Leroy Kwadwo beleidigt: Rassismus im Preußenstadion sorgt für Entsetzen – und eine starke Reaktion

Leroy Kwadwo beleidigt: Rassismus im Preußenstadion sorgt für Entsetzen – und eine starke Reaktion

14. Februar 2020 3 Von Carsten Schulte

Es war die Schlussphase des Spiels. Die Würzburger Kickers bekamen einen Einwurf, Leroy Kwadwo schnappte sich den Ball. Genau in diesem Moment fielen dann bei einem Besucher im Block B alle Hemmungen. Mit Affenlauten beleidigte er Kwadwo, der sofort und heftig darauf reagierte.

Viele im Block hatten zunächst gar nicht realisiert, was passiert war. Aber sofort regte sich im Block heftiger Widerstand. Während Kwadwo zur Schiedsrichterin eilte, wurde der Pöbler energisch aufgefordert, den Block zu verlassen. Wütende Rufe begleiteten den jungen Mann.

Nach Abpfiff ging auch Preußens Sportchef Malte Metzelder zu Leroy Kwadwo.

Der Mann wurde noch oben auf der Tribüne verhaftet – er wird sicher ein Stadionverbot erhalten. Zeugenaussagen nahm der SCP noch während des Spiels auf.

Und ziemlich schnell reagierte auch der SCP durch Stadionsprecher Martin Kehrenberg. Der verlas die vorbereitete Erklärung, die in der 3. Liga für solche Fälle existiert. Und das Publikum reagierte stark: „Nazis raus!“ wurde laut, es gab kräftigen Applaus, Preußenspieler klatschten mit Kwadwo ab.

Und so sah es der Spieler selbst:

Leroy Kwadwo, was war in der Szene los?
Ich will den Ball zum Einwurf nehmen, als völlig überraschend aus dem Block jemand Affenlaute macht. Ich dachte erst, das sei etwas anderes, ehe ich die Person bemerkt habe. Der machte einfach weiter. Das ist komplett unverständlich. Ein bodenloses Beispiel für dummes Verhalten.

Hast du so etwas schon einmal erlebt?
Nein, das war für mich das erste Mal. Ich hatte zuletzt gelesen, was anderswo passiert ist. Aber für mich war es der erste Vorfall, daher habe ich auch so reagiert. Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas auch passieren kann, aber es wird wohl immer solche Idioten geben.

Das Publikum hat klar reagiert.
Ja, dafür muss ich den Fans in Münster danken. Sie haben richtig reagiert.

Kannst du das abhaken?
Das wird mich sicher noch ein, zwei Tage beschäftigen, weil es so neu ist.

Auch Preußen-Präsident Christoph Strässer war nach Abpfiff erschüttert. „Egal, ob das nur einer war. Einer ist zuviel. Das passt einfach nicht hierhin, ich muss mich in aller Form – und tue das gern – entschuldigen beim Spieler. Solche Leute brauchen wir nicht. Aber die Reaktion im Publikum kam schnell und war richtig.

In der Pressekonferenz nach der Partie wurde der Vorfall noch einmal dezidiert erwähnt. „Die Reaktion unserer Fans war absolut überragend. Der Fan wurde verhaftet, das wird Konsequenzen gaben. Das ist nicht Münster“, betonte Pressesprecher Marcel Weskamp.

Hier haut der Pöbler ab (Bildmitte, in Rückensicht) – oben im Block wurde er in Gewahrsam genommen.

Auch Gästetrainer Michael Schiele nahm das auf. „So etwas hat nirgendwo etwas verloren. So etwas tolerieren wir nicht, wir sagen auch Danke an die Fans in Münster für die Reaktion.“

Nach dem Abpfiff war auch Sportchef Malte Metzelder auf dem Platz und sprach mit Kwadwo noch über den Vorfall. Auch Preußenspieler waren nach Abpfiff noch bei den Würzburger.

Immerhin ein klares Zeichen für eine Szene, die man in Münster hoffentlich nie wieder erleben muss.

Die Stellungnahme des SCP im Wortlaut:

Kein Platz für Rassismus im Preußenstadion

In der Schlussphase der Drittligapartie gegen die Würzburger Kickers kam es auf der Haupttribüne des Preußenstadions am Freitagabend zu einer rassistischen Entgleisung eines einzelnen Zuschauers gegenüber dem Kickers-Spieler Leroy Kwadwo. So abstoßend die getätigten Affenlaute gegen den Spieler waren, so beeindruckend war die anschließende Reaktionen der übrigen Zuschauer, die nicht nur auf den Täter zeigten und ihn so für die Ordnungskräfte erkennbar machten, sondern mit unüberhörbaren Nazis-raus-Rufen die starke antirassistische Haltung der Preußenfans und der Münsteraner deutlich machten. Der Verdächtige wurde bereits gestellt und verhaftet. 

„Das ist nichts, was auf den Fußballplatz und schon gar nicht in unser Stadion gehört. Solche Leute wollen und brauchen wir hier nicht. Wir distanzieren uns ganz klar von solchen Äußerungen und ich habe mich unmittelbar nach dem Spiel bei den Würzburgern entschuldigt“, kommentiert Vereinspräsident Christoph Strässer die Situation.

Es gehört zu den Grundfesten des SC Preußen Münster und seiner Anhänger, sich klar und deutlich gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung – sei es wegen der Hautfarbe, der religösen Überzeugung, des Geschlechtes oder sonstiger Orientierung – zu stellen. Davon wird der Verein auch in Zukunft keinen Millimeter abrücken. Wir entschuldigen uns an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich bei Leroy Kwadwo und unserem Gegner, der heute im Preußenstadion einen harten aber stets fairen Schlagabtausch geboten hat.​