„Danke, Fridolin!“

„Danke, Fridolin!“

14. Dezember 2019 2 Von Carsten Schulte

In Deutschland lag der Hochsommer, als der SC Preußen letztmals ohne Gegentor aus einem Ligaspiel ging. Das war am 27. Juli, beim 2:0 gegen Carl Zeiss Jena. Seitdem klingelte es in jeder einzelnen Partie der Adler im eigenen Tor. Zuletzt wirkte es, als passiere das sogar immer häufiger.

In den sechs Partien vor Magdeburg fielen in fünf (!) davon mindestens drei Gegentore. Ein Wahnsinn eigentlich. Allein zehn Gegentore kassierten die Preußen in den jüngsten drei Spielen. Das schraubte die Marke auf 39 Gegentore, was auch am Samstagabend noch immer negative „Bestmarke“ der Liga war – gemeinsam mit Schlusslicht Jena.

Irgendwie passte es dann aber doch, dass nach Monaten voller Rückschläge auch wieder ein 2:0, wieder daheim, diese Serie brach. Was für eine Erleichterung!

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„Ein geiles Gefühl, ich freue mich riesig“, freute sich Torwart Max Schulze Niehues nach der Partie. Das Preußen-Urgestein im Tor jubelte nicht nur über den Dreier, sondern auch über das „zu Null“, wie er zugab. „Ich fühle mich wirklich leichter“, so Schulze Niehues grinsend, als 100ProzentMeinSCP ihn nach dem Gewicht der Last fragte, das nun abgefallen sein müsste.

„Das alles war wirklich verdient. Wir haben endlich auf den Platz bekommen, was wir uns vorgenommen haben.“

Dass beim SCP niemand überschnappte, lag auf der Hand. Alle ordneten das Ergebnis und das Spiel vernünftig ein – dass noch nicht alles klappte, wussten eben auch alle. Aber für den Torwart lag der entscheidende Unterschied in den Zweikämpfen. „Wir waren zu 100 Prozent da, der Kampf war die Basis.“ Darüber hatten sowohl Sven Hübscher wie auch Nachfolger Arne Barez immer wieder gesprochen. Aber reden ist das eine, es hinbekommen das andere. Immer und immer wieder hatten sie alle darüber gesprochen, wie unerklärlich diese Negativserie sei – und dass man doch nur endlich mal wieder gewinnen müsse. Jetzt sollte sich gegen 1860 München zeigen, ob der Kopf freier ist.

Klar ist: Das Wochenende dürfen alle Preußen nutzen, um abzuschalten. Trainingsfrei am Samstag und Sonntag war der Lohn des Einsatzes.

„Das Gefühl müssen wir jetzt mitnehmen. Wir haben noch ein Spiel, da müssen wir die gleiche Leistung zeigen“, so Schulze Niehues. Das wäre tatsächlich jovel.

Auch Kapitän Julian Schauerte, am Tag vor dem Spiel im Spieltagsinterview noch vorsichtig mit einem Tipp, wirkte spürbar erleichtert. „Die Rote Karte hat uns natürlich in die Karten gespielt“, so der Ex-Düsseldorfer. „Aber es war ein kleiner Schritt, jetzt müssen wir nachlegen, sonst bringt das alles nichts.“

Nun: Die gute Nachricht am Samstag war, dass der Rückstand von 8 auf 5 Punkte sank. Weil Viktoria Köln den Uerdingern spät unterlag, war das gut. Zugleich rückte auch Platz 15 auf sechs Punkte heran, weil Bayern II ebenfalls verlor. Auch Zwickau gab die Punkte ab (0:1 gegen die auswärts weiterhin ungeschlagenen Mannheimer). Da war der Sieg von Würzburg nur noch ein Schönheitsfehler.

Sofern der SCP auch die Hürde München nehmen könnte, würde der SCP die Winterpause vielleicht weniger panisch angehen. Wobei auf der Hand liegt, dass die Lage des SC Preußen unverändert kritisch ist. Auch im Spiel gegen Magdeburg wackelte es zwischendrin schon mal – beispielsweise als Simon Scherder völlig ohne Not einen Ball aus dem eigenen Strafraum direkt den Magdeburgern vor die Füße spielte…

„Das war mal wieder ein Ding…“

Scherder machte da keine Umschweife. „Das war mal wieder ein Ding… das darf nicht passieren. Aber Frido rettet mich mit der Grätsche. Danke, Fridolin!“

Haarscharf rettete Wagner, um das zu betonen. Denn Wagners Einsatz fand im Strafraum statt und es gab auch Stimmen für einen Foulelfmeter. Bei Magdeburg allemal, auch wenn die TV-Bilder zeigten, dass Wagners Grätsche tatsächlich den Ball erreichte. Schiri Dr. Robert Kampka stand direkt dahinter und winkte auch ohne Zögern „Weiterspielen, war nichts.“

Scherder später: „Das hat uns der Trainer aber auch vorher gesagt: Wir müssen uns das Glück auch mal erarbeiten.“ Man dürfe jetzt nicht komplett übertreiben, warnte aber auch Scherder. Schließlich sei noch nichts erreicht. Aber die Sieglos-Serie habe im Hinterkopf schon eine Rolle gespielt. „Jetzt ist es zum Glück vorbei.“

Das Ziel wird sein, gegen München nachzulegen. So formulierten es alle Preußen. Für den Augenblick war aber die Erleichterung einfach überall spürbar. „Alle haben sich gefreut für uns. Gerade nach dem Spiel, wenn man die Augen aller geschaut hat: Richtig gut fühlte sich das an. Das fühlt sich sogar grandios an, muss ich ehrlich sagen.“