Preußen Münster in Zwickau: Gesprächsbedarf nach der erneuten Niederlage

Preußen Münster in Zwickau: Gesprächsbedarf nach der erneuten Niederlage

24. November 2019 4 Von Carsten Schulte

Jede Hoffnung auf einen Punktgewinn in Zwickau war kurz nach der Halbzeitpause erledigt. Binnen Minuten hatte der FSV aus einem 1:1 ein 4:1 gemacht. Lange vor Schluss hatten dann auch die mitgereisten Preußenfans die Nase voll. Bis dahin hatten sie unverdrossen ihr Team angefeuert.

Aber dann war die Luft raus. Banner weg, Support eingestellt. Schweigend verfolgte der Preußenblock den Rest des Spiels. Das 2:4 durch Heinz Mörschel nach 80 Minuten fühlte sich nicht wirklich nach dem Auftakt zu einer Aufholjagd an, der mehr als verhaltene Jubel des SCP zeigte das auch in der Körpersprache. Das Spiel war längst verloren. Da half auch keine Mentalität oder Moral mehr.

„Schwer zu erklären“, fand Trainer Sven Hübscher nach Abpfiff, was da auf dem Platz passiert war. Im Interview mit MagentaSport sprach er davon, wie der FSV dem SC Preußen einfach den Schneid abgekauft habe. „Sie haben aggressiv gespielt.“ Nicht unfair, um das deutlich zu sagen, aber eben viel klarer, robuster, schnörkelloser. „Nicht schön“, gab FSV-Trainer Joe Enochs später zu. „Aber wir haben Gas gegeben.“

Solche Aussagen dürften bei jedem Preußen Alarmglocken schrillen lassen. Die Preußen agierten einfach wieder, als sei die Tabellenlage nur eine missliche Momentaufnahme, die sich von selbst erledigen werde. Vielleicht bekommt das Team zu viel Lob? Wer in den vergangenen Tagen und Wochen mit den Spielern oder der Klubführung sprach, konnte schon diesen Eindruck gewinnen. Man spiele doch gut, hieß es da stets. Man brauche doch nur ein Erfolgserlebnis. Den „Bock umstoßen“, das „Pendel ausschlagen“ lassen: Das waren die übermäßig strapazierten Bilder, um die Situation zu umschreiben.

Vorne mache man doch immer ein Tor, hieß es immer wieder. Und das mag stimmen, tatsächlich gingen die Adler nur in Duisburg und Rostock ohne Tor aus dem Spiel. Das Problem: Was hilft es, wenn es hinten klingelt wie sonst nur die Post vor Weihnachten? 33 Gegentore! Würzburg, die „Schießbude“ der Liga, kassierte nur zwei Gegentore mehr – steht aber trotzdem vier Tabellenplätze besser da als der SCP.

Was der Sport-Geschäftsführer Malte Metzelder noch vor dem Spiel sagte, ist auch bezeichnend für die Lage. „Es ist nicht alles schlecht.“ Gegen Braunschweig habe man ein „richtig gutes Spiel gemacht“, habe eine „gute Ordnung“ gezeigt. Und man versuche, sich mit diesen „positiven Erlebnissen weiter nach vorn zu bringen“. Und dann kassierte Münster vier Gegentore.

Metzelder spricht immer wieder davon, dass „Aufgeben“ keine Option sei. Was im Grunde logisch, aber zugleich eine unnötige Aussage ist – wer hat denn angeregt, die Mannschaft vom Spielbetrieb abzumelden? Aber die Frage ist: Ist die Mannschaft in der jetzigen Form wettbewerbsfähig? Also in der Lage, den Abstiegskampf so zu bestreiten, dass Punkte herausspringen? Und hinter diese Fragen muss man ein dickes Fragezeichen setzen. Oder es einfach aussprechen: Was der SCP da versucht, funktioniert nicht. Weder in der Dreierkette oder in der Viererkette, im zentralen defensiven Mittelfeld: Das ist schlichtweg nicht griffig genug. Da stimmt das Positionsspiel im Raum oft nicht, manchmal fehlt es an Aufmerksamkeit, dazu kommen immer wieder diese kleinen und großen Fehler, die offenbar auch nicht abzustellen sind.

Fehlerketten und Pannen

Beim 2:1 klärte Simon Scherder mitten ins Zentrum und nach vorn („Das dürfen wir nicht!“, so Preußentrainer Hübscher), was die folgende Torszene ja erst ermöglichte – und dann stürzte Torwart Schnitzler aus seinem Tor, ohne den Ball fangen zu können. Eine Kette von Fehlern, die auch mal passieren kann, aber beim SC Preußen einfach die Regel ist.

Exemplarisch dafür auch das 3:1 für Zwickau: Da verschob das gesamte Team auf die linke Seite, ließ rechts alles offen – Niklas Heidemann bemerkte nicht den anlaufenden Schröter, kam dann nicht mehr hinterher. Und so viel Platz zum Abschluss bekommt man als Spieler auch nicht oft …

Beim 4:1 nur wenige Minuten später war der SCP gedanklich 10 Sekunden hinter dem FSV. Ob der Ball beim Freistoß nun noch in Bewegung war oder nicht: Aufgepasst hatte der SCP eben nicht. Exakt eine Ballberührung später lag der Ball im Preußentor. Mutterseelenallein war Huth da unterwegs, Heidemann und Scherder schauten nur noch zu.

Für diese Tore brauchte der FSV, wenn man die Halbzeitpause weglässt, ganze sechs Minuten! Dass der Doppelschlag ja auch direkt nach Wiederanpfiff kommt, als der SCP ja eigentlich gerade „gebrieft“ und neu eingestellt auf den Platz zurückkehrt: Was soll man dazu noch sagen?

Abstand wächst

Die Preußen verloren zwar „nur“ sieben Spiele, spielte dagegen in sieben Spielen unentschieden. Aber mit zwei Saisonsiegen liegt der SC Preußen in allen drei deutschen Profiligen ganz, ganz weit hinten. Von 56 deutschen Profiklubs haben nur Jena und Paderborn weniger gewonnen.

Falls Kaiserslautern gegen Rostock punktet oder sogar gewinnt, würde der SCP schon sechs Punkte hinter dem ersten Nicht-Abstiegsplatz liegen. Und Platz 15 ist in jedem Fall schon sieben Punkte weg. Realistisch: Welcher Klub aus der 3. Liga wäre denn eigentlich noch schlechter als die Preußen?

Bis zur Winterpause bekommt der SCP in vier Spielen noch drei (!) Heimspiele. Aber leider heißt das ja auch nichts, denn auch im eigenen Stadion kriegt der SCP seit Monaten wenig auf die Kette. Bliebe es beim bisherigen Schnitt, käme der SCP bis Weihnachten auf rund 4 Punkte. Dann hätte der SCP 17 auf seinem Konto. Das reicht nicht, ganz einfach.