Luca Schnellbacher: „Für den Aufwand nicht belohnt“

Luca Schnellbacher: „Für den Aufwand nicht belohnt“

16. Februar 2020 2 Von Carsten Schulte

Was Luca Schnellbacher nach dem 0:0 gegen Würzburg sagte, war beispielhaft für das, was beim SC Preußen Münster wohl jeder dachte. „Wir haben uns für den Aufwand nicht belohnt.“

Tatsächlich hatten die Preußen nach dem 1:1 in Kaiserslautern weiter am Thema defensive Stabilität gearbeitet. Auf dem Betzenberg agierte der SCP sogar noch vorsichtiger und kompakter. Gegen Würzburg im eigenen Stadion war es der Plan, etwas höher zu stehen – ohne die Abwehrarbeit zu vernachlässigen.

Schon vorher hatte Fridolin Wagner im 100ProzentMeinSCP-Interview vorgewarnt, dass sich wohl ein wenig ansehnliches Spiel entwickeln könne. Das traf auf die Partie gegen Würzburg insoweit zu, als dass es kein Offensiv-Feuerwerk wurde. Schnellbacher: „Wir sind gelaufen, haben uns in jeden Zweikampf geworfen.“ Das war ein Kampfspiel im besten Sinn; und je länger die Partie dauerte, desto mehr schwang das Publikum mit. Vor allem in der zweiten Halbzeit unterstützten die Zuschauer jeden Versuch des SCP, eine Torchance herauszuspielen. Auf dem Platz war der SCP eher spielbestimmend, wenngleich das insgesamt eine Partie auf Augenhöhe war.

Luca Schnellbacher (r.) gegen Sebastian Schuppan.

Trotzdem: „Gefühl war das eine Niederlage, wir haben einfach zwei Punkte verschenkt“, so Schnellbacher. „Aber wir müssen jetzt eben einfach weitermachen und uns gegen Uerdingen belohnen.“ Eben jener KFC Uerdingen ist allerdings erstarkt, holte am Wochenende einen 1:0-Auswärtssieg in Ingolstadt. Das wird wieder einmal eine ordentliche Hürde für die Adler. Andererseits haben die Preußen im Kalenderjahr 2020 auswärts noch nicht verloren, also …

„Auf die Tabelle oder Ergebnisse dürfen wir einfach nicht schauen“, so Schnellbacher. „Wir müssen einfach Punkte sammeln.“ Mehr gab es dazu nicht zu sagen, denn die Lage ist ja bekannt. Die Durchhalteparolen (oder Mutmacher, je nachdem) sind wöchentlich identisch. Fakt ist: In der Rückrundentabelle steht der SCP auf Rang 14, in der Jahrestabelle 2020 auf Platz 12. Die Frage ist, ob das am Ende genügt?

Fridolin Wagner war nach dem Ende der Partie etwas zwiegespalten. „Jetzt unterhalten wir uns nicht mehr über die Defensive. Heute haben wir ein Tor zu wenig geschossen.“ Also gar keines, um das korrekt zu sagen. „Klar ist, ich stehe lieber stabil als zwei Tore zu schießen, aber drei zu kassieren.“ Aber es sei ja klar, dass die Mannschaft auch Ergebnisse liefern müsse.

Das ist die Balance, die der SCP jetzt finden muss. Hinten sicher zu stehen, aber eben die (wenigen) Chancen nach vorn besser ausspielen und bestenfalls nutzen. Der Versuch, den SC Preußen defensiv zu stabilisieren, musste der Trainer wagen auf Kosten einer etwas weniger offensiven Ausrichtung. Jetzt gilt ein bisschen mehr das Hoffen auf individuelle Szenen und auf gutes Umschaltspiel.

Wie schon in Kaiserslautern zeigte das Team am Ende so etwas wie einen Mangel an Mut. „Das Selbstvertrauen in einer Schlussphase, das fehlt immer noch.“ Zu sehr spukt in den Köpfen die Angst, am Ende ein Gegentor zu kassieren und ein Spiel wie gegen Würzburg zu verlieren. „Das tut mir einfach Leid für die Mannschaft, die sich belohnen muss.“

Ein Blick in die Kommentarspalten auf Facebook offenbart, dass nicht alle Fans verstehen, was taktisch gefragt ist. Da wurde ein chancenarmes Spiel beklagt, fehlender Offensivschwung. Das ist ja alles richtig, aber jedes Spiel und jedes Ergebnis beginnt nun einmal damit, dass hinten kein Gegentor fällt. Für ein Team, das in der Hinrunde die zweitmeisten Gegentore der Liga kassiert hat, muss der Fokus auf Stabilisierung liegen – und dass der SCP über die Qualität verfügt, selbst zu treffen, hat er schon bewiesen. Auch wenn das gegen Würzburg diesmal nicht gelang.

Nimmt man das Spiel gegen Duisburg einmal heraus, kassierte der SCP in vier Rückrundenspielen nur drei Gegentore. Das ist einwandfrei. Vergleich? Nach dem 4. Spieltag der Saison hatte Tabellenführer Ingolstadt auch drei Gegentore.

Was fehlt, ist ein bisschen das „Spielglück“, das Trainer und Spieler bei Kellerkindern gern beklagen. Trainer Sascha Hildmann: „Wenn du einen Lauf hast, triffst du auch mal.“ Gemeint war beispielsweise das sensationelle Luftloch, das Alexander Rossipal in der ersten Halbzeit schlug. „Den Lucky Punch haben wir noch nicht. Aber wir müssen weitermachen, immer weitermachen.“ Besser hätte es auch King Kahn nicht sagen können.

Hildmanns Fazit: „Das Team lebt! Die Zuschauer waren überragend, haben uns toll angefeuert. Das ist der gemeinsame Weg. Ich hoffe, wir gehen den so weiter und belohnen uns dann mal mit drei Punkten.“

Sascha Hildmann beim Spiel gegen Würzburg.