Kommentare, schlechter Verlierer, alles klar. Auf den ersten Blick sieht es immer doof aus, wenn ein sportlicher Absteiger hinterher vor Gericht zieht. Dabei müssten Fußballfans, für die der Deutsche Fußball-Verband (DFB) aus gutem Grund ein Dorn im Auge ist, dem SCP den Weg mit Blumen betten. Als einziger Klub der 3. Liga hat der SCP seine von Beginn an geäußerte Kritik auch durch sein Handeln belegt. Hat mitgespielt, ist abgestiegen, denkt gar nicht über irgendeinen Klassenerhalt nach. Jetzt geht es ums Prinzip. Die anderen Klubs, die gegen eine Fortsetzung waren, haben gekuscht und stillgehalten. Was der SC Preußen jetzt (vielleicht) tut, kann aber allen helfen. Es geht für künftige Spielzeiten und andere Situatione, um grundsätzliche Fragen. Wie sehr darf ein Verband sein Monopol ausnutzen, um seine eigenen Interessen durchzusetzen? Auf welche Art hätte der Verband auf Kritik reagieren müssen? Welches Mitspracherecht müssten Klubs künftig haben? Das sind doch alles berechtigte Fragen! Wer jetzt den SC Preußen dafür eine Heulsuse und unwürdigen Absteiger schimpft, muss künftig einfach mal die Klappe halten, wenn der nächste Stress mit dem Verband kommt. Und er wird kommen. Dann sollten alle ganz still sein und schweigen, die jetzt den SC Preußen kritisch beäugen, weil er zulässige rechtliche Mittel tatsächlich einsetzt.